2009 jährt sich das Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen „Euthanasie- Programms“ zum 70.Mal. „Euthanasie“ ist der Begriff für die systematische Vernichtung von „lebensunwertem Leben“ während der Zeit des Nationalsozialismus. Opfer waren Menschen mit geistiger sowie körperlicher Behinderung, psychisch Erkrankte, blinde und hörgeschädigte Menschen, „Asoziale“ und Tausende Kinder, die in Psychiatrien untergebracht waren.
Anlässlich dieses Gedenkens veranstaltet der Arbeitskreis „Dr. Margarete Blank Gedenkstätte“ ein Zeitzeugengespräch mit Paul Brune, einem der wenigen Überlebenden dieses „Euthanasie-Programms“, der über sein Leben berichten wird.
Paul Brune kommt als uneheliches Kind in einem Dorf im Sauerland zur Welt. Nach einem Suizidversuch der Mutter muss er in einem Heim weiterleben, gerät in das Visier von NS - Rassehygienekern und wird schließlich in eine psychiatrische Heilanstalt eingewiesen. Der lebhafte Junge wird mehr als zehn Jahre unter menschenunwürdigen Verhältnissen festgehalten und entkommt dem sog. „Gnadentod“ nur knapp. Doch auch nach Ende des Krieges wird er seine Vergangenheit nicht los. Während seines Studiums taucht seine Akte wieder auf und ihm wird noch 1980 der Referendariatsplatz als ehemaligen „Anstaltsinsassen“ verweigert. Es sollte mehr als zwei Jahrzehnte dauern, bis dies offiziell als unrechtmäßig anerkannt wurde.
Einleitend wird der Psychiatriekoordinator Leipzigs, Thomas Seyde, einen kurzen Überblick über das NS-Euthanasieprogramm geben und speziell auf „Euthanasie“ in Leipzig und Umland eingehen.