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Neu eröffnet: "Lola für Lulu"

Start frei für „Lola für Lulu“. Das Projekt in Ludwigslust unterstützt Mädchen und Frauen bei der Umsetzung von Ideen, die eine demokratische Kultur stärken und begleitet Frauen, die den Ausstieg aus der rechten Szene wagen wollen. Eine der Initiatorinnen ist Heike Radvan von der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin. Mit ihr sprach Stella Hindemith über die Ziele des Projekts.

MUT: Lola für Lulu wendet sich ausdrücklich an Frauen. Was für eine Rolle spielen Frauen in der rechtsextremen Szene?

Radvan: Wir haben das Projekt gemacht, weil der Genderaspekt in der Arbeit gegen Rechtsextremismus bisher wenig Beachtung gefunden hat. Die Frage nach rechtsextremen Frauen spielt in der Wissenschaft seit mehreren Jahren eine Rolle. Wo kommen diese Frauen her? Was ist ihre Motivation, einzusteigen? Welche Rolle übernehmen Frauen in der rechtsextremen Szene? Auf welche Weise werden Frauen innerhalb der Szene instrumentalisiert? Aber auch: Wie laufen Diskriminierungen von Frauen innerhalb dieser Szene ab? Und wie gehen die mit den sehr spezifischen rechtsextremen Vorstellungen von dem, was eine Frau sei, um? In der Wissenschaft werden diese Fragen gestellt. Was das für die praktische Arbeit heißt- darüber weiß man noch nicht viel. Das ist der Punkt, an dem Lola für Lulu anknüpft. Der Schwerpunkt unserer Arbeit ist aber, präventiv zu arbeiten. Hauptsächlich unterstützen wir Frauen, die etwas gegen Rechtsextremismus tun.

MUT: Lola für Lulu wendet sich auch an Frauen, die aus der rechtsextremen Szene aussteigen wollen?

Radvan: Ja, man weiß aus Erfahrung, dass es Unterschiede gibt, wenn Frauen oder Männer aussteigen wollen. Die Isolation von Frauen ist anders. Ein nahe liegendes Beispiel sind Frauen, die Kinder haben- sie brauchen eine andere Unterstützung als kinderlose Männer. Oft sind Frauen auch auf eine andere Art von Gewalt betroffen als Männer. Es ist wichtig, dass man für betroffene Frauen Beraterinnen hat, denn in diesen Situationen müssen Frauen möglicherweise über Dinge reflektieren, die sie eher Frauen erzählen würden. Es kann z.B. um Erfahrungen mit sexueller Gewalt gehen. Darüber reden Frauen eher mit Frauen als mit Männern.

MUT: Sie haben gesagt, der Schwerpunkt ihrer Arbeit sei Präventivarbeit. Was bedeutet das?

Radvan: Wir wollen Frauen ansprechen, die demokratisch orientiert sind. Einerseits möchten wir Frauen und Mädchen unterstützen, die in ihrem Umfeld, ihrer Schule oder ihrer Stadt etwas für demokratische Kultur tun. Die zweite Zielgruppe sind Frauen, die noch nicht engagiert sind, Frauen, die sich selbst vielleicht gar nicht politisch verorten. An diese Frauen möchten wir herantreten und herausfinden, was ihre Bedürfnisse sind, wonach sie suchen, was sie möchten. Die Gegend ist stark von Abwanderung betroffen, gerade jungen Menschen gehen. Wir möchten Frauen, die Ideen haben, was sie in ihrem Landkreis machen wollen, unterstützen. Wir möchten sie darin unterstützen, ihren eigenen Weg zu gehen und sich eine eigene Perspektive aufzubauen. Es ist für eine demokratische Kultur natürlich wichtig, dass demokratisch orientierte Frauen da bleiben.

MUT: Wie lässt sich das erreichen?

Ganz allgemein gesprochen geht es um Anerkennungserfahrungen und Gleichwertigkeitserfahrungen. Auch in Projekten, die wir mit Schulen machen werden, wird es darum gehen, zu lernen, wie man in einer demokratischen Kultur miteinander umgeht. Es geht um ein Miteinander und es geht darum, dass man die eigene Alltagswelt mitgestalten kann. Wir fragen immer wieder danach, was man für Mädchen machen kann. Viele Projekte beziehen sich aber nicht ausschließlich auf Mädchen, in vielen Fällen geht das ja auch gar nicht- z.B. in der Zusammenarbeit mit Schulen.

MUT: Können Sie ein Beispiel für Ihre Arbeit geben?

Radvan: In einem Projekt geht es um Frauen, die in einem Auffanglager in Boizenburg leben. Dort möchten wir praktische Hilfe leisten, und Menschen, die kaum etwas voneinander wissen, zusammenführen. Außerdem möchten wir fragen, wie wir die Frauen unterstützen können. Dieses Flüchtlingslager ist am Ende der Welt, es gibt öfter Übergriffe. Es ist furchtbar. Frauen erleben in so einem Auffanglager natürlich eine andere Situation als Männer. Wir möchten wissen, was diese Frauen sich wünschen, wie man ihren Alltag vielleicht ein bisschen verbessern kann und wir möchten ihnen helfen, ihre Ideen zu verwirklichen. Mädchen und Frauen, die eine Projektidee haben, können bei uns einen Antrag auf Förderung von bis zu 1500 Euro stellen können.

Ein zweites Projekt, welches heute bei der Eröffnung schon gezeigt wird, ist ein Schülerinnenprojekt. Es werden Fotos der Schülerinnen gezeigt und die Mädchen erzählen über ihr Leben, ihre Interessen und ihre Zukunftswünsche.

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