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Dark Wave

Dark Wave (auch Gothic oder Gruftie-Szene genannt) entstand Ende der siebziger Jahre aus Punk und New Wave und war so zunächst eine tendenziell linke Subkultur. In den neunziger Jahren entwickelte sich ein rechter Flügel.

Die Dark Wave-Szene ist relativ groß. Musikalisch umfasst sie neben klassischem Dark Wave auch Gothic Rock, Mittelalter-Folk, EBM (Electronic Body Music), Industrial, Apocalyptic- und Neo-Folk.

Die „Schwarze Szene“ (Selbstbezeichnung) wendet sich ab von der modernen Gesellschaft, ist fasziniert von Vergänglichkeit, schwelgt in z.T. kitschig-romatisch überhöhten Untergangs- und Todessehnsüchten und setzt sich mit dem Sinn des Lebens und den Kehrseiten der Gegenwart auseinander. Die Mitglieder interessieren sich für Magie, Mystik und Naturreligionen, das Mittelalter und die Romantik.

Bezüge zu rechtsextremem Denken ergeben sich durch die Verehrung von Germanen- und Heidentum und die Kritik an der Moderne. Dabei bezieht sich der rechten Dark Wave-Flügels sich auf die Theoretiker der „Konservativen Revolution“ der 30er Jahre und des europäischen Faschismus (z.B. Ernst Jünger, Gabriele D’Annunzio, Julius Evola), die ihre nationalistischen, antisemitischen und rassistischen Gedanken feingeistiger ausdrücken als die Nationalsozialisten und Faschisten, denen sei den Weg bereiten.

Besonders wichtig ist dem rechten Flügel des Dark Wave die ästhetische Inszenierung. Auf CD-Covern tauchen Bezüge zur Ästhetik von Leni Riefenstahl oder Arno Breker auf, SS-Uniformen sind beliebt. Krieg und Militarismus werden ästhetisiert und glorifiziert.

Rechte Gothic-Bands verwenden meist keine deutlichen Parolen, sondern verpacken extrem rechte Ideologie in Zwischen- und Untertönen. Sie fordern etwa den „Tod des Westens“, der westlichen Gesellschaft als Inbegriff von Kapitalismus, Materialismus, Massenkultur, verbunden mit Antiamerikanismus. Dagegen helfe nur Rückbesinnung auf nordisches Heidentum. Der Neo-Folk etwa von „Death in June“ ist als „neu-völkisch“ zu begreifen. Andere Band propagieren Deutschtümelei und „Blut und Boden“- Gedanken.

Nur wenige Bands der Dark Wave-Szene lassen sich explizit als rechtsextrem bezeichnen. Zu diesen gehören aber "Death in June" (deren Bandname sich auf den so genannten Röhm-Putsch im Juni 1934 bezieht und eine Huldigung an den SA-Führer darstellen soll), "Blood Axis", "Von Thronstahl", „Allerseelen“ und „Der Blutharsch“.

Während sich die Dark Wave-Szene gegen Vereinnahmungsversuche durch die NPD wehrte und diese nicht Fuß fassen ließ, ist sie innerhalb der Szene unkritisch gegenüber rechten Strukturen. Die Szene sieht sich als unpolitisch. Offen neonazistische Parolen kommen nicht vor, und die Ästhetik wird schlicht zum Fetisch verklärt. Über die Gefahr, die im Verharmlosen und Kokettieren mit rassistischen, anti-egalitären, militiaristischen Ideen liegt, ist sich die Szene nicht bewusst. Die szeneinterne Bremer Initiative „Grufties gegen rechts“ galt lange als Nestbeschmutzer, fand aber Gleichgesinnte in ganz Deutschland.

mut-gegen-rechte-gewalt.de