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Projekte die einen Unterschied machen

Zum Jahresende gibt es eine Nachricht, die zugleich gut und schlecht ist. Sie lautet: Projekte für demokratische Kultur funktionieren. Sie machen einen Unterschied. Sie sind erfolgreich. Sie verändern das Klima und verbessern Bedingungen für Menschen. Und was, werden Sie fragen, ist daran schlecht? Die Antwort: wenn es ein Wissen darüber gibt, was wo wann wie wirklich funktioniert, warum macht man es dann nicht einfach überall dort, wo es nötig ist? Das ist wie unterlassene Hilfeleistung. Wenn jemand weiß, wie im Notfall eine Herzmassage zu machen ist und tut es nicht, dann macht er sich schuldig. Das gleiche gilt für deutsche Politik und Gesellschaft in Bezug auf Rechtsextremismus und Rassismus. In noch viel zu vielen Regionen, unter viel zu vielen Umständen, in noch viel zu vielen Fällen wird unterlassen, was helfen könnte: Initiativen unterstützen, gute Projekte fortsetzen, Opferschutz aufbauen, Zivilgesellschaft ermutigen, Polizei fortbilden - genauso wie Lehrer, Behördenmitarbeiter oder Angestellte der Verwaltungen. Trotz aller Bekundungen der Koalitionspartner hier voranzukommen, laufen zunächst einmal alle Modellprojekte gegen Rechtsextremismus in den nächsten Wochen aus. Ob und wann neue Mittel zur Verfügung stehen, bleibt vorerst ungewiss.

Doch manches kann nicht warten, bis Politik und Verwaltung sich erklären und handeln. Das gilt besonders beim Thema Flüchtlinge. Sie kommen jetzt in den verschiedenen Regionen an und brauchen jetzt Unterstützung und nicht erst in einem Jahr. Es ist wichtig, und nach unseren Erfahrungen auch möglich, in den Kommunen ein Klima herzustellen, in dem sie willkommen sind. Wenn Rassisten und Nazis vor den Heimen protestieren, dann kann auch dagegen etwas Sinnvolles und Effektives getan werden. Das beweisen die Entwicklungen in Berlin-Hellersdorf. Aber auch hier heißt es jetzt dranzubleiben. Flüchtlinge brauchen den Schutz der Gesellschaft nach allem, was sie hinter sich gebracht haben. Sie sind häufig traumatisiert, erschöpft und verängstigt. Das Letzte, worauf sie sich nach all dem einstellen wollen, ist eine ihnen feindlich gesonnene Umgebung in der Fremde.

Die Amadeu Antonio Stiftung hat in diesem Jahr viele Projekte gefördert, die sich mit der Verbesserung der Lebensbedingungen von Geflüchteten beschäftigen. Dabei liegt das Augenmerk auf der Unterstützung von Menschen auf der Flucht und nicht auf der Selbstreflexion der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Das wichtigste ist und bleibt sich um diejenigen zu kümmern, die vor Krieg und Unrecht geflohen sind. Sie stehen im Mittelpunkt, an ihrer Situation entlang sollten wir handeln und nicht so sehr entlang der Frage ob Nazis protestieren oder nicht. Dass dies ein erfolgreicher Weg ist, zeigen die vielen geförderten Initiativen, die sich unter mehr oder weniger großem Druck von Rassisten und Nazis für humanistische Standards im Umgang mit geflüchteten Menschen engagieren. Dank der Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender sorgen sie jeden Tag durch ihr Bemühen für ein positives Image, das diesen Namen auch verdient. Besonders wenn hier, auch gegen aufgeheizte rassistische Stimmungsmache vor manchen Asylunterkünften, eine klare menschliche Haltung gelebt wird. Zum Ende dieses aufregenden Jahres mit seinen Tragödien, Skandalen aber auch Erfolgen, möchte ich mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die durch ihr Engagement mit ihrer Zeit oder ihrer Spende geholfen haben. Hass und Rassismus kann Einhalt geboten werden. Und ich bin froh, dass Sie uns dabei helfen.

Foto: Thomas Rassloff (CC BY 2.0)

Foto: © Thomas Rassloff