Kommunist_innen, auch jüdische Kommunist_innen, die sich auf der Flucht vor den Nazis im Exil
aufgehalten hatten, remigrierten nach dem Zweiten Weltkrieg in die DDR. Sie hatten den Traum,
mit der DDR einen sozialistischen Staat und eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen, in der es
keine Unterdrückung, keine faschistischen Ideologien und damit auch keinen Antisemitismus mehr
geben sollte. Zur gleichen Zeit fanden in der Sowjetunion und Osteuropa unter Stalin und im
Rahmen seiner Machtkonsolidierung eine Reihe von Prozessen mit antisemitischer Rhetorik und
Praxis statt. Die Verdächtigungen, Verhaftungen und Verurteilungen gegen angebliche Spitzel,
“Kosmopoliten” und “Diversanten” erreichte Anfang der 1950er Jahre nach einer Reihe von
Schauprozessen in Osteuropa auch die DDR. Wie konnte in dem sich als antifaschistisch
verstehenden Staat Antisemitismus entstehen?