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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Der deutsche Ableger des Onlinewarenhauses Amazon verlinkt bei Suchanfragen die NPD, und verdient damit auch noch Geld.
Wer auf der netzinternen Suchmaschine von Amazon.de bestimmte Suchbegriffe wie „Rechtsextremismus“ oder „NSDAP“ eingibt, findet in den Ergebnissen nicht nur Bücher und andere Artikel zum Thema, sondern wird direkt eingeladen durch Betätigung eines Links sich in den Newsletter der rechtsextremen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) einzutragen. Zudem verlinkt Amazon.de auch zu anderen zweifelhaften Angeboten, wie zu einem Onlineshop aus Radeburg, der Klamotten der der bei Neonazis beliebten Modemarken "Thor Steinar" und '"Eric & Sons" verkauft.
Am Ende vieler Suchanfragen stehen bei Amazon als gesponserte Links gekennzeichnet Verweise auf Seiten, die den Suchenden unter Umständen auch interessieren könnten. Bei den Begriffen wie „Rechtsextremismus“, „NPD“ und „NSDAP“ ist der erste bzw. einzig Link der zum „NPD-Wochenbrief“, einem wöchentlichen Newsletter der ältesten rechtsextremen Partei in Deutschland. So liest dann der z.B. nach Büchern zum Thema Rechtsextremismus Suchende auf der Amazon-Seite: „Kostenlos jeden Samstag per EMail Objektiv über die NPD informieren“ [Fehler im Original].
Durch diese gesponserten Links erzielt Amazon beträchtliche Einnahmen, verdient also auch an der Verlinkung rechtsextremer Inhalte. Auf ihrer Internetseite betont Amazon, dass ihnen die gesponserten Links von Dritten zu Verfügung gestellt werden, und sie „keinen Einfluss auf die Auswahl der angezeigten Links“ haben und „sich die Inhalte der durch gesponserte Links dargestellten Webseiten nicht zu eigen“ machen. Dabei wäre es für Amazon möglich bestimmte Inhalte mit rassistischen und antisemitischen Inhalten vom Sponsoring auszuschließen. So könnte Amazon im Vertrag mit der für die gesponserten Links zuständigen Firma festhalten, dass solche Inhalten nicht Teil der geschalteten Werbung sein dürfen.
Amazon stand schon öfters wegen ähnlicher Angebote in der Kritik. So unterhielt Amazon.de ein Partnerprogramm mit der NPD. Die NPD vertrieb rechtsextremistisches Propagandamaterial über Amazon, um dadurch eine größere Breitenwirkung zu erzielen und zudem noch Geld zu verdienen. Nach öffentlicher Kritik stellte Amazon das Partnerprogramm ein. Auch vertrieb Amazon für kurze Zeit Produkte des Modelabels "Thor Steinar". Das Onlinekaufhaus nahm die gelisteten Produkte aber schnell wieder aus dem Programm und gab die Verkaufsrichtlinie aus, dass "Artikel, die den Nationalsozialismus verherrlichen oder verharmlosen" fortan als "verbotene Artikel" gelten. Um so erstaunlicher ist es, dass Amazon nun über gesponserte Links auf Seiten verweist, die Klamotten verkaufen, die offiziell bei Amazon als den Nationalsozialismus verherrlichend bzw. verharmlosend gelten.
Jan Riebe