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Polarkreis 18 bringen Nazis aus dem Takt

Am 4. September wird in Mecklenburg-Vorpommern ein neuer Landtag gewählt. Umfragen sehen die NPD bei vier bis fünf Prozent. Um der NPD eine deutliche Absage zu erteilen, findet am 2. September in Schwerin das Konzert „Laut gegen Rechts – Nazis aus dem Takt bringen“ statt. Auch Polarkreis 18 wird auftreten. Wir fragten den Sänger der Band, Felix Räuber, was er von Neonazis hält.

Mut: Was hat Euch als Band bewogen, am Konzert „Laut gegen Rechts – Nazis aus dem Takt bringen“ teilzunehmen?

Prinzipiell sind wir ja keine politische Band. Auch in unseren Texten nicht. Aber wenn es um Rechtsradikalismus und Gewalt geht, ist das grenzwertig. Außerdem geht es hier um den Einzug der NPD in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass diese Intoleranz nicht gut ist. Ich bin auch im Osten groß geworden und hatte meine Erfahrungen mit Neonazis. Ich wurde in der Straßenbahn verprügelt.

Mut: Oh – krass. Willst Du etwas davon erzählen?

Naja, generell war die Situation nach der Wende extrem. Damals hat man viele Nazis oder Hooligans gesehen. Heute sehe ich nicht mehr ganz so viele. Wir haben uns als Band vor 14 Jahren gegründet und auch Punkmusik gemacht. Das hat man mir eben angesehen. Ich sah entsprechend aus und war dann eine Angriffsfläche. So auch in der Straßenbahn. Da waren dann mehrere Typen drin und die haben auf mich losgetreten. Damals hatte ich auch Jahre danach noch Angst. Jetzt bin ich älter geworden und kann damit umgehen. Ich meine, jeder kann seine Meinung haben. Aber wenn es darum geht, andere gewaltvoll zu unterdrücken, ist die Grenze erreicht.

Mut: Du kommst ja aus Dresden. Ihr habt in diesem Jahr auch an den Protesten gegen den Neonaziaufmarsch im Februar teilgenommen. Wie war es?

Es war eine extrem riesige Demonstration und auf jeden Fall krass. Wir hatten ja auch dazu aufgerufen. Es war unfassbar, wie viele Menschen auf die Straße gegangen sind. Es war ein tolles Gefühl, wie viele Leute politisch sind. Wir standen in dieser riesigen Masse und haben noch nicht mal Nazis gesehen. Es war einfach eine große Gegenbewegung.

Mut: Die Polizei hatte ja während der Demonstration eine Funkzellenauswertung gemacht, das heißt alle Gesprächsdaten aufgezeichnet. Was hältst Du von solchen Methoden?

Das ist schwierig. Ich kann verstehen, dass, wenn tausende Menschen beieinander sind, die Polizei versucht, die Masse im Zaum zu halten. Andererseits ist das ein Eingriff in die Privatssphäre, der nicht geht. Ich fände es auch nicht cool, wenn unser Gespräch jetzt abgehört würde. Es gibt aber eben verschiedene Taktiken der Polizei. Jedenfalls ein schwieriges Thema.

Mut: Um zur Musik zurückzukommen: Was sind Deine Lieblingslieder gegen Neonazis?

Naja, wir sind ja keine politische Band – insofern kenne ich mich da auch nicht aus. Aber „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten ist ein tolles Lied.

Mut: Willst Du den Menschen in Mecklenburg-Vorpommern noch etwas zum Wahlsonntag mitgeben?

Alle Leute, die nicht wollen, dass intolerante Bewegungen sich in unserer Demokratie aufhalten, sollen wählen gehen. Es geht auch um die Wahlbeteiligung. Die ist ja in den letzten Jahren auch nicht so hoch gewesen. Wenn aber viele hingehen und nicht die NPD wählen, kann der Wiedereinzug verhindert werden. Das ist wichtig.

Mut: Vielen Dank für das Interview und viel Spaß beim Konzert!

Das Interview führte Nora Winter.


Tim Bendzko und Polarkreis 18, Luxuslärm, Jenix und Norman Sinn: Sie und viele weitere Künstler rocken am 2. September die Marstallhalbinsel in Schwerin. Unter dem Motto „Laut gegen Rechts“ wollen Bands und Besucher gemeinsam ordentlich Stimmung machen – für ein demokratisches und weltoffenes Mecklenburg-Vorpommern. Veranstalter ist die Initiative „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“. Los geht es um 14 Uhr (Einlass: 13 Uhr). Der Eintritt ist frei.

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Polarkreis 18
Foto: Polarkreis 18, Motormusic