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Am 13. Februar in Dresden – Erinnern und Handeln


Es ist mal wieder soweit: am 13. Februar 2010 treffen sich Alt- und Neonazis zu einem ihrer größten Aufmärsche in ganz Europa. Dagegen stellt sich ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis.

 

Tausende von Alt- und Neonazis ziehen durch Dresden – jedes Jahr ein sehr bedrohliches Bild. Anlass ist der Jahrestag der Bombardierung Dresdens durch die Alliierten. Doch es hat sich ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis gebildet, das zu einem interreligiösen Gebet aufruft. In Hör- und Sichtweite wird am 13. Februar für „Frieden und Menschenwürde, für gleiche Rechte aller Menschen ohne Ansehen der Religion, der Nationalität, der Hautfarbe, des Geschlechts und des Standes, für Stärkung gesellschaftlichen Engagements gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt“ gebetet.

Ein breites Bündnis 

Initiiert und organisiert wird das Friedensgebet vom zivilgesellschaftlichen Bündnis der AG „Kirche für Demokratie gegen Rechtsextremismus der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens“, Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, der Amadeu Antonio Stiftung und dem Kulturbüro Sachsen e.V.. Die Initiativen beteiligen sich seit Jahren an den Protesten gegen den jährlich stattfindenden Neonaziaufmarsch. Mit einem Aufruf zu dem Friedensgebet für „alle Menschen guten Willens“ haben sich die vier leitenden Geistlichen Dr. Salomon Almekias-Siegl, Jochen Bohl, Friedbert Fröhlich und Joachim Reinelt sowie u.a. die RBB-Intendantin Dagmar Reim, der Präsident der Akademie der Künste Klaus Staeck, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), Dr. Andreas Nachama (Direktor der Stiftung Topographie des Terrors), der Stadtjugendpfarrer von Dresden, der Leiter der evangelischen Erwachsenenbildung in Sachsen, zahlreiche EKD-Synodale sowie Pfarrerinnen und Pfarrer, Theologinnen und Theologen aus Sachsen und dem gesamten Bundesgebiet an die Öffentlichkeit gewandt.

Gegen die Verdrehung von Verantwortung und Schuld

„Der Aufmarsch steht in den Traditionslinien des historischen Nationalsozialismus. Die Gleichsetzung der Opfer der Luftangriffe auf Dresden mit den Ermordeten in den Konzentrations- und Vernichtungslagern soll den Holocaust verharmlosen. Damit wird der Vernichtungscharakter der deutschen Kriegsführung im 2. Weltkrieg verschwiegen und die Fragen nach Schuld und Verantwortung werden verdreht. Das Ziel der Alliierten war die Befreiung Europas und Deutschlands vom Nationalsozialismus. Die Bombardierung Dresdens steht damit im Zusammenhang mit der Beendigung dieses mörderischen Regimes. Diese Sicht schließt auch die Trauer um die Toten dieses Bombenangriffs auf Dresden ein“, ist im Aufruf zu lesen, dem sich schon zahlreich Personen angeschlossen haben.

Protest ist dringend notwendig

„Wir halten den Protest in Sicht- und Hörweite der Neonazis für dringend notwendig“, sagt eine Sprecherin von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. „Das Friedensgebet steht in der Tradition der DDR-Protestbewegungen und ist entsprechend offen für alle Menschen, die sich mit uns für dieses Ziel einsetzen wollen.“ Deutlich werde mit dem Aufruf auch, dass das Engagement kirchlicher Gruppen und Initiativen sowie Vertreterinnen und Vertretern der Kirchen ein wesentlicher Bestandteil zivilgesellschaftlicher Aktivitäten gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Menschenrechte sei. Am Abend vor dem Neonaziaufmarsch findet darüber hinaus in Dresden die Gründungsveranstaltung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirchen für Demokratie – gegen Rechtsextremismus statt.
„Wir wollen deutschlandweit diejenigen Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Gruppen, die Kirch- und Pfarrgemeinden und alle Engagierten in Dörfern und Städten stärken, die für eine demokratische Kultur einstehen und sich immer wieder beherzt dem Rechtsextremismus in den Weg stellen“, ist im Aufruf weiter zu lesen. Na dann, auf nach Dresden!

Den Aufruf finden Sie hier.
 

von Nora Winter

Foto: Protest gegen den Neonaziaufmarsch in Dresden