Am 25. März 2006 bebte Hamburgs Markthalle. Rund 90 Rapper zeigten dort Flagge gegen Rassisten & Rechtsextremisten. Die Initiatoren waren junge Leute, die eine coole Idee im Internet umgesetzt haben. Sie sammeln dort Stimmen gegen Rechts - und Spenden zugunsten der Amadeu Antonio Stiftung.
Die Liste der Liveacts nahm kein Ende. Am 25.3.2006 waren ab 18 Uhr in der Hamburger Markthalle mit dabei: Sleepwal ker - MB 1000 - Paolo 77 feat Hoheluft Brüc ke - Patric k mit Absicht feat. Brilliant & DJ Prezision - Haa k MC, JMO & Leo Large - Pat Cash - Alberto - K.O Star - Mama Boom - BTM Squad - Mas koe - Horna Army - BigBiba - Reza - Sadri - Illy Idol - Swiss - Martini - Ic ke - Media Players - Men Of No Nation - Mephisto - Montana Max - Fayzen - Flow im Ohr - Doc Knarf - Gabreal - Kaleel & CSP - Laas Unltd. - Pani k Squad - Tony Tome - Bacapone -Lance Carvell -Volee - Glenn´sda - Space - Wizdom - Mr.Jean - DJ Nic k Name - DJ LPFlexi - DJ Hexer - DJ 12 Finger Dan - Brea kdance Show der Elb Coast Clic k - Hosting durch Flashmaster Ray & Zafu und andere mehr. 400 Karten gingen im Vorverkauf bereits weg und am Abend hieß es alsbald: ausverkauft - rund 1000 besucher kamen. In der Markthalle mischten sich Breakdance, Rap und beste Wortduelle.
Was alle Gruppen eint: Null Toleranz von Neonazis. Und anstiften wollen sie: zum offenen, friedlichen & kreativen Protest gegen jede Art von Rechtsextremismus. Als Initiative für Eigeninitiative! Für die Macher, wie den Hamburger Philip Skupin, ist wichtig, "dass nicht weggeschaut, sondern gehandelt wird. Gewalt ruft nur Gegengewalt hervor, dies gilt es zu vermeiden!" .
Aus Sicht der Macher ist das Bewusstsein und die Sensibilität gegenüber rechtsextremen Taten in der BRD "leider geschwächt. Schubladendenken und intolerante Ansichten heißen viel zu oft diese Missstände gut". 'Deine Stimme gegen Rechts' appelliere an Menschen aller Altergruppen: "Man kann nie zu alt oder zu jung sein, um sich für Menschlichkeit und gegen rechtsextreme Ideologien einzusetzen", so Philip Skupin. Sein Motto: "Steh auf und werde aktiv!'"
Die Website zur Party:
stimmegegenrechts.de
Den Eintritt von 5 Euro pro Person spendete 'Deine Stimme gegen rechts' komplett an die Berliner Amadeu Antonio Stiftung, die damit gezielt konkrete Projekte gegen Rechtsextremismus unterstützt, wie beispielsweise das Jugendbündnis ABC im thüringischen Pößneck, das dort sehr engagiert versucht, einen gesellschaftlichen Klimawandel zu bewirken, damit ein frisch angesiedeltes, riesiges Nazizentrum wieder aufgegeben wird. 3000 Euro kamen auf diesem Wege zusammen.
Website mit Sounddatei - Für Deine Stimme gegen Rechts!
Wichtigstes Forum der Macher ist eine äußerst vielfältige Website, die seit nunmehr zwei Monaten besteht, und als Clou die Möglichkeit bietet, Texte gegen Nazis auf ein zum Download vorbereitetes Instrumental zu sprechen. Daraus werden später Rap-Songs gemischt - auf
stimmegegenrechts.de. Auf dieser Website kommen auch zahlreiche Musiker zu Wort, um zu begründen, weshalb sie in Hamburg mit von der Partie sind.
Zwei dieser Interviews geben wir hier wieder.
Zunächst mit "Royal Family":
Royal Family
Für all diejenigen, die noch nie etwas von euch als Royal Family gehört haben, stellt euch doch mal kurz vor!
DennoDelicious: Wir sind der Hochadel aus Hamburg. Angefangen hat alles in Bergedorf, vor ca. 6 Jahren. Damals mit Jus kah und A kne unter dem Namen Squi k'n'Stylish. Heute sind wir in einer neuen Formation am Start. Mit dabei sind Jagge der Boss, Ric kbo, Don-John, Mar kes und wie schon erwähnt A kne, Jus kah und meine Wenig keit Denno-Delicious.
Ric kbo: Word!
doN-johN: Ric kb0 und ich haben nach dem Holiday-Tape (
www.rapz-records.de) welches bei den Jungs enstanden ist, die Crew gejoint. Beats und Produ ktion übernehmen dennO und Jagge, Wir in kl. Jus kah, A kne und Mar kez den Rap).
Die Hip-Hop-Szene in Deutschland gilt ja weitestgehend nicht als die politisch a ktivste, wo seht ihr die Vorzüge dieser Musi krichtung um politisch a ktiv zu sein?
doN-johN: Rap ist eine sehr ausdruc kstar ke Musi krichtung und dies ist gerade wichtig bei solchen Themen! Die Lyrics sind/ können sehr präzise sein und das ist nötig um einen Stein ins Rollen zu bringen.
Initiator Philip
"
Deine Stimme gegen Rechts" hat ja einige Proje kte unter dem Motto "Seid a ktiv gegen Rechts" am Start. Was sollte man denn eurer Meinung nach a ktiv gegen Rechts tun?
JaggederBoss: Hört euch unseren Trac k an!! Zeigt Courage.
doN-johN: word!
Spielen politische Themen in euren Texten eine Rolle?
Ric kbo: Weniger.doN-johN: Tatsächlich weniger, da die meisten von uns wohl mit Battle-Rap anfingen und sich entsprechend orientierten, jedoch finden wir es alle sehr wichtig dass dieser Themenbereich im deutschen Hip Hop vertreten ist.
DennoDelicious: Richtig! Ich den ke unsere Musi k geht eher in Richtung Party. Wir versuchen eher unsere Gefühle in den Trac ks wiederzuspiegeln, deswegen gibt es momentan auch eher Trac ks die Spaß machen sich anzuhören. Bei politischen Themen be komme ich eher Depressionen! (lacht)
Warum ist es euch wichtig, euch gegen Rechts star k zu machen?
doN-johN: Es gibt zwar einige Leute die sich bereits gegen Rechts star k machen, aber immer noch eindeutig zu wenige. Da will man doch ein Vorbild sein!
Jus kah: Grade heutzutage, wo im Nahen Osten Botschaften angezündet werden und die Gewalt zu es kalieren droht, ist es wichtig, Zeichen zu setzen - heißt: Keine rassistische Gewalt zulassen und selber klarstellen, dass solche Konfli kte nur friedlich gelöst werden können. Leute kommen nach Deutschland, weil sie sich ein besseres Leben erhoffen, und die überwältigende Mehrheit ist bereit, dafür hart zu arbeiten. Kuc k dich doch mal um, wer am Bahnhof am fegen ist oder bei Burger King die Klos saubermacht. Für solche Jobs sind sich doch viele Deutsche einfach zu fein. Nur zusammen können wir das Schiff irgendwie durch den Sturm steuern...Was erwartet Ihr vom Event "Rap gegen Rechts"?
Auf der Bühne
Jus kah: . Natürlich kommen zu solchen Veranstaltungen eigentlich eh nur Leute, die von der Sache überzeugt sind. Aber es ist trotzdem wichtig, sich und seine Meinung zu zeigen, wie bei 'ner Demo. Auch um Leute, die nicht rechts sind, auf diesen Missstand hinzuweisen. Viele Menschen sehen ja gar nicht, was hier teilweise abgeht, ob sie das nun wollen oder nicht.
Gibt es für euch ein Vorbild/Idol in Sachen Toleranz und Menschlich keit?
doN-johN: Jeder der sich aus voller Überzeugung gegen Rechts star k macht ist seinen Mitmenschen ein Vorbild!
Mar kez: Besser kann man's nich sagen.
Gab es für euch ein prägendes Ereignis im Zusammenhang mit rechten Ansichten / Ausländerhass?
aKne: Ich ging früher mit vielen Leuten vom Dorf zusammen zur Schule und die hatten schon immer eine etwas radi kale Einstellung zu Ausländern aber man verstand sich eigentlich gut, aber als sie die Schule verließen und ich sie später dann mal irgendwo auf Party wieder getroffen habe, und sie mir stolz ihr deutsches Bürgerwehr T-Shirt zeigte passend zum silbernen Reichsadler um ihren Hals war es dann irgendwie auch vorbei mit lustig. Darüber habe ich dann auch meinen ersten Trac k gegen Rechts gemacht zu finden auf www.a kne-rap.de (grinst)
Eure Message gegen Rechts?
doN-johN: Zeigt Courage, macht die Augen auf und ignoriert es nicht!
Gibt es etwas aus einem anderen Land was für euch in Deutschland nicht mehr wegzuden ken ist?
aKne:(lacht) Döner und Wod ka... Nein aber ganz im Ernst ist es wohl Rap, der für mich nicht mehr wegzuden ken ist und natürlich unzählige Kollegen und Freunde/innen.
Jus kah: Digga, die Gastarbeiter haben dieses Land nach dem zweiten Welt krieg mit aufgebaut. Alleine hätten wir das doch nie geschafft, also ist das ganze Land eigentlich das Produ kt einer Zusammenarbeit von Menschen aus X Ländern und Kulturen.
Letzte Worte an die Leser? oN-johN: Watch out - Royal Family is about to bOOOM! Trac k anhören! - da stec kt ne Menge Message drin! Will hier jetzt ja nicht alles verraten, hehe...
Zweites Interview: Haak MC
Haak MC
Für all diejenigen die von dir noch nie etwas gehört haben, stell dich doch kurz vor.
Haa k: Ich bin Haa k MC von Sleepy`s World. Ich mache schon fast mein Leben lang Musi k und seit ca. 10 Jahren Rap. Meine erste VÖ war der Trac k "100 % Freiheit" auf der Simon-Vegas-EP. Danach folgten einige Trac ks auf verschiedenen Samplern. 2003 war ich auf der "Sleepy`s World präsentiert"-Single mit dem Trac k "Wer???". Im Februar 2005 habe ich meine Solo-EP "Mein Rap" als freien Download auf
www.sleepysworld.de gedropped. Mitte 2006 wird voraussichtlich mein Streetalbum "ID" released.
Die Hip-Hop-Szene in Deutschland gilt ja weitestgehend nicht als die politisch a ktivste, wo siehst du die Vorzüge dieser Musi krichtung um politisch a ktiv zu sein?
Haa k: Rap ist die Musi krichtung mit dem größten Textanteil von allen. Man hat also die Möglich keit seine Meinung sehr detailliert darzustellen, wenn nicht sogar Meinungen zu machen. Aber meiner Meinung nach ist die deutsche Hip-Hop-Szene politisch gar nicht so una ktiv. Proje kte wie Brothers Keepers sind der eindeutige Beweis für das Bewußtsein in dieser Richtung.
" Deine Stimme gegen Rechts" hat ja einige Proje kte unter dem Motto "Seid a ktiv gegen Rechts" am Start. Was sollte man denn deiner Meinung nach a ktiv gegen Rechts tun?
Haa k: Man sollte versuchen, schon die allerjüngsten mit diesem Thema zu konfrontieren und sie aufzu klären. Das könnte schon im Kindergarten anfangen, mindestens aber in der Grundschule. Die größte Macht üben aber natürlich die Eltern und das dire kte Umfeld auf die Kinder aus. Den Kindern muss klargemacht werden, dass die Hautfarbe oder der Glauben nicht den Wert des Menschen ausmacht. Wir sind alle eine Rasse.
Auf der kleinen Bühne
Spielen politische Themen in deinen Texten eine Rolle?
Haa k: Auf jeden Fall, aber auch nicht in allen Songs, denn ich versuche möglichst viele Themen bzw. Facetten abzudec ken und zu behandeln. In meinem ersten veröffentlichten Song "100% Freiheit" schneide ich politische Themen leicht an, vermische sie aber mit der Rapszene. Auf meinem kommenden Album sind auf jeden Fall zwei Trac ks, die sich mit weltpolitischen Themen kritisch beschäftigen.
Warum ist es dir wichtig, dich gegen Rechts star k zu machen?
Haa k: Weil ich den ke das es dieses Problem auf der Welt, die wir uns alle teilen und auf der wir alle zusammen leben nicht geben darf! Der Ausdruc k rechten Den kens zeugt meiner Meinung nach von Dummheit und um uns weiter zu entwic keln ist Dummheit nicht gerade hilfreich! Abgesehen davon werden wir durch unsere Lebensweise sowieso schon weitgehend verdummt, z.B. durch die Medien.
Was erwartest du vom Event "Rap gegen Rechts"?
Haa k: Ich hoffe dass mit solchen Veranstaltungen immer mehr Leute auf diese Problemati k hingewiesen werden. Wenn beispielsweise Kids sehen, das sich Ihre musi kalischen Vorbilder gegen Rechts star kmachen werden sie wohl kaum in diese Richtung abschweifen. Aber natürlich hoffe ich auch auf einen erfolgreichen Abend mit gefüllter Halle und guter Stimmung.
Gibt es für dich ein Vorbild/Idol in Sachen Toleranz und Menschlich keit?
Haa k: Nein, ein persönliches hab ich nicht unbedingt. Es gibt natürlich die be kannten wie z.B. Ghandi, Martin Luther King usw., aber ich finde jeder Mensch sollte den anderen Menschen ein Vorbild in Toleranz und Menschlich keit sein. Ein Film der dieses Thema sehr gut und deutlich behandelt ist z.B. "Schindlers Liste".
Gab es für dich ein prägendes Ereignis im Zusammenhang mit rechten Ansichten / Ausländerhass?
Haa k: Das prägende Ereignis be komm ich immer wieder in den Nachrichten zu sehen, aber vor allem auch vor meiner Haustür. Dadurch verliert es in meinem Kopf auch nicht an A ktualität. Da ich sehr deutsch aussehe hatte ich selber bisher auch noch keine Probleme mit Rechtsradi kalen im gewalttätigen Sinne. Aber Ausländerhass be kommt man andauernd zu spüren, ob nun in Aussagen, z.B. hinsichtlich des Arbeitsmar ktes und der Staatsverschuldung, oder im Handeln, z.B. Benachteiligung von Ausländern, von einigen Menschen.
"
Move your fucking fuckfingers
against the fucking nazis" -
Parole beim Konzert
Gibt es etwas aus einem anderen Land was für dich in Deutschland nicht mehr wegzuden ken ist?
Haa k: Ich den ke da gibt es einiges und damit meine ich nicht nur das Essen, sondern auch viele andere kulturelle Sachen, die Deutschland einfach bereichern. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen in einem rein deutschen Deutschland zu leben. Ich bin ein neugieriger Mensch und mag das "Multi kulti-Gefühl" wie z.B. in Hamburg-Altona oder Berlin-Kreuzberg. Man kann von anderen Kulturen eine Menge lernen im geistigen Sinne, in Lebensansichten, Verhaltensweisen usw.
Letzte Worte an die Leser?
Haa k: Nein, ich den ke es ist alles gesagt!
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www.mut-gegen-rechte-gewalt.de - 26.3.2006