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Der Jugendliche, der am 9. Januar 2006 in der Gemeinde Pömmelte im Salzlandkreis von Neonazis brutal misshandelt worden war, ist nicht mehr am Leben. Der Anwalt der Mutter hat bestätigt, der Junge sei in einem Urlaub in Thüringen plötzlich zusammengebrochen und gestorben. Die Todesursache sei unklar. Spätfolgen seiner Misshandlung sind nicht auszuschließen.
Die Mutter wolle nun klären lassen, ob der 15-Jährige an Spätfolgen des Überfalls starb. Vier, fünf Neonazis hatten den leicht dunkelhäutigen Jungen vor drei Jahren nahe einer Bushaltestelle zusammengeschlagen und schwer misshandelt. Dabei folterten die 16-20jährigen Täter den Jungen, dessen Vater Äthiopier ist, mehr als eine Stunde lang mit Tritten, Schlägen und Zigaretten, urinierten auf seinen Kopf und zwangen ihn, Stiefel zu lecken. Er erlitt erhebliche körperliche und traumatische Verletzungen. Kevin lebte damals in einem Kinderheim in Pömmelte (Sachsen-Anhalt). In dem 650-Seelen-Ort wurde er von anderen Jugendlichen wegen seiner etwas dunkleren Hautfarbe als Außenseiter behandelt. Nach dem Überfall gewann er nach seiner Genesung Selbstvertrauen u.a. durch zwei von Spendern finanzierte Delfintherapien zurück und kam in einer betreuten Wohneinheit einer Jugendeinrichtung in Bernburg (Salzlandkreis) unter. „Jemanden zu fünft zusammenzuschlagen ist mies“, sagte er mit 13 in einem Interview. „Ich finde es unverschämt, dass diese Feiglinge so milde Strafen bekommen haben und frei herumlaufen.“ Entschuldigt hätten sich die Täter nicht bei ihm.
Zu Weihnachten hatte er an einer Winterfreizeit im thüringischen Tambach-Dietharz (Kreis Gotha) teilgenommen, in deren Verlauf Kevin starb. Laut seinem Anwalt klagte Kevin am 28.12. abends über Schwindel. Als die Betreuerinnen später nachsahen, lag er bewusstlos auf seinem Bett. Ein ärztlicher Wiederbelebungsversuch sei fehlgeschlagen. Die Leiche wurde anschließend in der Gerichtsmedizin Jena untersucht, aber die gernaue Todesursache sei immer noch unklar. Mit einem verlässlichen Befund wird erst in ungefähr vier Wochen gerechnet. Folgewirkungen des Überfalls vor drei Jahren liegen aber nahe. Ein Tod, der sprachlos macht.
Anregung: Vielleicht könnte Kevin die "Meile der Demokratie" gegen Neonazis am kommenden Samstag (17.1.) in Magdeburg gewidmet werden und dort ein besonderes Gedenken erfolgen.
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / h.kulick