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Düsseldorf: "Sieg Hohl" und "Mein Krampf"

Am Anfang waren die Reaktionen der Studenten und Studentinnen des Fachbereichs Grafikdesign der Fachhochschule Dortmund verhalten. Rechtsextremismus schien ihnen ein schwieriges Thema. Aber wer im Wintersemester 2000 / 2001 an der FH Dortmund eine Semesterarbeit machen wollte, kam nicht darum herum: Alle Professoren boten nur das eine Thema an: Design gegen Rechtsextremismus.

Von Simone Rafael





Im Jahr 2000 hatte es gehäuft Vorfälle rechtsextremer Gewalt gegeben. "Wir haben überlegt, was wir dagegen machen können, mit unseren Mitteln", erklärt Professor Johannes Graf, der das Projekt mit seinem Kollegen Professor Dieter Ziegenfeuter initiiert hat. Design kann zur Auseinandersetzung anregen, Stellung beziehen, sensibilisieren, provozieren, aufschrecken. "Die Studierenden sollten Objekte entwerfen, die auf die Problematik aufmerksam machen, gesellschaftliche Prozesse anregen", sagt Graf. Die Kollegen Dieter Hilbig, HD Schrader, Fons Hickmann, Gerald Koeniger und Jürgen Zänker unterstützten das Projekt.

Viele der Studenten entschieden sich für Plakate, es entstanden aber auch Filme und Objektarbeiten. Eingesetzt haben sie dabei nicht nur ihre Kreativität – auch die Produktionskosten musste jeder selbst aufbringen.

 


Die Bandbreite der entstandenen Arbeiten ist groß. Rechtsextremismus ist ein vielschichtiges Thema, und jeder konnte sich selbst aussuchen, wie und wen genau er informieren, abschrecken oder überzeugen möchte.

Rund 150 Arbeiten sind bisher entstanden – übrigens auch von Professoren, die sich als gleichberechtigt mit ihren Studenten verstehen und ihre Arbeiten deshalb nicht kennzeichnen. Die Werke sind in einer Ausstellung gezeigt worden, stehen auf einer eigenen Internetseite und einige Motive sind auch als Postkarten oder Poster gedruckt worden.

"Es ist Design mit einem moralischen Anspruch", sagt Johannes Graf, "es will Verantwortung übernehmen und Dinge bewegen." Das "Bündnis für Toleranz und Demokratie" fand dies geglückt und wählte "Design gegen Rechtsextremismus" als Preisträger des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz". Das Preisgeld von 5000 Euro will die Fachhochschule in neue Projekte investieren – einen Katalog der Arbeiten vielleicht, oder eine weitere Ausstellung.

 



An der FH Dortmund jedenfalls hat sich längst herumgesprochen, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus nicht in erster Linie schwierig, sondern wichtig und spannend ist. So wird das Thema "Design gegen Rechtsextremismus" bis heute für Interessierte in jedem Semester angeboten.

Mehr im Internet:
Den Überblick über alle entstandenen Motive gibt es unter
www.artikeleins.de
(die Domain spielt an auf Artikel 1 des Grundgesetzes an: Die Würde des Menschen ist unantastbar).

© mut-gegen-rechte-gewalt.de
Fotos: FH Dortmund

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\"White Power\" auf braun verschmutzem Geschirrtuch