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Den Schwung mitnehmen!

Am Wochenende demonstrierten rund 2000 Menschen gegen das NPD-Fest in der Nähe von Pasewalk. Ein Beispiel dafür, dass auch kurzfristig organisierter Protest gegen Neonazis gelingen kann.
 
Von Tamara Jockenhöfer
 
Gänsehautfeeling war auf der 4km langen Demokratiemeile von Pasewalk nach Viereck zu spüren. Über 2000 Menschen waren zusammengekommen, um ein deutliche Zeichen zu setzten: „Hier ist kein Ort für Neonazis“. Alle demokratischen Parteien, über 40 Vereine und Organisationen, die Kirchen und Bürgermeister der Region sowie Künstler, Familien, Rentner und Jugendliche standen geschlossen zusammen und haben sich als I-Tüpfelchen der Gegenveranstaltung um 13.30Uhr an die Hand genommen, um mit einer bunten friedlichen Menschenkette ihrem Anliegen Ausdruck zu verleihen. „Es war so schön, das zu sehen! Ganz egal welche Partei, Herkunft oder Alter. Alle haben zusammengehalten“, beschrieb eine 45-Jährige Pasewalkerin die Stimmung.

Aufgerufen dazu hat das, in Pasewalk neugegründete, Bündnis „Vorpommern- weltoffen, demokratisch, bunt“ aufgrund des Pressefests des NPD- Parteiorgans „Deutsche Stimme“, das in Viereck veranstaltet wurde und rund 1000 Anhänger der rechtsextremen Szene anzog. Schon im Vorhinein wurde es den Neonazis sehr schwer gemacht, es sich in dem kleinen Ort in der Region Vorpommern-Greifswald bequem zu machen. So wurde aus einem anfangs geplanten 3-Tage Festival eine 12- Stunden -Veranstaltung ohne Übernachtungsmöglichkeit oder gar einem Shuttletransfer vom Pasewalker Bahnhof.

Das gegen Ende Juni gegründete Bündnis „Vorpommern- weltoffen, demokratisch, bunt“ hat ganze Arbeit geleistet und die Menschen in und um Vorpommern mobilisiert. Das unabhängige Bündnis eint die EinwohnerInnen, Vereine, Organisationen, Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmen und die demokratischen Parteien der Region. Vorfeldaktionen wie Buch- und Filmvorführungen wurden angeboten, um zu informieren und die Gefahr, die von der rechtextremen Szene ausgeht, deutlich zu machen.

Mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommerns wurden im Rahmen der Kampagne „Kein Ort für Neonazis“ Postkarten an 250 000 Haushalte in Vorpommern-Greifswald geschickt, um Unterschriften gegen das NPD-Pressefest zu sammeln.

Die Anstrengungen der ehrenamtlichen Mitglieder haben sich mehr als gelohnt, denn so kam es dann am 11.08.2012 zu einer bunten, friedlichen Demokratiemeile, mit Essens- , Informationsständen und künstlerischen Einlagen auf dem Fahrradweg entlang der Straße, die nach Viereck führt. „Den Viereckern ist so warm ums Herz geworden. Mit so einer großen Unterstützung haben sie nicht gerechnet“, erzählte Günter Hoffmann, Mitglied des Bündnisses, sichtlich gerührt. Ab 16 Uhr wurde dann in Pasewalk auf dem Marktplatz weiter gefeiert.

Das „Pressefest“ der Neonazi-Zeitschrift „Deutsche Stimme“ zählt zu einer der größten bundesweiten Neonazi-Veranstaltungen und hat dieses Jahr zum 10. Mal stattgefunden. Während in Hochzeiten, wie 2004, rund 7000 Neonazis dort versammelt waren, konnten dieses Jahr „nur“ an die 1000 Besucher gezählt werden.
 
Pasewalk ist erfolgreich aufgestanden und hat sich gegen diese Veranstaltung zu Wehr gesetzt. „Es ist wichtig diesen Schwung mitzunehmen und weiterzumachen!“ betont Swantje Tobiassen, Projektleiterin von „Region in Aktion“, die sich an den Gegenaktionen beteiligte und die Pasewalkerinnen und Pasewalker unterstützt. "Diese tolle Aktion kann erst der Anfang gewesen sein! Wir müssen gemeinsam weitermachen und den Neonazis auch in Zukunft signalisieren, dass sie weder in Vorpommern-Greifswald, noch an einem anderen Ort willkommen sind!"
 
Mehr Infos auch auf: http://www.laendlicher-raum.info

 

Foto: AAS, ©