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Rassismus

Rassistisches Denken geht von der unabänderlichen Zugehörigkeit des einzelnen Menschen zu einer Volksgruppe aus. Diesen Volksgruppen werden allgemein gültige Charakterzüge unterstellt, die dann auf alle "Gruppenmitglieder" projiziert werden.

Darüber hinaus wird im Rassismus die natürliche Überlegenheit der eigenen Gruppe behauptet und daraus das Recht zur Benachteiligung anderer Gruppen abgeleitet, bis hin zur Rechtfertigung von Aggressionen und Gewalt. Folge ist die Ausgrenzung von Menschen, die auf vielfältige Weise geschehen kann, z.B. durch die Verweigerung fundamentaler Rechte.

Historisch
Die rassistische Rechtfertigung der europäischen Kolonialpolitik etablierte Rassismus spätestens im 19. Jahrhundert als Massenphänomen westlicher Gesellschaften. Die Rassenpolitik des Nationalsozialismus, der rassistische Eroberungskrieg und die systematische Vernichtung von Menschen nach rassistischen Kriterien stellen einen schrecklichen Höhepunkt in der Geschichte rassistischen Denkens und Handelns dar.

Beispiele
Auch wenn heute kaum mehr öffentlich von Menschenrassen gesprochen wird, geschieht Ungleichbehandlung häufig doch nach rassistischen Kriterien. Sehr oft müssen Einwanderer gegen vielfältige Vorurteile ankämpfen, die sich fast immer gegen die ihnen zugeschriebene Gruppe richten und nicht gegen sie als Individuum (nach dem Muster: „Die (Türken/Schwarzen/Russen, etc.) sind doch alle ...“). Die Zuschreibungen sind beliebig und meist negativ. Positive kollektive Zuschreibungen wie "Schwarze tanzen besser als Weiße" sind nur die Kehrseite der gleichen Medaille und können als positiver Rassismus bezeichnet werden.

Umsetzung
Die Zuordnung von Individuen zu Rassen geschieht anhand biologischer Merkmale, denen Verhaltensweisen zugeschrieben werden. Die neueste Form der Zuordnung geschieht über die angeblich unveränderbare kulturelle Identität einer Volksgruppe. Dieser "Kulturalismus" ist zwar nicht dasselbe wie Rassismus, führt jedoch im Kern zu ähnlichen Ergebnissen. Die Vorurteile richten sich nun gegen Kulturen, denen einheitliche Charakterzüge und Wertigkeiten zugeschrieben werden. Die Folgen sind auch hier Ungleichbehandlung und Ausgrenzung. Die Erkenntnis, dass Kulturen nicht starr festgelegt sind, vielmehr im Zusammenleben von Menschen wachsen, wird nicht zugelassen.

Rassismus ist kein Phänomen, das sich auf Rechtsextremisten beschränkt. Rassismus ist vielmehr in der Mitte der Gesellschaft und sogar in ausgegrenzten Minderheiten selbst vorzufinden. Die Frage, wie viel Einfluss ihm zugestanden wird, ist eine Frage der Demokratie selbst, die in ihrem Kern mit Rassismus unvereinbar ist.


Bulletin 1/2002: Rechtsextremismus heute - Eine Einführung in Denkwelten, Erscheinungsformen und Gegenstrategien. ZDK

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