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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Knapp drei Prozent der deutschen Jugendlichen haben bereits eine schwere Gewalttat verübt - so lautet das Ergebnis der jüngst vorgestellten Studie „Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt“. Ein neues Sachbuch zeigt Wege und Möglichkeiten der Konflikt- und Gewaltpädagogik auf.
Gewalt spielt eine entscheidende Rolle im sozialen Leben - wer sie anwendet, kann auch gegen den Widerstand anderer seinen Willen durchsetzen.
Umfassend werden im "Handbuch Konflikt- und Gewaltpädagogik" verschiedene Formen der Gewalt im Jugendalter beschrieben, Beispielprojekte zur Konfliktpädagogik beschrieben und internationale Perspektiven der Jugendarbeit aufgezeigt. Dabei gehen die insgesamt 37 Autoren unter anderem auf Entwicklung und Verlauf von Gewaltkarrieren ein und stellen Projekte wie den "Täter-Opfer-Ausgleich" oder Zivilcouragetraining sowie Sport im Zusammenhang mit Gewalt vor.
Dass rechtsextreme Gewalt einen wichtigen Teil von Jugend- und Gruppengewalt darstellt, beschreibt Bernd Wagner: "Treten Gewalttäter in der Gruppe auf, was bei rechtsextremer Gewalt sehr häufig der Fall ist, ist rechtsextreme Ideologie das wesentliche Band des Zusammenhalts der Gruppe und des Tatablaufes." Bemerkenswert sind darüber hinaus die Beobachtungen Wagners, dass Personen mit gewalttätigem Hintergrund keine rechtsextremen Gewalttaten mehr begehen, wenn sie mit der radikalen Ideologie gebrochen haben.
Besonders auf Gewalt an Schulen und der Umgang mit ihr wird im Handbuch eingegangen. Schülergewalt habe "verschiedene Facetten", schreibt ein Autor. "Es dominieren verballe Aggression, gefolgt von physischer Gewalt und Vandalismus. Körperverletzung, Erpressung und sexuelle Belästigung sind selten." Interessant sind dabei Unterschiede zwischen verschiedenen Altersstufen sowie den beiden Geschlechtern.
Die vorgestellten Gewaltpräventions-Projekte beinhalten auch das BLK-Projekt "Demokratie leben und lernen", das Wolfang Edelstein initiiert hat. Im Interview beschreibt er die Entstehung des Programms aus den Erfahrungen mit rechtsradikalen Aufständen in Hoyerswerda und Rostock und Solingen in den 90er-Jahren. Es wird deutlich: Wer Demokratie lernt, ist weniger gewalttätig.
Das "Handbuch Konflikt- und Gewaltpädagogik - Verfahren für Schule und Jugendhilfe", herausgegeben von Achim Schröder, Helmolt Rademacher und Angela Merkle, ist im Wochenschau-Verlag erschienen und für 36,80 € erhältlich.
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / as/ Foto: Wochenschau-Verlag