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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Gegen das aggressive Auftreten der Neonazis in Mecklenburg-Vorpommern hat sich breiter Protest entwickelt. So auch die Kampagne „Wake up – Stand up!“, deren Ziel es ist, den Wiedereinzug der NPD in den Landtag zu verhindern.
Von Rainer Mai
In den vergangenen Wochen haben wir erfahren wie die NPD wo und mit welchen Themen auftritt. Heute ist der Widerstand gegen diese menschenverachtenden und diskriminierenden Ansichten Thema. Vor allem vor der Landtagswahl am 4. September hat sich breiter Protest entwickelt. Auch die Amadeu Antonio Stiftung setzt sich mit der Kampagne „Kein Ort für Nazis“ in Mecklenburg-Vorpommern dafür ein, dass die NPD nicht noch einmal in den Landtag einzieht. Dazu unterstützt sie Projekte und Aktive mit finanziellen Mittel schnell und unkompliziert vor Ort. Auch die Kampagne „Wake up – Stand up! Keine Stimme den Nazis in MV!“ wurde in diesem Zusammenhang gefördert. Unter diesem Slogan haben sich zahlreiche Aktive zusammengeschlossen, um gemeinsam „bunt und lautstark, kreativ und entschlossen“ den Wahlkampf der NPD zu stören.
Von Kaffeefahrt bis Infostand
Hauptsächlich getragen wird die Kampagne von interessierten, alternativen, nicht rechten Jugendstrukturen. „Der Stil der Kampagne versucht außerdem Leute anzusprechen, die selbst Probleme mit Nazis haben und/oder die politisch am Thema interessiert sind“, so Erik Jansen, Pressesprecher der Kampagne. Neben inhaltlichen Flyern, die vor allem die Propagandathemen der NPD argumentativ entkräften, behandelt die Kampagne aber auch Themen, die über diese NPD-Propaganda hinausgehen. In Demmin wurde zum Beispiel über Flüchtlingspolitik aufgeklärt. Um die Flyer unter die Menschen zu bringen, werden Demos, Stadtteilspaziergänge oder „antifaschistische Kaffeefahrten“ organisiert. Eine Kaffeefahrt ging nach Teterow, einer Kleinstadt im Landkreis Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. „In Teterow gibt es aktionistische Nazi-Strukturen, die sehr häufig mit Gewalt auffallen“, so Jansen. In der Stadt selbst wurden während einer spontanen Demo viele Flyer und Infomaterialien verteilt.
Interessierte Menschen
„Bei den Stadtteilspaziergängen haben wir eigentlich durchweg ein positives Feedback bekommen“, beschreibt der Sprecher die Reaktionen auf die immer etwa 50 – 60 Menschen, die gemeinsam durch die Städte spazieren. „Viele wirken sehr interessiert und nehmen die Flyer mit nach Hause“, fügt er an. Generell erstreckt sich die Kampagne über das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Da das Grundprinzip der „Wake Up – Stand – Up!“- Kampagne die selbstständige Arbeit der Initiativen vor Ort ist, werden vor allem dort viele Aktionen gestartet, wo es auch eine lebendige, nicht rechte Jugendkultur gibt. Es finden also besonders in Städten, wie Rostock, Schwerin aber auch Neubrandenburg Aktionen im Rahmen der Kampagne statt. „Viele Jugendliche, die im ländlichen Raum wohnen, tragen sehr häufig Flyer und andere Infos aus den aktiveren in die weniger aktiven Gebiete“, erzählt Jansen.
Es gibt immer was zu tun
Dieses Weitertragen ist besonders wichtig, da es der Kampagne speziell darum geht in ganz Mecklenburg-Vorpommern präsent zu sein. „Wir müssen durchweg präsent sein, da die NPD und Nazi-Aktivitäten hier unentwegt von statten gehen“, beschreibt der Pressesprecher die Situation im Land. Sollte es gelingen, dass die NPD am 4. September nicht in den Landtag einzieht, ist die Arbeit der Kampagne trotzdem nicht vorbei. Es geht darum, den Neonazis etwas entgegen zu setzen und Menschen, die sich hier engagieren möchten an die Hand zu nehmen und ihnen Partizipationsmöglichkeiten zu geben. Treffend sagt Jansen: „Das Thema der extremen Rechten ist nach den Wahlen nicht vorbei. Etwas machen kann und muss man immer!“ Gerade in Mecklenburg-Vorpommern gelingt es der NPD immer wieder, in gesellschaftliche Sphären einzudringen und dort Themen aufzugreifen, die andere Parteien nicht abdecken.
Wake Up - Stand Up
„Die Kampagne zielt darauf ab, dass die Leute merken, dass man etwas gegen die Nazis tun muss und tatsächlich einmal aufstehen muss! Das ist etwas, was in Mecklenburg-Vorpommern lange nicht passiert ist und schon sehr lange hätte passieren müssen“, ruft der Erik Jansen auf. Um sich mit den Aktiven in Mecklenburg-Vorpommern solidarisch zu zeigen und um ein Zeichen der Demokratie zu setzen, ruft die Kampagne einen Tag vor den Landtagswahlen, also am Samstag den 3. September, zu einer großen Demonstration in Schwerin vom Bahnhof bis zum Schloss, dem dortigen Landtag, auf.