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Rassismus

Bereits seit einiger Zeit wird in Eberswalde über die Umbenennung einer Straße in Amadeu Antonio Straße nachgedacht. Mittlerweile hat die Diskussion darüber beschämende Züge angenommen. Der Vorsitzende der SPD-Ortsvereins Finow und der Ortsvorsteher des Brandenburgischen Viertels heben sich dabei mit fragwürdigen Äußerungen hervor. Die Jusos von Barnim haben nun dazu Stellung genommen und fordern ein würdigeres Gedenken an Amadeu Antonio.
Seit Monaten streitet die Stadt Eberswalde über die Umbenennung einer Straße nach dem ermordeten Angolaner Amadeu Antonio Kiowa im Jahre 1990. Er war eines der ersten Opfer rechter Gewalt nach der Wende. Bis heute fällt es Eberswalde schwer eine angemessene Art des Erinnerns und der Auseinandersetzung mit alltäglichen und strukturellen Formen von Rassismus in ihrer Region zu finden.
Die Diskussion um eine Neuauflage des NPD-Verbotsverfahrens verdrängt die eigentlich wichtigen Themen aus der öffentlichen Debatte. Während Selbstverständlichkeiten diskutiert werden, gerät das Wesentliche aus dem Blick.
Es ist leider kein Einzelfall, dass Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland zum Teil nur unzureichend Schutz durch die Polizei erfahren. Aktuell finden sich in der Presse drei Vorfälle, die Zweifel an den Ermittlungsbehörden aufkommen lassen, was ihre Bereitschaft betrifft, menschenfeindliche Übergriffe entschieden zu verfolgen.
Fast drei Wochen nach einem rassistischen Angriff in einem Müchelner Imbiss und einer knappen Woche, seit der Vorfall durch Medienberichte bekannt wurde – die zuständige Polizei hatte ihn nicht für berichtenswert befunden und stattdessen als Auseinandersetzung übers Rauchverbot, vulgo „Kneipenschlägerei“ vertuscht – liegen einem die Ereignisse noch immer schwer und unverdaut im Magen.
Die Trauerfeier für die Mordopfer der NSU hat mich beeindruckt. Sie entsprach dem, was man von der Würde dieses furchtbaren Anlasses erwarten konnte. Sie spiegelte für zwei Stunden, was in Deutschland auch Realität sein kann: Eine Kanzlerin, die sich selbst zurücknehmend den richtigen Ton trifft, die richtigen Worte findet und denen Platz für Zorn und Trauer einräumt, die ihn dringend brauchen.
Wenn die Mitte der Gesellschaft geistigen Extremismus nicht ahndet, müssen wir uns nicht über die militante Umsetzung dieser von Menschenhass getragenen Ideologien am rechten Rand wundern.
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft trauern um die Opfer der rassistischen Mordserie: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Yunus Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.
Vor 20 Jahren zwischen dem 17. und 23. September 1991 kam es in Hoyerswerda zu Pogromen auf ehemalige Vertragsarbeiterinnen und –arbeiter der DDR sowie auf Flüchtlinge. Täter waren nicht nur organisierte Neonazis, sondern auch Bürgerinnen und Bürger aus Hoyerswerda. Wie geht die Stadt 20 Jahre danach mit ihrer Geschichte um?

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