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Ab 19. Januar 2012 wird der Film "Kriegerin" in den Kinos laufen. Es gibt einige Filme über Neonazis. Doch Regisseur Davin Wnendt hat seinen Blick auf Frauen in der Szene gerichtet. Wir sprachen mit ihm über seine Motivation, Kritik und Klischees.
Mut: Hallo Herr Wnendt, was war Ihre Motivation einen Film über eine Frau in der Neonaziszene zu drehen?
Wnendt: Bei mir war schon von vornerein ein allgemeines Interesse am Thema vorhanden. Ende der Neunziger bin ich für ein Fotoprojekt durch Brandenburg und Sachsen-Anhalt gefahren und auch mit Jugendlichen in Kontakt gekommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es sehr viele Rechte gibt, die aber auch allgemein akzeptiert zu sein scheinen. In den Gesprächen mit den Jugendlichen habe ich dann erfahren, dass es nur ein „entweder – oder“ gibt. Entweder man ist Rechts und Neonazi oder man ist Punk und Links. Ich fand das erschreckend, aber auch interessant, denn aus meiner Schulzeit, die damals noch nicht so lange her war, kannte ich das in der Form nicht. Das Thema ist mir dann wieder eingefallen, als es daran ging, einen Abschlussfilm zu drehen. Ich kannte schon einige Filme über die Neonaziszene, bei denen gab es zwar auch Frauen, diese haben aber immer nur Nebenrollen eingenommen. In der Realität gibt es aber immer mehr Frauen in der Szene. Das sind auch nicht einfache Mitläuferinnen, sondern sie sind genauso rassistisch, radikal und gewaltbereit wie die Männer. Gleichzeitig leben Sie in einem Widerspruch, und auch auf den möchte ich aufmerksam machen.
Ihnen wird von Kritikern trotz Ihrer peniblen Recherchearbeit eine zum Teil klischeehafte Darstellung der Neonaziszene vorgeworfen. Wie stehen Sie zu diesen Urteilen?
Es ist leider nicht möglich einen Film zu mache, der allen gefällt. Mir ist aber bei den Publikumsreaktionen aufgefallen, dass es in den Gebieten in denen der Film spielt, sehr viel Zustimmung für die Darstellung gibt. Die Kritiken die Sie ansprechen erlebe ich meistens in Vorführungen, die weit weg sind, von Personen, die das Problem aus ihrem unmittelbaren Umfeld nicht erkennen. Das Problem sehe ich auch in den Erwartungen an Klischees. Viele Leute, die den Film sehen und ihre Klischees bestätigt sehen, sagen ich sei zu realitätsfern. Ich habe aber versucht, der Realität so gut wie möglich zu entsprechen, deshalb habe ich auch lange und intensiv recherchiert. Manche denken, wenn sie die Neonazis in dem Film sehen: „Das habe ich mir schon gedacht, also muss es ein Klischee sein“. Ich habe den Film aber auch dem Aussteigerprogramm EXIT vorgestellt und die waren begeistert. Sie sagten auch, dass es erschreckend sei, wie realitätsnah der Film sei. Ich habe auch ein paar Kritiken gelesen, die zum Teil schon wehtun. Ich kann sie aber nicht immer nachvollziehen. Denn wenn ich manchen Kritiken folgen würde, würde das bedeuten, dass ich nicht über Neonaziszene hätte recherchieren sollen, sondern über die Neonaziklischees in der Gesellschaft, um diese möglichst nicht zu reproduzieren. Die Dinge, die mir vorgeworfen werden gibt es. Es gibt die Schulungen, auch der Film „Der ewige Jude“ wird immer noch gezeigt.
Sie sagen der Film soll provozieren. Wen möchten Sie damit provozieren?
Für manche Leute ist schon allein die Tatsache einen Film über das Thema zu machen Provokation genug. Sie möchten nichts über das Thema wissen, es totschweigen und verdrängen. Aber gerade das ist der falsche Weg. Es muss immer wieder auf die Probleme mit den Neonazis aufmerksam gemacht werden. Gerade Leute, die nichts damit zu tun haben möchten, nichts von dem Thema wissen möchten, sollte die Nase hineingedrückt werden. Eine andere Provokation ist es natürlich auch zu zeigen, dass es nicht nur die Jugendlichen sind, die Neonazis sind. Das Problem liegt auch bei den Eltern und den Großeltern, die oft genauso rassistisch sind und sich fragen sollten, warum ihr Kind ein Neonazi geworden ist.
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Fabian Sieber.