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Was wir jetzt alle tun können

In Chemnitz wollten sie ein Signal setzen: Rechtsextreme nahmen den tragischen Mord an Daniel Hillig zum Anlass, mit Nazi-Parolen und Gewaltausbrüchen durch die Straßen zu ziehen. Mit diesen 8 Punkten können wir alle dazu beitragen, dem rechten Mob entschlossen entgegenzutreten, die Betroffenen rechtsextremer Gewalt zu unterstützen und demokratische Strukturen zu stärken. 
 
Zustände wie in Chemnitz und die drastische Zunahme von Gewalt gegen Menschen, die nicht in das völkisch-nationalistische Weltbild der Rechtsextremen passen, dürfen nicht zur Normalität in Deutschland werden. Daher ist es besonders wichtig, sich gegen Rechtsextremismus und für eine demokratische Zivilgesellschaft zu engagieren. Mit diesen 8 Punkten können wir alle dazu beitragen, dem rechten Mob entschlossen entgegenzutreten, die Betroffenen rechtsextremer Gewalt zu unterstützen und demokratische Strukturen zu stärken.
 
1. Das Problem heißt Rassismus
 
Debatten, wie sie im Zuge von den Geschehnissen in Chemnitz geführt werden, sind irreführend. Denn es sollte nicht um die Frage gehen, ob man Begriffe wie Mob und Hetzjagd benutzen darf, sondern darum, dass ein offener Rassismus zutage getreten ist und Menschen gewaltvolle Erfahrungen machen mussten. Doch Rassismus und rassistische Gewalt existieren nicht erst seit Chemnitz. Der #metwo Aufruf in den sozialen Medien zeigt in schockierender Weise, welche Erfahrungen Geflüchtete und Menschen mit Einwanderungsgeschichte seit Jahrzehnten in Deutschland machen.
 
     Was kann ich tun?

  • Wenn von Rassismus betroffene Menschen von ihren Erfahrungen erzählen, hör ihnen zu und gib ihnen Raum, um über ihre Erfahrungen zu sprechen.
  • Diese Menschen erleben in Deutschland täglich erniedrigende, verletzende, gewaltvolle Äußerungen und Übergriffe, die ernst genommen werden müssen.
  • Das Problem heißt Rassismus und muss klar erkannt und benannt werden. Auch die Medien stehen dabei in der Verantwortung und müssen Rassismus und Rechtsextremismus als solche benennen und nicht als Auftreten besorgter Bürger*innen verharmlosen.

 
2. Betroffene rechtsextremer Gewalt unterstützen
 
Das Problem sind nicht die vermeintlichen Geflüchteten oder sog. Migrant*innen, sondern die Gewalt der Rechtsextremen. Gewalt ist immer zu verurteilen! Den Betroffenen rechter Gewalt gilt Solidarität und diesen muss Unterstützung zukommen.
 
     Was kann ich tun?

  • Wenn du rassistische Angriffe mitbekommst, misch dich ein. Lass die Betroffenen nicht alleine, auch nach dem Angriff. Frag sie, wie es ihnen geht. Schätze die Situation gut ein und hol dir Unterstützung. Bring dich nicht selbst in Gefahr, sondern ruf die Polizei, wenn nötig. Biete den Betroffenen nach dem Angriff an, sie an eine Beratungsstelle zu vermitteln.
  • Hier findest du eine Liste der Beratungsstellen für Betroffene rechter Gewalt in Deutschland.  
  • Du kannst auch Initiativen, die mit Betroffenen rechter und rechtsextremer Gewalt zusammenarbeiten, unterstützen.

 
3. Engagement statt Wut
 
Zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen setzen sich gegen Rechtsextremismus ein und fördern ein respektvolles, demokratisches Miteinander. Nicht nur in Sachsen gibt es Initiativen gegen Rechtsextremismus und für eine demokratische Zivilgesellschaft, sondern überall in Deutschland. Jedes einzelne Engagement macht einen Unterschied und trägt zur Stärkung einer demokratischen Kultur bei!
 
     Was kann ich tun?

  • Wer sich für eine demokratische Zivilgesellschaft einsetzen will, kann sich in einer der vielen Initiativen engagieren.
  • Hier findest du eine Liste der Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus in Deutschand. Die Kolleg*innen vor Ort kennen die Initiativenlandschaft in deiner Region sehr gut und helfen dir bei deinem Vorhaben, dich zu engagieren!

 
4. Haltung im Netz zeigen
 
Gewalt und Menschenfeindlichkeit finden nicht nur auf der Straße statt. In den sozialen Netzwerken, allen voran auf Facebook, etablierte sich bereits vor Jahren eine demokratiefeindliche Gegenöffentlichkeit. Bei Diskussionen in sozialen Netzwerken gelingt es rechtsextremen oder rechtspopulistischen Gruppen und Einzelpersonen immer wieder, Themen zu setzen und Debatten zu bestimmen. Gegenstimmen werden beschimpft, verächtlich gemacht und damit zum Schweigen gebracht.
 
     Was kann ich tun?

  • Hass-Postings und diskriminierende Kommentare solltest du nicht hinnehmen. Unter Facebook-Posts und Foren lesen sehr viele Menschen mit, ohne selbst aktiv zu schreiben. Hier kannst du Gegenkommentare mit kritischen Fragen zu den Quellen posten. Wenn du dir unsicher bist mit der Faktenlage, kannst du auch einfach andere Gegenkommentare liken und damit bekräftigen.
  • Wenn du Hate Speech im Netz begegnest, kannst du das auch den Netzwerkbetreibern melden oder sogar Anzeige bei der Polizei erstatten. Ganz wichtig! Mache Screenshots mit URL.
  • Wenn Facebook-Freund*innen so was schreiben, kannst du sie zur Rede stellen und sie mit den Auswirkungen ihres Handelns konfrontieren.

 
5. Kritisch informieren und hinterfragen
 
Im Zeitalter des Internets verbreiten sich Nachrichten rasend schnell. Leider auch Fake News. Viele Fake News verbreiten Lügen über asylsuchende Muslim*innen und andere Minderheiten. Sie erzählen immer wieder negativ über diese Gruppen und bauen auf vorhandenen Vorurteilen auf. Die Falschmeldungen werden häufig genutzt, um Hasskommentare in Diskussionen als angeblich wahre Tatsachen darzustellen. Fake News können also zu Hate Speech in den sozialen Medien führen und sie verstärken.
 
     Was kann ich tun?

  • Wenn du Informationen im Internet findest, solltest du immer die Quelle überprüfen.
  • Es ist wichtig, Falschmeldungen so früh wie möglich zu enttarnen und ihre Verbreitung zu unterbinden.
  • Handelt es sich um eine seriöse und unabhängige Zeitung, Nachrichtenagentur oder Organisation?
  • Wer hat die Nachricht geteilt? Werden Tatsachen verdreht oder für menschenverachtende Hetze instrumentalisiert? Handelt es sich gar um eine Falschmeldung? Findest du zu einem geposteten Beitrag unterschiedliche Quellen?
  • Wenn du also mitbekommst, dass Fake News verbreitet werden, mische dich ein: Informiere deine Social Media Follower*innen und mache darauf aufmerksam.
  • Informiere auch Leute in deinen Freund*innenlisten darüber, falls sie selber Fake News verbreiten.
  • Weitere Informationen zu Hate Speech oder Fake News findet ihr in der Pocket-Broschüre von civic.net.
  • Darüber hinaus bietet civic.net ein Fortbildungs- und Vernetzungsangebot für Berliner Initiativen an, um Strategien im Umgang mit Hate Speech, Fake News, Social Bots und Algorithmen zu entwickeln.

 
6. Einmischen und Streiten
 
Auch außerhalb der virtuellen Welt des Internets gilt es, sich engagiert einzumischen, wenn rassistische oder abwertende Meinungen geäußert werden.
 
     Was kann ich tun?

  • Wenn du rassistische oder abwertende Situationen in der Öffentlichkeit, wie z.B. in der U-Bahn erlebst, misch dich ein und hake nach, wie die Person etwas meinte. Positioniere dich klar und entschlossen dagegen und mach sichtbar, dass die Aussage rassistisch, abwertend oder verachtend war und nicht von dir geteilt wird. Gerade wenn du mitbekommst, wie Geflüchtete oder Menschen mit sog. Migrationsgeschichte verbal angegriffen werden, setzt du ein wichtiges Zeichen, wenn du rassistische und abwertende Aussagen nicht unhinterfragt stehen lässt.
  • Wenn du am Stammtisch, beim Grillfest oder gemeinsamen Kochen in der WG mitbekommst, dass gegen Geflüchtete, Menschen mit sog. Einwanderungsgeschichte oder andere diskriminierte Gruppen gewettert wird, stell dich dagegen und mach klar, dass du die Abwertung und Ungleichwertigkeit von Menschen nicht duldest.
  • Weitere hilfreiche Tipps findest du in der Broschüre „Positionieren. Konfrontieren. Streiten“ der Amadeu Antonio Stiftung.

 
7. Vernetzen und Bündnisse schließen
 
Der Kampf gegen Rechtsextremismus und für eine demokratische Zivilgesellschaft ist schwieriger, wenn alle alleine und an unterschiedlichen Ecken arbeiten. Daher ist es sinnvoll und hilfreich, sich mit anderen demokratischen Akteur*innen zu vernetzen.
 
     Was kann ich tun?

  • Egal ob kleine Ortsgruppe oder deutschlandweite Organisation: Lernt euch gegenseitig kennen, tauscht euch aus und unterstützt euch gegenseitig. Denn wenn ihr euch gemeinsam für ein respektvolles Miteinander und eine demokratische Kultur einsetzt, habt ihr mehr Kraft und erreicht mehr Leute!

 
8. Spenden
 
Ohne Moos nix‘ los. Damit zivilgesellschaftliche Initiativen effektiv und nachhaltig arbeiten können, brauchen sie finanzielle Unterstützung.
 
     Was kann ich tun?