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Das Hildesheimer „Projekt Farbenfroh!“ engagiert sich im Rahmen eines breiten Aktionsbündnisses für die Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße, welche von der NPD als eine Art Gedenkstätte genutzt wird. Agnes Miegel galt während des Nationalsozialismus‘ als eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen.
Von Jennifer Teufel
„Farbenfroh! Love Colors – Hate Racism“ wurde im Juli 2010 von Hildesheimer Jugendlichen gegründet, die sich aktiv gegen soziale Ungleichheiten, Diskrimisierung sowie Neonazis in ihrer Heimatstadt und für eine bessere politische Zukunft engagieren. Seit Dezember 2010 strebt das Projekt mit einer Unterschriftenaktion im Rahmen eines breiten Aktionsbündnisses nach einer Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße in Hildesheim, die von der NPD und freien Kameradschaften als eine Art Gedenkstätte genutzt wird. Die NPD versucht mit einer eigene Unterschriftenaktion eine aggressive Gegenkampagne gegen das Projekt „Farbenfroh!“ und dessen Bestrebungen zu starten. In der Vergangenheit ist es bereits in verschiedenen deutschen Städten zu ähnlichen zivilgesellschaftlichen Initiativen für eine Umbenennung von Schulen und Straßen mit dem Namen Agnes Miegels gekommen.
Die „Heimatschriftstellerin“ Agnes Miegel
„Agnes Miegel muss als Person des öffentlichen Lebens angesehen werden, die nach außen hin aktiv den Nationalsozialismus vertreten hat, die gerade bei den Frauen und in der Jugend für ihn geworben hat und die für den Nationalsozialismus eine wichtige Symbolfigur war“, so formulierte es Professor Dr. Horst Matzerath, der ehemalige Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, in einem Gutachten über die Schriftstellerin. Agnes Miegel war bereits kurz nach der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933 in die NS-Frauenschaft eingetreten und wurde Vorstandmitglied der Deutschen Akademie der Dichtung, einer Unterabteilung der Preußischen Akademie der Künste. Während der Zeit des Nationalsozialismus erhielt sie zahlreiche Preise und Ehrungen, u.a. den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main 1940. Ihre Werke zeugen von ihrer Zuneigung zu Hitler, seiner Ideologie und Miegels Sympathien für den Nationalsozialismus, wie in ihrem Gedicht „An den Führer“ (1938) deutlich wird. Im Jahr 1944 wurde sie von Adolf Hitler als eine der sechs wichtigsten deutschen Schriftstellerinnen in die „Gottbegnadetenliste“ der „Heimatschriftsteller“ aufgenommen.
Kein Vorbild für eine demokratische Gesellschaft
Auch nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft distanzierte sich Miegel nicht von dieser Gesinnung und den verherrlichenden Aussagen in ihren Werken. Statt dessen
veröffentlichte sie in der Monatszeitschrift „Nation und Europa“, die von dem ehemaligen SS-Sturmführer Arthur Erhardt und dem ehemaligen SA-Obersturmführer Herbert Böhme gegründet wurde, weitere Gedichte. Professor Matzerath faßt in seinem Gutachten über Agnes Miegel daher zusammen: „Wie immer man zu literarischen Oeuvre stehen mag, als Leitbild für eine demokratische Gesellschaft und als Vorbild für die Rolle einer verantwortungsvollen Literatin kann sie in unserer Gesellschaft nicht gelten.“