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Rechte stören Veranstaltung über verbotene HDJ

Etwa 40 Anhänger der rechten Szene haben am Abend des 3. April im thüringischen Arnstadt eine Veranstaltung über die vor einigen Tagen verbotene "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ) massiv durch ihre einschüchternde Präsenz gestört. Im Echo auf die Aktion drohen Neonazis der Referentin mit weiterer Gewalt.

Wie die Polizei und die Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Mobit mitteilten, hatten sich die Rechtsextremen in der Musikschule der Stadt eingefunden, wo die Journalistin Andrea Röpke einen Vortrag über "Ferien im Führerbunker - die neonazistische Kindererziehung der HDJ“ halten wollte.

Eingeladen hatte das Arnstädter Bürgerbündnis "Demokratie braucht Zivilcourage". Ein Vertreter dieses Bündnisses wollte den herannahenden Pulk unter Ausübung des Hausrechtes schon an der Haustür den Zutritt verwehren, wurde jedoch von den Rechtsextremen einfach ignoriert. Das Bündnis hatte im Einladungstext mit einem entsprechenden Satz das rechtsextreme Spektrum von der Veranstaltung ausgeschlossen, konnte also hausfriedensbruch geltend machen.


Drei Störer zeitweilig in Gewahrsam genommen

Die Polizei wurde verständigt, konnte das Hausrecht allerdings erst nach 2 Stunden durchsetzen. Von nunmehr noch 36 Neonazis wurden die Personalien festgestellt und allen ein weiträumiger Platzverweis ausgesprochen. Drei Rechtsextreme widersetzten sich diesem. Gegen 21.30 Uhr konnte die Informationsveranstaltung dann doch noch beginnen, da ein großer Teil der Besucher ausgeharrt hatte. 

Bei den Störern handelte es sich laut Polizei um "amtsbekannte Angehörige der rechten Szene im Ilmkreis" sowie um Personen aus den Regionen Suhl, Jena und Eisenach. Stefan Heerdegen von Mobit erklärte, unter den Rechten seien Vertreter der in dieser Woche verbotenen HDJ wie auch Mitglieder der NPD, subkulturelle Neonazis sowie Autonome Nationalisten der Region gewesen. Nach Kenntnis der Mobit-Experten hatten zu den Akteuren der HDJ auch Funktionäre der Thüringer NPD gehört: unter anderen Danny Pfotenhauer, der im Wartburgkreis im Vorstand der Partei sitzt und auf der NPD-Liste für den Eisenacher Stadtrat kandidiert.

Heerdegen: "Rechtsextreme in Thüringen gut vernetzt"

Heerdegen sagte, der Vorfall zeige, dass das Verbot der HDJ nicht das Ende der Aktivität der Mitglieder bedeute. Es handele sich um "Überzeugungstäter, die sich von solchen Rückschlägen keinesfalls abschrecken lassen". Zudem sei deutlich geworden, wie gut vernetzt die Thüringer rechtsextreme Szene und wie hoch die Bereitschaft zu gemeinsamen Aktivitäten sei.

Im einschlägigen rechten Forum 'altermedia' werteten Rechte das Vorgehen in Arnstadt indessen als "Punktsieg" mit "Vorbildcharakter". Veranstaltern müsse demonstriert werden, dass sie nicht "allein im Universum" seien. "Der Feind soll wissen das wir da sind…."schreibt ein Autor namens "Kritiker", ein weiterer empfiehlt " am besten getrennt reingehen, an allen Ecken platzieren und dann eine lustige Diskussion lautstark vom Zaun brechen". Auf diese Weise störten vor dem Mauerfall auch Stasi und FDJ zielgerichtet Veranstaltungen der Opposition in der DDR. Die Naziszene geht aber noch weiter: "Ein Schuß ins Knie von der ...Röpke!" schreibt recht doppeldeutig ein Forumsautor namens Rittmeister.

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Quellen: Mobit / mdr Thüringen / redok / as / Foto: indymedia

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Rechte Störer in Arnstadt