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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Gute Arbeit gegen Rechtsextremismus und für eine demokratische Kultur hat viele Gesichter – MUT stellt Ihnen die zehn Projekte vor, die in diesem Jahr für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie nominiert sind. Heute das Bündnis "Bunter Brühl".
Die Neueröffnung eines Chemnitzer Bekleidungsgeschäfts im März dieses Jahres hätte für gewöhnlich keine überregionalen Schlagzeilen hervorgerufen. Anders im Falle des „Brevik“: Der Laden, in dem Mode der Marke „Thor Steinar“ verkauft wird, hieß sicher nicht ganz zufällig so ähnlich wie der rechtsextreme Massenmörder Anders Breivik. „Thor Steinar“ ist eine der beliebtesten Bekleidungsmarken des modebewussten Neonazis von heute. Die Modemarke gilt durch ihre provokanten Aufdrucke und Symbole als Erkennungszeichen innerhalb der rechten Szene und wurde auch schon von NPD-Abgeordneten im Sächsischen Landtag getragen.
Bereits fünf Tage nach Eröffnung gründete sich das Bürgerbündnis „Bunter Brühl“, welches überwiegend aus direkten AnwohnerInnen und Gewerbetreibenden im zentralen Brühl-Viertel besteht. Seitdem wird dem Laden keine Ruhe gelassen. Durch den öffentlichen Druck des Bündnisses und die internationale Berichterstattung wurde schnell eine Umbenennung des Geschäfts erreicht.
Natürlich geben sich die Engagierten damit nicht zufrieden: „Für uns war es selbstverständlich, dass der Laden auch unter anderem Namen inakzeptabel ist“, sagt Hanka Kliese, eine der Initiatorinnen des Bündnisses. Mit der Umbenennung des Ladens ließ jedoch auch das öffentliche Interesse spürbar nach – eine große Herausforderung für das bunte Bürgerbündnis, das den Kampf gegen den rechtsextremen Lifestyle im Kiez fortsetzt. „Geöffnet von 1933 - 1945“, steht auf einem Schild, das die Initiative direkt vor dem Laden aufstellte. „Da sich die NPD und ihre Gesinnungsgenossen bis heute nicht von der Ideologie und den Verbrechen des Nationalsozialismus distanziert haben, wollten wir als Bündnis auf die Verbindungslinien von Thor Steinar zum Geschichtsrevisionismus aufmerksam machen,“ erklärt Hanka Kliese die öffentlichkeitswirksame Aktion.
Mit dieser und anderen Aktionen möchte das Bündnis kontinuierlich auf die rechtsextremen Hintergründe des Ladens aufmerksam machen und seine Schließung fordern. An den regelmäßig stattfindenden Demonstrationen im Viertel beteiligen sich zahlreiche Chemnitzerinnen und Chemnitzer. Auch das Brühler Sommerfest, bei dem das Bündnis Aufklärung über rechte Symboliken und Codes betrieb, kam gut an. Bei einem Flashmob Ende Juli wurde der Bürgersteig direkt vor dem „Thor Steinar“-Laden mit mitgebrachten Tischen und Stühlen kurzerhand in ein internationales Café umgestaltet. Das Bündnis hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, in Chemnitz viele Bürgerinnen und Bürger auf das Problem aufmerksam zu machen und für Protestaktionen zu mobilisieren.
In ihrer drängendsten Forderung, die Schließung des Ladens, können sie nicht auf die Hilfe des Vermieters hoffen. Davon lassen sich die Engagierten jedoch nicht entmutigen. „Ganz im Gegenteil: Gerade weil der Vermieter von einer Räumungsklage absieht, muss der zivilgesellschaftliche Protest weitergehen“, sagt Hanka Kliese: „Denn wir sind überzeugt, dass nur gemeinsam mit möglichst vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren Ergebnisse erzielt werden können.“
Dieser zivilgesellschaftliche Ansatz wurde bis heute konsequent beibehalten, das Bündnis ist offen für alle Interessierten und möchte dabei kein reines „Anti-Bündnis“ sein. Stattdessen erklären sie: „Wir wollen auch zeigen, wie unsere Vorstellungen einer gerechten, toleranten und vielfältigen Gesellschaft und eines bunten Stadtteils konkret aussehen.“ Deshalb stehen im Mittelpunkt aller vielfältigen Aktionen auch die Menschen, die im Bezirk arbeiten und leben.
Für den kontinuierlichen und unermüdlichen Einsatz gegen den Naziladen sowie der Stärkung und Vernetzung der zivilgesellschaftlichen Akteure in Chemnitz, wurde das Bündnis „Bunter Brühl“ nun für den Sächsischen Förderpreis 2012 nominiert.