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Im Nordrhein-Westfalen wurde die zweite Opferberatungsstelle für Betroffene rechtsextremer und rassistischer Gewalt eingerichtet. Menschen, die Anfeindungen von Neonazis ausgesetzt sind können sich hier Behörden unabhängig beraten und unterstützen lassen.
„Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit den meisten politisch rechts motivierten Gewalttaten in Deutschland. Im letzten Jahr wurde mit 190 Gewalttaten zudem ein drastischer Anstieg gegenüber den Vorjahren registriert“, so Birgit Rheims, Leiterin der neu eingerichteten Opferberatungsstelle Rheinland (OBR) im Pressegespräch am Mittwoch in Düsseldorf. Besonders betroffen von rechtsextremer Gewalt seien Menschen, die nicht in das völkische, sozialdarwinistische und rassistische Weltbild der Neonazis passten, die als nicht dazugehörig und als ungleichwertig markiert würden. „Menschen werden erniedrigt und verletzt, weil sie eine andere Hautfarbe haben, sich „Gegen Nazis“ engagieren, ein Kopftuch oder eine Kippah tragen, schwul sind, Punkmusik hören oder keinen festen Wohnsitz haben. Oft reicht es allein, von Neonazis als vermeintlich „links“ oder „nicht-deutsch“ wahrgenommen zu werden“, so Rheims.
Dominik Clemens, Mitarbeiter der OBR, benannte die Beratungsprinzipien der Opferberatung Rheinland: Sie ist aufsuchend, d. h. die Berater suchen die Opfer und Angehörigen auf; sie ist unabhängig, beispielsweise von Behörden oder der Polizei; sie ist parteilich im Sinne einer konsequenten „Opferperspektive“, d. h. die OBR richtet sich nach den Bedürfnissen, Wünschen und auch Ängsten der Betroffenen.
Die Opferberatung Rheinland bietet Betroffenen einen sicheren Raum, über das Erlebte zu sprechen und neue Handlungsspielräume zu gewinnen. Sie berät Opfer rassistischer und rechtsextremer Gewalt bei juristischen Fragen, begleitet sie zur Polizei oder zu anderen Behörden, organisiert therapeutische Hilfe, rechtlichen Beistand und Sprachmittler/-innen.
Die Opferberatung Rheinland ist bei IDA-NRW, dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf, angesiedelt und für das Gebiet des Landschaftsverbands Rheinland (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) zuständig. Für das Gebiet des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe zeichnet die Beratungsstelle Back Up in Dortmund verantwortlich.
Dass die Opferberatung Rheinland nicht isoliert sei, machte Anne Broden, Leiterin des IDA-NRW, deutlich. So wichtig es sei, den Betroffenen rechtsextremer und rassistischer Gewalt beratend und solidarisch zur Seite zu stehen, so wichtig sei auch die politische und pädagogische Präventions- und Interventionsarbeit im Themenfeld, um die Menschen für Rechtsextremismus zu sensibilisieren, sie zu ermutigen, deutlich Position zu beziehen und Rechtsextremen entgegenzutreten. Die Leiterin des IDA-NRW, dem Träger der Opferberatung Rheinland, sieht die neu eingerichtete Beratungsstelle als Teil eines Netzes von zivilgesellschaftlichen Akteuren gegen Rassismus und Rechtsextremismus in NRW und verwies auf die enge Zusammenarbeit mit den Mobilen Beratungsteams in den fünf Regierungsbezirken, dem Forschungsschwerpunkt Neonazismus/Rechtsextremismus der Fachhochschule Düsseldorf sowie den Journalisten, die die rechtsextremen Szenen im Land besonders im Auge behalten. Erst durch diese flankierenden pädagogischen und politischen Maßnahmen könne die Opferberatung Rheinland ein derartig breit gefächertes Beratungs- und Unterstützungsangebot leisten, so Broden im Gespräch.
Die Arbeit der OBR erfolgt vertraulich, vor Ort, ist kostenlos und auf Wunsch anonym. Unter der Telefonnummer 02 11 – 15 92 55 64 und der E-Mail-Adresse info[at]opferberatung-rheinland.de können Betroffene den Erstkontakt herstellen.
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