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Gewalt

Eine Eigentümlichkeit rechtsextremer Denkwelten ist ihre Kompromisslosigkeit. Wer sich nicht für eine "deutsche Identität" ausspricht, ist gegen sie; wer für Internationalität und Menschenrechte ist, ist gegen Deutschland. Auf diese Weise wird der politische Ansatz des Rechtsextremismus nicht nur zur klassischen Unterscheidung von "Freund" und "Feind" (im Sinne Carl Schmitts), sondern auch zu einer Frage von "Sieg" und "Niederlage".

Folgerichtig fühlen sich Rechtsextremisten umzingelt von internen und externen Feinden. Die internen Feinde wie "Liberale", "Schwule" oder "Asoziale" zerstören die nationale Stärke und Identität - und damit das innere Band der völkischen Gemeinschaft. Die externen Feinde zielen mit Einwanderung, Europäisierung und Globalisierung auf die Auflösung der kulturellen und genetischen Substanz der deutschen Nation. Die Antwort auf die interne "geistige Zersetzung" und die externe Übernahme durch den "American Way of Life" ist der kulturelle Kampf.

Mittel und Folge dieses Kampfes ist notwendigerweise Gewalt. Darüber dürfen auch strategisch motivierte Beteuerungen einiger rechter Parteien und Gruppierungen, Gewalt sei für sie kein Mittel der politischen Auseinandersetzung, nicht hinwegtäuschen, ebenso wenig wie nachträgliche Rechtfertigungen von Gewaltexzessen durch eine angebliche "Notwendigkeit des Verteidigungskampfes". Gewalt ist nicht nur das notwendige Instrument einer im Kampf befindlichen rechtsextremen Bewegung, sondern auch eine inhaltliche Bedingung der rechtsextremen Sozialutopie selbst. Das rechtsextreme Menschenbild, die völkische Gemeinschaft und der völkische Nationalstaat sind ohne Gewalt weder zu erreichen noch aufrechtzuerhalten.

Standpunkte. Erziehung für Demokratie • gegen Rechtsextremismus, CD-Rom für LehrerInnen. RAA Berlin e.V. / LISUM 2002

Gewalt