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Vier Förderpreise für Demokratie in Dresden vergeben

Die beiden Vereine "Bunte Platte" aus Leipzig-Grünau und das Projekt "Jugendbüro Diversity" aus Döbeln wurden am 9.11.2008  mit dem Förderpreis für Demokratie des Freistaats Sachsen ausgezeichnet. Die Preise sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert und sollen Projekten Rückenstärkung geben, die sich  für demokratische Kultur und gegen Rechtsextremismus einsetzen.  Zwei weitere Auszeichnungen in Höhe von je 5.000 Euro gingen an die "Aktion Zivilcourage" und die Initiativgruppe des jährlichen "Markt der Kulturen"  aus Pirna.

Von Jan  Schwab und Holger Kulick


Sachsen sei "das Kernland der friedlichen Revolution von 1989 gewesen“, erinnerte der Ministerpräsident von Sachsen, Stanislav Tillich bei der Preisverleihung in der Frauenkirche.  Diese Errungenschaften von 1989 gelte es zu verteidigen. Jeder Demokrat müsse den Feinden der Demokratie entgegentreten: "Wo sie ihre Ideologie verbreiten, müssen wir gegenhalten, aufklären und argumentieren“, sagte Tillich in seiner Rede während der Veranstaltung in der Unterkirche der Frauenkirche. „Wir müssen jenen, die für extremistisches Gedankengut empfänglich sind, klar zeigen, warum Freiheit und Demokratie zusammengehören. Die freiheitliche Demokratie ist die Voraussetzung für eine gute Gesellschaft“, ergänzte der sächsische Ministerpräsident, der zugleich Schirmherr des Förderpreises für Demokratie ist.

Mit dieser Auszeichnung honorieren die Sächsische Staatskanzlei, die Amadeu Antonio Stiftung, die Freudenberg Stiftung, die Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank und die Stiftung Frauenkirche Dresden das Engagement von Initiativen, die sich mit ihren Projekten für die Wahrung der Menschenrechte, den Schutz von Minderheiten sowie für die Stärkung der Demokratie in ihrer Region einsetzen und auf diese Weise ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus, Extremismus und Gewalt setzen. „Der Förderpreis für Demokratie bestärkt all jene, die daran arbeiten, dass in unserem Land eine demokratische Kultur wächst, eine Kultur des Mitmachens und des friedlichen Miteinanders“, sagte Ministerpräsident Tillich.

Ministerpräsident Tillich ehrt Aktion Zivilcourage
Ministerpräsident Tillich ehrt Aktion Zivilcourage

Ministerpräsident Tillich ehrt die Aktion Zivilcourage und den "Markt der Kulturen Pirna"

Zwei Preise in die Sächsische Schweiz

Zwei der vier Preise vergab der Ministerpräsident persönlich - an die Aktion Zivilcourage und den "Markt der Kulturen" in Pirna. Beide Initiativen lobte er als Wegbereiter für "weltoffenen, demokratischen Geist", wie er überall in Sachsen Tradition haben sollte. Die zwei Projekte, so sagte der Ministerpräsident,  "setzen ein Zeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und beweisen, wie bereichernd die Vielfalt der Kulturen für unsere Gesellschaft ist".


pirna mit plakat
pirna mit plakat

Foto: MUT-Plakat auf dem Markt der Kulturen in Pirna 2008.

Die "Aktion Zivilcourage" entstand vor 10 Jahren als Projekt zahlreicher Jugendlicher, die einen gesellschaftlichen Klimawandel in Pirna erreichen wollten - mit Erfolg. Der Hintergrund: die sächsische Kleinstadt liegt im Herzen der stark von Rechtsextremen geprägten Sächsischen Schweiz. Das Jugendprojekt setzt auf eine "Strategie der Prävention durch Vernetzung aller lokalen Multiplikatoren" und betreibt dazu eine mustergültige Website:  www.aktion-zivilcourage.de.
Sie begeistere vor allem Jugendliche für bürgergesellschaftliches Engagement und organisiere lehrreiche Informationsveranstaltungen zum Thema Rechtsextremismus, Lesungen, Jugendbegegnungen und vielfältige Workshops für Schüler, lobte die Jury.

Auf die Vorarbeit dieser Initiative geht auch das in Dresden prämierte interkulturelle Pirnaer Stadtfest "Markt der Kulturen" zurück, das seit 2003 jährlich im Frühsommer auf dem örtlichen Rathausmarkt stattfindet. Es wirkt inzwischen mit 10.000 Gästen und über 600 Mitwirkenden weit über Pirnas Stadtgrenzen hinaus. Alle in Pirna vertretenden Nationen beteiligen sich daran, sowie alle Partnerstädte. Vor allem Jugendliche haben dieses Fest organisiert, um einen Ort der Begegnung für die einheimische Bevölkerung und die in Pirna lebenden Migranten zu schaffen und rechtsextremer Einfalt multikulturelle Vielfalt entgegenzusetzen.

Hauptpreise gingen nach Leipzig und Döbeln


Zwei sächsische Demokratie-Projekte erachtete die Jury als besonders vorbildlich und förderungswürdig, ohne damit alle anderen Bewerber herabsetzen zu wollen: Der Verein "Bunte Platte in Leipzig-Grünau und das 'Jugendbüro Diversity' im soziokulturellen Zentrum 'Treibhaus Döbeln'. "Alle Bewerber sind gut" lobte Jurymitglied Sebastian Krumbiegel in einem Interview mit der MUT-Redaktion. Gerade in von Rechtsextremen stark geprägten Gegenden  "zu zeigen, dass es engagierte kreative Gegenwehr gibt, die Anerkennung und Unterstützung verdient", das sei für Anliegen dieses Preises: "Wir machen das nicht explizit gegen Nazis, sondern für etwas – für Menschen, die sich für Demokratie und demokratische Werte wie Respekt und für Toleranz einsetzen". Wichtig sei der Jury gewesen, Projekte auszuzeichnen, die vor Ort "an der Front" tätig seien - dort wo Neonazis versuchten, das sozikulturelle Klima zu prägen und Andersdenkende einschüchtern und bedrohen.  Die beiden Hauptpreise in Höhe von je 15.000 Euro gingen dementsprechend an:

1. Hauptpreisträger: Der Verein "Bunte Platte, Leipzig-Grünau:
Im Leipziger Stadtteil Grünau, der von einem hohen Bevölkerungsverlust betroffen ist, sind Rechtsextreme seit den 1990er Jahren aktiv. Grünau ist kein multikultureller Stadtteil, in dem sich verschiedene Jugendkulturen wohl und zu Hause fühlen. Der Stadtteil verzeichnet eine wachsende Anzahl rechtsextremer Aktivisten, die es häufig auf alternative Jugendliche abgesehen haben.

Die Vertretrer der beiden Hauptpreisträger
Die Vertretrer der beiden Hauptpreisträger

Die preisgekrönten Vertreter/innen der beiden Hauptpreisträger beim Gruppenbild mit der Initiatorin des Förderpreises für Demokratie, Anetta Kahane (2.v.r.)

Der in Dresden mit 15.000 Euro ausgezeichnete Verein „Bunte Platte“ wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, demokratische und antirassistische Denk- und Verhaltensmuster zu fördern, insbesondere durch Kinder- und Jugendarbeit, Sportveranstaltungen, Erlebnispädagogik, Bildungsarbeit und kulturelle Veranstaltungen. „Bunte Platte“ trägt dazu bei, dass Grünau ein vielfältiger Stadtteil wird. Das wichtigste Projekt für den Verein ist derzeit die Suche nach neuen Räumlichkeiten. Entstehen soll ein Anlaufpunkt für sämtliche nicht rechtsextreme Jugendkulturen, die an Gegenentwürfen zum Rechtsextremismus und an alternativen Gesellschaftsformen und Ideen interessiert sind. Das Wirken der Rechtsextremen soll nicht dazu führen, dass sich alternative Jugendliche aus Grünau zurückziehen, sondern dass sie in die Offensive gehen. Geplant sind unter anderem ein Jugend-Infocafé als Informationsquelle für politische und kulturelle Themen, Filmabende, Diskussionen zu Themen wie „Rassismus im Sport“, Internetworkshops und Konzerte. Das Amt für Stadterneuerung der Stadt Leipzig und das Jugendamt unterstützen den Verein. Das Vorhaben kann jedoch nur mit einer zusätzlichen Finanzierung vollständig umgesetzt werden - der Preis hilft jetzt erheblich weiter.

im Cafe Courage des Treibhaus Döbeln
im Cafe Courage des Treibhaus Döbeln

Foto: Im Cafe Courage des Treibhaus Doebeln. Der Verein trage mit einem vielfältigen Angebot erheblich zur Verbesserung des gesellschaftlichen Lebens in der Region sowie zur Zurückdrängung der rechtsextremen Szene bei, urteilte die Jury.

2. Hauptpreisträger: Das „Jugendbüro Diversity“. Ein Projekt des Soziokulturellen Vereins „Treibhaus e.V.“ (Döbeln)
Der „Treibhaus e.V.“ stellt mit seiner Arbeit seit 1997 eine Alternative zu den rechtsextremen Aktivitäten im Landkreis Döbeln dar. In den 1990er Jahren hat sich hier eine rechte Jugend- und Alltagskultur entwickelt; regelmäßig kommt es zu rechtsextremen Übergriffen auf alternative Jugendliche und Migranten. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das kulturelle Angebot in der Region zu bereichern und soziokulturelle Arbeit insbesondere für alternative Jugendliche und Menschen mit Migrationshintergrund zu leisten, um rassistischen und extremistischen Einstellungen frühzeitig vorzubeugen. Zentrales Anliegen ist es, die politische Bildungsarbeit aktiv zu fördern, wobei die Arbeit auf einem demokratischen Grundverständnis beruht. Zentraler Treffpunkt ist das „Café Courage“, in dem regelmäßig Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Filmabende und Workshops stattfinden.

Mit dem „Jugendbüro Diversity“ soll ein Ort geschaffen werden, der sich als Ergänzung bestehender Beratungsangebote versteht. Entstehen wird ein Treffpunkt, der frei von Diskriminierung jeglicher Art ist und in dem die Verschiedenartigkeit junger Menschen als Bereicherung gilt. In der Region Döbeln existieren nur sehr wenige Einrichtungen, zu denen Migranten und asylsuchende Flüchtlinge einen Zugang finden. Dieser Treffpunkt richtet sich gezielt an alle jungen Menschen, mit und ohne Migrationshintergrund. Im Jugendbüro sollen Besucher und Vereinsmitglieder bei der Antirassismusarbeit, der demokratischen Bildungsarbeit und Projekten gegen Rechtsextremismus zukünftig stärker in die Planung der einzelnen Vorhaben einbezogen werden. Das geplante Angebot beinhaltet eine individuelle soziale Beratung und Begleitung von Jugendlichen und Flüchtlingen, den Aufbau einer Jugendbibliothek und einer „Computerlounge“ sowie die Organisation der interkulturellen Woche „Prisma“. Eine noch fehlende Kofinanzierung gefährdet derzeit das gesamte Projekt.

Preisgeld für Jugendarbeit

Die beiden mit dem Förderpreis für Demokratie ausgezeichneten Vereine aus Leipzig und Döbeln wollen das Preisgeld dazu einsetzen, Jugendlichen mit vielfältigen Veranstaltungen Alternativen zur rechtsextremen Szene zu bieten. Alexander Voigt vom ausgezeichneten Treibhaus e.V. sagte dem MDR: "Wir erleben, dass die Angebote der Rechtsextremen gerade in den Städten fruchten, wo es keine Musikschule und kein Jugendhaus mehr gibt". Der Verein wies gleichzeitig darauf hin, dass eine regelmäßige Unterstützung durch die Stadt Döbeln seine Arbeit wesentlich erleichtern würde. Der Verein hätte dann wesentlich bessere Chancen, auch Fördergelder der EU zu erhalten, so Vereinsmitglied Erik Oswald. Wichtig dafür wäre mehr Öffentlichekeit. Schade jedoch: Kaum eine sächsische  Tageszeitung berichtete anderntags ausführlich über die Preisverleihung, eine Ausnahme: der MDR.

Logo Förderpreis für Demokratie
Logo Förderpreis für Demokratie

Hier eine Detailbeschreibung der weiteren sieben Projekte, die in die Endauswahl der achtköpfigen Jury kamen, sie wurden ebenfalls nach Dresden eingeladen und erhielten einen Anerkennnungspreis für ihre Arbeit in Höhe von jeweils 500 Euro. Dazu zählen:

BrennPunkt e.V. (Brand-Erbisdorf)
Der 2005 gegründete Verein „BrennPunkt“ aus Brand-Erbisdorf will ein langfristiges Gegengewicht zur rechtsextremen Dominanz in der Region, gaerade auch in den Jugendclubs, schaffen. „BrennPunkt“ bietet jungen Menschen Alternativen zu rechtem und rassistischem Gedankengut. In Mittelsachsen haben trotz des Verbots der rechtsextremen Kameradschaft „Sturm 34“ neonazistische Organisationen weiterhin Zulauf. In einem Vorort 1
von Brand-Erbisdorf hat ein ehemaliger Kreisvorsitzender der NPD ein Begegnungszentrum für „national Gesinnte“ aufgebaut. Seitdem beobachtet der Verein „BrennPunkt“ eine Zunahme rechtsextrem motivierter Aktivitäten in der Region.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „BrennPunkt“ organisieren ein breites Freizeitangebot, zum Beispiel Zeitzeugengespräche, Gedenkstättenfahrten und interkulturelle Ferienfreizeiten für Kinder aus sozial schwachen Familien. Der Verein ist zudem Mitorganisator des jährlich in Freiberg stattfindenden „Festes der Kulturen“ und arbeitet mit der Fachhochschule Mittweida, den örtlichen Gewerkschaften und kirchlichen Einrichtungen zusammen.

„Respekt beginnt im Kopf!“ Ein Projekt des Gerede e.V. (Dresden)
Der Verein „Gerede“ existiert seit 1990 und ist aus der evangelischen Studentengemeinde hervorgegangen. Gerede e.V. berät und unterstützt homosexuelle, bisexuelle und transsexuelle Jugendliche bei der Selbstfindung und bietet zudem Eltern, Lehrern und Erziehern Hilfestellung beim Umgang mit dem Thema Sexualität.
Für homosexuelle Jugendliche stellt die Begegnung mit Menschen vielfältiger sexueller Orientierungen und Lebensweisen eine äußerst wichtige Unterstützung bei der eigenen Identitätsfindung dar. Denn immer noch ist das Wort „schwul“ eines der am häufigsten gebrauchten Schimpfwörter auf deutschen Schulhöfen. Daher hat sich das mobile Bildungsprojekt „Respekt beginnt im Kopf!“ zum Ziel gesetzt, Vorurteile gegenüber gleichgeschlechtlichen und transsexuellen Lebensweisen abzubauen und feste Vorstellungen über Geschlechterrollen zu hinterfragen. Das Projekt richtet sich an Jugendliche in Schulen und Freizeitgruppen und fördert Denk- und Handlungsstrategien gegen Diskriminierung. Mit Rollenspielen und offenen Gesprächsrunden trägt das Projekt zu einem toleranteren Umgang mit lesbischen oder schwulen Mitschülern im Schulumfeld bei. Zudem werden gezielte Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte, Jugendleiter und zwei Sozialarbeiter angeboten. Seit Projektbeginn Ende 2005 wurden knapp 150 Aufklärungsveranstaltungen in Dresden und im ferneren Umland durchgeführt, wobei insgesamt etwa 2.500 Jugendliche erreicht wurden. Wissenschaftlich begleitet wird „Respekt beginnt im Kopf!“ durch das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.

„Bildung und Begegnung statt Vorurteile und Abgrenzung“ Ein Projekt von“HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V.“ (Dresden)
Nach Einschätzung des Vereins ist vielen jungen Menschen in Sachsen die lokale und regionale Ebene jüdischer Geschichte nicht bewusst. Im Lebensumfeld der Jugendlichen herrscht weit verbreitetes Unwissen neben diffusen Vorurteilen bis hin zu offenem Antisemitismus. Die Bildungs- und Begegnungsstätte HATiKVA ist ein freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe, der sich der Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur verschrieben hat. Der Verein existiert seit 1992 und hat auf diesem Gebiet langjährige Kompetenzen erworben. Angeboten wird ein umfangreiches Spektrum an maßgeschneiderten Bildungsveranstaltungen, Projekttagen und Materialien. Die wichtigste Zielgruppe: Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 20 Jahren sowie Multiplikatoren im Bildungsbereich. Der Verein bewirbt sich mit seinen Bildungsangeboten. Diese umfassen das Kennenlernen der hebräischen Schrift und koscherer Speisen, Besuche der Wanderausstellung „Juden in Sachsen“, Workshops zum Thema Antisemitismus oder einen interaktiven Stadtrundgang durch das jüdische Dresden, um nur einige Beispiele zu nennen. Für 2008 gibt es neue Schwerpunkte: Anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberpogrome von 1938 werden spezifische Bildungsprojekte zur Geschichte der Verfolgung und Vernichtung der deutschen Juden organisiert. Zur pädagogischen Auseinandersetzung mit den Biografien von Tätern und Täterinnen des NS-Regimes wird an einer pädagogischen Handreichung gearbeitet.

Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V. (Torgau). Ein Vorschlag der Stadt Torgau
Über die Heimerziehung in der SED-Diktatur und die menschenrechtswidrigen Zustände in den entsprechenden Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR ist bis heute wenig bekannt. An keinem historischen Ort der Spezialheime hat bisher eine Dokumentation oder Aufarbeitung stattgefunden. Mit einer Ausnahme: der „Geschlossene Jugendwerkhof Torgau“ (GJWH), der innerhalb des Jugendhilfesystems der DDR eine Sonderstellung einnahm und der exemplarisch für die repressive Seite des DDR-Erziehungssystems steht. In den GJWH wurden von 1964 bis 1989 mehr als 4.000 Jugendliche wegen Disziplinarverstößen in anderen Heimen eingewiesen, die Lebensbedingungen waren durchaus vergleichbar mit denen in Gefängnissen.
Der Verein leistet seit 1998 in der Region Torgau-Oschatz, aber auch sachsen- und bundesweit, einen wesentlichen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Durch viel ehrenamtliches Engagement wurde eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte eingerichtet. Einerseits soll den Schicksalen der ehemaligen Inhaftierten gedacht werden, andererseits dient der Ort als historische Bildungsstätte für Jugendliche, die sich aufgrund ihres Alters besonders mit den inhaftierten Personen identifizieren können. Derzeit existiert eine Daueraustellung zur Dokumentation der Geschichte der einzigen geschlossenen Disziplinierungseinrichtung der DDR. Die Begegnungsstätte bietet Führungen an, organisiert Zeitzeugengespräche, entwickelt Spielfilmanalysen und Projekttage. Zudem dient ein Zeitzeugenbüro den Opfern als Ort der Begegnung und Aufarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse.
Die Daueraustellung dokumentiert zwar die Geschichte des „Geschlossenen Jugendwerkhofs“, doch um die Funktion dieser Einrichtung zu verstehen, bedarf es einer Ausstellungserweiterung auf das gesamte DDR-Jugendhilfesystem. Daher soll das bestehende Angebot um einen Bereich zur Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der gesamten Spezialheime der DDR-Jugendhilfe ergänzt werden
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„Demokratie lernen – Aufklärung gegen rechte Strategien“. Ein Projekt des Landesjugendpfarramtes Sachsen (Dresden)
Musik ist zentraler Bestandteil des Alltags junger Menschen und bietet daher gute Chancen der politischen Indoktrination. Der Verfassungsschutz bestätigt, dass Musik bei der Herausbildung demokratiefeindlicher und rassistischer Weltanschauungen eine zentrale Rolle spielt. Seit 2004 hat die NPD in Sachsen 20.000 kostenlose „Schulhof-CDs“ mit Beiträgen von in der extremen rechten Szene bekannten Bands verteilt. Die Unsicherheit im Umgang mit der CD und die Unkenntnis über ihre Inhalte aufseiten der Lehrkräfte und Eltern ist groß.
Das Projekt „Demokratie lernen“ klärt in erster Linie Jugendliche über die Strategien und die Ideologie der Neuen Rechten auf. Ziel ist es, diese Strategien zu entlarven und argumentativ zu widerlegen. Des Weiteren sollen rechtsextreme Codes und Symbole „enttarnt“ werden, um die Musik, Bands und deren Fans entsprechend einordnen zu können. Das Projekt wendet sich nicht ausschließlich an Jugendliche, sondern auch an Pädagogen und Eltern. Ein Team von Referentinnen und Referenten informiert anschaulich über die Inhalte der rechtsextremen „Schulhof-CD“. Reiner „Frontalunterricht“ hilft bei diesem Thema kaum weiter. Daher soll mit einer Mischung aus vermitteltem Wissen und gemeinsam erarbeiteten Gegenargumenten zur Ideologie der Neonazis erreicht werden, dass Jugendliche die Gefahren des Rechtsextremismus selbst erkennen. Zur inhaltlichen Vertiefung wurde ausführliches Begleitmaterial entwickelt. Die Weiterführung uAusweitung des Projekts ist nur mit neuen Mitteln möglich, da die Förderung im Dezember 2008 endet.
nd geplante bundesweite

„Medien für Demokratie und Toleranz – gegen Ausgrenzung und Gewalt“. Ein Projekt des „Objektiv e.V. – Verein für medienpädagogische Projektarbeit“ (Dresden)
Der „Objektiv e.V.“ ist ein Zusammenschluss von Medien- und Sozialpädagogen aus Dresden, die seit 1996 an der praktischen Umsetzung medien- und kommunikationspädagogischer Konzepte arbeiten. Ziel ist es, im Zeitalter der Massenmedien einen alternativen, kompetenten und verantwortungsbewussten Umgang mit der Medienwelt anzuregen. Mit dem geplanten Projekt „Medien für Demokratie und Toleranz“ sollen Jugendliche für gegenseitige Anerkennung, Kommunikations- und Kompromissfähigkeit sensibilisiert werden.
Der Verein beobachtet, dass bei der Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus und Holocaust häufig etwas Entscheidendes fehlt: der Bezug zur heutigen Zeit, der gerade für junge Menschen wichtig ist. Und obwohl Filme und Medien für viele Jugendliche einen großen Stellenwert einnehmen, gibt es für sie außerhalb des Freundeskreises kaum Möglichkeiten zur Reflexion und kritischen Hinterfragung der Filminhalte. Aus diesem Grund plant „Objektiv e.V.“ Veranstaltungen für Schulklassen und Jugendeinrichtungen in ländlichen Regionen Sachsens, um gezielt junge Menschen zu erreichen, die ansonsten nur wenig Zugang zu außerschulischen Bildungsprojekten haben. Pro Veranstaltung findet ein Kinobesuch mit anschließender Diskussion, einem Workshop und einem Abschlusstreffen statt. Am Ende produzieren die Jugendlichen einen Trick- oder Kurzfilm und erstellen eine Text- und Bilddokumentation zum Thema. Der Fokus des Projekts zielt auf die Entwicklung einer „demokratischen Gesprächskultur“ innerhalb der Gruppe ab. Die Auswahl der Filme ist breit gefächert und berücksichtigt die Themen Rechtsextremismus heute (z.B. „Leroy“, „Kombat Sechzehn“), Nationalsozialismus/Holocaust (z.B. „Der Pianist“, „Sophie Scholl“), Gewalt und Machtstrukturen (z.B. „Die Welle“), die Wahrnehmung anderer Kulturen sowie Dokumentarfilme.

Soziokulturelles Zentrum „Conne Island“ / Projekt Verein e.V. (Leipzig)
Der Projekt Verein e.V. fördert Jugend-, Pop- und Subkulturen im Raum Leipzig. Im Vordergrund stehen die Schaffung von Rahmenbedingungen zur individuellen Entfaltung und Integration von Jugendlichen. Der Verein ist Träger des selbst verwalteten Jugendkulturzentrums „Conne Island“ im Leipziger Stadtteil Connewitz. „Conne Island“ bietet eine Plattform für kulturelle, bildungspolitische und soziale Aktivitäten von alternativen Jugendlichen. Der Verein und das Jugendzentrum sehen sich als Knotenpunkt zwischen Menschen verschiedenster sozialer und kultureller Herkünfte sowie verschiedener Altersgruppen. Der Verein organisiert in erster Linie Konzert- und Tanzveranstaltungen mit dem Ziel der Integration von Jugendlichen untereinander. Einen wichtigen Stellenwert nehmen zudem Diskussions- und Bildungsveranstaltungen ein, die sich schwerpunktmäßig mit den Themen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus auseinandersetzen. Außerdem bietet der Verein jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten, sich in seinem Jugendzentrum mit Gleichgesinnten zu treffen: Bands finden hier Proberäume, interessierte Jugendliche können sich in einer Infobibliothek, einem Konferenzraum oder am Computerpool über politische und soziale Themen informieren. Das „Conne Island“ ist durch seine jahrelange Arbeit mit lokalen und auch internationalen Künstlern, sowie durch regelmäßig stattfindende Events (z.B. Skatecontests, Hip-Hop-Konzerte) inzwischen überregional bekannt. Es engagiert sich in lokalen und regionalen Netzwerken, wie beispielsweise in einem DJ-Netzwerk oder im „Verbund Freier Radios“. Demnächst sollen zwei neue Projekte entstehen: „Equalize XY-Z – für die Auflösung tradierter Geschlechterbilder in der Popkultur“ und eine Jugendbildungsinitiative für mehr politische Mitbestimmung von Jugendlichen.


Foto: Ort der Veranstaltung auch 2009 - Die Dresdener Frauenkirche

TV-Bericht von der Preisverleihung im MDR: http://www.mdr.de/sachsen/5904478.html

"Den MUTigen Rückenstärkung geben" - MUT-Interview mit dem Jury-Mitglied Sebastian Krumbiegel von den Prinzen.

Weiterführende Informationen zum Demokratiepreis, der auch im nächsten Jahr wieder vergeben wird. 
www.demokratiepreis-sachsen.de.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
/ js,hk

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Alle Preisträger beim Gruppenbild