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Best Practice-Beispiele aus Sachsen geehrt

Das Bündnis für Demokratie und Toleranz hat eine neue Wettbewerbsrunde "Aktiv für Demokratie und Toleranz 2008" eingeläutet. Zugleich wurde in Görlitz die Ehrung der sieben sächsischen Preisträger der Auswahlrunde 2007 vorgenommen. Geehrt wurde dabei auch eine Bürgerinitiative aus Reinhardtsdorf-Schöna. Der Ort hatte kürzlich bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, als die NPD dort zum wiederholten Mal 25 Prozent der Wählerstimmen erhielt.

Im Rathaus der Stadt Görlitz wurden am Nachmittag des 9. Juli 2008 folgende sieben Preisträger mit Urkunden (Foto) und einem Geldpreis geehrt. Der Veranstalter, das bundesweite Bündnis für Demokratie und Toleranz wurde im Jahr 2000 von den Bundesministerien des Innern und der Justiz im Jahr 2000 gegründet. Er beschreibt die für ihre Arbeit im Jahr 2007 ausgezeichneten Projekte wie folgt:


Seit 2004 engagieren sich 30 Kilometer südlich von Dresden in der Bürgerinitiative „Demokratie anstiften" ehrenamtlich Bürger/innen aus Reinhardtsdorf-Schöna und dem Ortsteil Kleingießhübel gegen die menschenverachtende und verfassungsfeindliche Ideologie der NPD. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, in der Gemeinde und in Kooperation mit ortsansässigen Vereinen, der Kirchengemeinde und interessierten Einzelpersonen den Einfluss extremistischer Kräfte zurückzudrängen. Dies geschieht in Form von Informationsveranstaltungen und Kulturveranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen; ein besonderer Schwerpunkt ist die grenzübergreifende Projektarbeit mit der polnischen Partnergemeinde Walim.

Die ausschließlich ehrenamtlich organisierte Faninitiative „Bunte Kurve" aus Leipzig ist vor dem Hintergrund der rassistisch motivierten Beschimpfungen gegen einen nigerianischen Spieler entstanden. Die Homepage der Faninitiative www.bunte-kurve.de dient als Informationsplattform zu rassistischen und diskriminierenden Vorfällen im deutschen und internationalen Fußball. Der Faninitiative „Bunte Kurve" gelingt es mit Projekten wie z.B. verschiedenen Trikotaktionen und integrativen Fußballturnieren nicht nur, klar gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball Position zu beziehen, sondern auch, über den Sport hinaus einen kontinuierlichen Beitrag zum toleranten Zusammenleben in der Leipziger Region zu leisten.

Das Christliche Jugenddorfwerk Chemnitz (CJD) engagiert sich seit Jahren gegen Extremismus, Rassismus und Antisemitismus besonders unter Jugendlichen. Mit dem 2005 begonnenen Projekt Geschichtswerkstatt „DenkZeichen Erzgebirge" konnte das CJD durch das ehrenamtliche Engagement der Projektteilnehmer/innen eine umfangreiche regionalgeschichtliche Bibliothek aufbauen und die Workshops und Ausstellungen sind zum zentralen Anlaufpunkt für Jugendliche, Lehrer/innen, Sozialarbeiter/innen und Ortschronist/innen geworden. Ein Höhepunkt in der Arbeit der Geschichtswerkstatt war die Verlegung der ersten acht Stolpersteine für die jüdischen Opfer des NS-Regimes vor deren einstigen Wohnhäuser in der Stadt Freiberg im vergangenen Jahr.

Der Verein „Oberlausitz - neue Heimat e.V." - wurde mit dem Hauptziel der Unterstützung der russischsprachigen Mitbürger/innen im Kreis Löbau-Zittau gegründet und leistet mit vielfältigen Projekten einen wichtigen Beitrag zur Integrationsarbeit in der Region. Unter dem Motto „Eigenes Engagement der Migranten" veranstaltet der Verein Diskussionsrunden, um gegen Vorurteile anzugehen und bietet kulturelle Aktivitäten sowie berufsorientierende Maßnahmen an. Der Verein ist zudem Herausgeber der Jugendzeitung „Impulse Plus", die Themen wie z.B. Rechtsextremismus, jüdische Geschichte und Folgen der NS-Zeit behandelt

Der Verein „Hoffnung - Nadeshda" führt eine vielseitige Arbeit mit den Spätaussiedlerfamilien in der Stadt Freiberg durch. Mit dem Ziel, den Integrationsprozess durch Eigeninitiative von Spätaussiedler/innen und durch enge Zusammenarbeit mit den Einheimischen zu verbessern, wurden und werden eine Vielzahl von Projekten für Jugendliche und Erwachsene organisiert und durchgeführt. Zu den vielfältigen Projekten gehören Familienberatungen, Deutschunterricht für Kinder, Tanzzirkel, ein Kinderchor, ein Puppentheater, Ausstellungen und vieles mehr. All diese Projekte fördern nachhaltig die Integration von Spätaussiedler/innen und sind aus der Freiberger Kommune nicht mehr wegzudenken.

Das Opferberatungsprojekt „AMAL - Hilfe für Betroffene rechter Gewalt e.V." leistete in den Regionen Ostsachsen, West- und Südwestsachsen Beratungs- und Unterstützungstätigkeit für Betroffene rechter Gewalt durch Gespräche über das Erlebte, Hinweise zum rechtlichen Vorgehen, Unterstützung bei der Suche von Tatzeugen, Rechtsanwälten und Psychologen, Begleitung bei Behördengängen und Antragstellungen. Das Projekt setzte sich insbesondere für die Rechte von ausgegrenzten und diskriminierten Bevölkerungsgruppen ein. Als unterscheidendes Merkmal zu anderen Beratungsangeboten versuchte AMAL selbst durch den so genannten „aufsuchenden Ansatz" Kontakt mit den Betroffenen herzustellen. (Anmerkung von MUT: Die makabre Pointe dieser Ehrung: Mangels Bundesförderung gilt AMAL seit diesem Jahr als aufgelöst...).

Der Verein „Peer Training Sachsen e.V." setzt sich landesweit mit Themen wie Vorurteilen, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Vielfalt auseinander. So genannte Peer Trainer geben ehrenamtlich Workshops an Schulen, in Vereinen, bei Veranstaltungen - und „trainieren" andere Jugendliche. Hierbei ist das vorrangige Ziel, durch die Workshops Prozesse Sozialen Lernens bei den Gruppenteilnehmer/innen in Gang zu setzten, d.h. Perspektiven und Alternativen zu Vorurteilen und Diskriminierungen aufzuzeigen und den Umgang mit kultureller Vielfalt zu trainieren. Der Verein zeichnet sich dadurch aus, dass Jugendlichen auf Augenhöhe begegnet wird und diese anschließend bei Gleichaltrigen als Multiplikatoren wirken.

Ausschreibung für Wettbewerb 2008

tanzvorführung bei der Preisverleihung im Rathaussaal Görlitz
tanzvorführung bei der Preisverleihung im Rathaussaal Görlitz

Unterdessen hat das Bündnis für Demokratie und Toleranz die Ausschreibung für den Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz 2008" veröffentlicht. Bundesweit werden erneut besonders vorbildliche Projekte von einem Beirat ausgewählt und mit Geld-Preisen zwischen 1.000 und 5.000 € ausgezeichnet. Wie soeben in Sachsen, werden Initiativen auf ähnliche Art und Weise 2009 in den einzelnen Bundesländern geehrt. In der Ausschreibung heißt es:

"Wir wollen nicht die „einzigartige" Aktion aufspüren, wir wollen die Vielfalt der Konzepte zeigen. Jede und jeder kann in seinem Lebensbereich etwas tun! Mit den Preisen sollen zivilgesellschaftliche Organisationen honoriert und unterstützt werden, die oft mit knappsten Mitteln viel bewirken.

Die Sammlung und Auszeichnung alltäglichen Engagements dient auch dazu, andere Interessierte zu motivieren, selbst aktiv zu werden. Die vorbildlichen Praxisbeispiele der Preisträger werden auf unserer Website www.buendnis-toleranz.de in der Rubrik „Vorbildliche Projekte" präsentiert. Damit wollen wir erreichen, dass erfolgreiche Konzepte „Schule machen" und sich lokale Gruppen besser vernetzen können.

Gesucht sind folgende Aktivitäten:

* Beispiele zur Förderung von Integration, insbesondere unter aktiver Beteiligung von Migrant/innen
* Maßnahmen gegen Diskriminierung jeder Art
* Engagement gegen menschenverachtende und verfassungsfeindliche Ideologien sowie damit verbundene v. a. fremdenfeindliche Gewalt
* sowie alle anderen Formen respektvollen Miteinanders im Sinne der Grundwerte unserer Verfassung und der Menschenrechte

In diesem Jahr suchen wir insbesondere Beiträge zum Schwerpunktthema Gewaltprävention. Diese können z. B. sein:

* Beispiele für Zivilcourage
* Projekte zur Gewaltprävention in Schulen und Jugendgruppen
* pädagogische Bausteine in anderen Bereichen
* Netzwerke zivilgesellschaftlicher Initiativen im Wohnquartier oder im Bereich Sport
* Aktivitäten zur Verhinderung gewaltsamer Auseinandersetzungen bei Großereignissen

Die Aktivitäten sollen hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragen werden. Bei der Aktionsform geben wir keine Beschränkung vor. Geplante Vorhaben können nicht eingereicht werden. Von den Preisträgern wird erwartet, dass sie ihre Erfahrungen und ihr Know-how ggf. auf einem Netzwerktreffen des Bündnisses an andere weitergeben...

Ausgeschlossen von der Teilnahme sind Beiträge, welche im Rahmen der Säule 2 des Programms „Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie" des Bundesfamilienministeriums oder in den Xenos-Programmen „Integration und Vielfalt" sowie „Beschäftigung, Bildung und Teilhabe vor Ort" Fördermittel erhalten. Einsendeschluss ist der 30. September 2008."

Nähere Angaben enthält ein Merkblatt des Bündnis für Demokratie und Toleranz.

Für einen weiteren Preis für sächsische Demokratie-Initiativen ist am Montag, den 14.7. Einsendeschluss, DER SÄCHSISCHE FÖRDERPREIS DEMOKRATIE, mitinitiiert von der Amadeu Antonio Stiftung und in Partnerschaft mit der stern-Aktion Mut gegen rechte Gewalt.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk / Fotos: Stadt Görlitz

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Die Preistraeger von Goerlitz