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Im vergehenden Jahr hat sich viel getan. Flüchtlinge kamen ins Land, Querfronten gegen die Demokratie entstanden und die Nazis nutzten diese Anlässe für ihre rassistische Hetze. Diese Querfronten sind wirklich erstaunlich: Leute von denen man es nie für möglich gehalten hätte, stehen auf der Straße neben Nazis und hängen dubiosen Verschwörungstheorien nach. Nachbarn, die sonst friedlich ihren Berufen nachgehen, versammeln sich vor Heimen und schreien hasserfüllte Parolen gegen Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind.
Seit Jahren versuchen Neonazis, ihre Kräfte in Sachsen zu bündeln und ein antidemokratisches Klima zu schaffen. Umso wichtiger sind die zahlreichen Initiativen im Freistaat, die sich unermüdlich gegen Rechtsextremismus, Menschenfeindlichkeit und Rassismus engagieren. Sechs von ihnen wurden am Freitag mit dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie ausgezeichnet, ebenso gehörte erstmals auch eine Kommune zu den Geehrten.
»War es bisher der kleinste Christopher Street Day deutschlandweit, sind wir jetzt der einzige CSD in einer Kleinstadt – und das in Pirna« stellt ein Vereinsmitglied belustigt fest. Doch so leicht wie es klingt, ist es keineswegs. Denn die Menschenverachtung der Neonazis trifft auch immer wieder Homosexuelle. Bisher fehlt es vor Ort jedoch an Vernetzung und Ansprechpersonen. Das soll nun anders werden. Gemeinsam wollen die Mitglieder des CSD Pirna e.V. eine lokale Unterstützungsstruktur aufbauen. Für ihr Engagement sind sie nun für den diesjährigen Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert.
Fußball grenzenlos – eine kleine Kopie der Mondiali Antirazzisti wird bereits seit 2003 im sächsischen Kittlitz veranstaltet. Das Besondere am Turnier: Fußball grenzenlos steht für mehr als sportlichen Wettkampf mit interkultureller Note. So kombinieren die Veranstaltenden Sport mit politischer Bildungsarbeit und Kultur. Dieses hohe Maß an Einsatzbereitschaft ist einer der Gründe, warum sich die Jury in diesem Jahr dazu entschieden hat, die beiden Vereine Partysahnen e.V. und Augen auf e.V. mit ihrem Projekt »Fußball grenzenlos« für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie zu nominieren.
Menschen wie den Aktiven des Bündnisses »Bautzen bleibt bunt« ist es zu verdanken, dass die Eskalationsspirale, die NPD und andere rechtsextreme Akteure vor Ort in Gang zu setzen versuchen, nicht unwidersprochen ihren Lauf nehmen kann. Sie organisieren Unterstützungsmöglichkeiten für Flüchtlinge und stellen sich somit den rassistischen Mobilisierungen und dem Stillschweigen der Mehrheit entgegen. Einer von zahlreichen Gründen das Bündnis für den diesjährigen Sächsischen Förderpreis für Demokratie zu nominieren.
In Ebersdorf-Hilbersdorf hat sich eine engagierte Anwohnerschaft zusammengeschlossen, um durch verschiedene Aktionen mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten und ein gemeinsames Miteinander zu gestalten. Für ihr Engagement sind sie nun für den diesjährigen Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert.
Ein Leipziger Fußballverein hat eine tolle Aktion ins Leben gerufen: Neben den Vereinsmitgliedern kicken dort nun auch Flüchtlingskinder unter dem Motto »Refugees United«. Einem solch wunderbaren Ansatz zur gesellschaftlichen Integration junger Menschen kann man nur gratulieren und zahlreiche Nachahmerinnen und Nachahmer wünschen! Die Jury des Sächsischen Förderpreises für Demokratie ist beeindruckt vom klugen und mutigen Engagement des BSG Chemie Leipzig und seiner Fans und nominiert das Projekt »Refugees United« für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2014.
Bereits zum achten Mal wird in diesem Jahr der Sächsische Förderpreis für Demokratie vergeben. Aus den eingegangenen 60 Bewerbungen wählte eine prominent besetzte Jury sechs Initiativen und erstmals eine Kommune aus, die sich in herausragender Weise für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus engagieren und die demokratische Kultur in Sachsen täglich bereichern und fördern. Die Jugendgruppe der Alevitischen Gemeinde Dresden ist mit ihrem Film »Wenn wir reden ... Akzeptanz ist keine Pflicht sondern selbstverständlich!« unter den Nominierten.
Bereits zum achten Mal wird in diesem Jahr der Sächsische Förderpreis für Demokratie vergeben. Er zeichnet herausragendes Engagement von Initiativen und Kommunen aus, die sich für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus einsetzen und die demokratische Kultur in Sachsen täglich bereichern und fördern.
Der November ist ein deutscher Monat. Zu den fixen Daten der jüngeren Geschichte – dem Fall der Mauer 1989 und der Reichspogromnacht 1938, die unbestritten einen inneren Zusammenhang haben – kommt nun ein weiteres Datum hinzu: die Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011. Drei Jahre ist es nun her, dass ein Teil der Terrorgruppe aufflog, die im gemütlichen Verlauf einer langen Zeit Bomben zünden, Menschen ermorden und Banken ausrauben konnte, ohne dass sie jemand davon abhielt. Beides, dass Nazis dies im vereinten Deutschland tun konnten und dass sie niemand davon abhielt, zeigt auch in diesem Fall den inneren Zusammenhang der anderen Novemberdaten.

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