Das Portal
für Engagement
Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Das MUT-Portal ist nur eine unter zahlreichen Websites über Rechtsextremismus, aber mit großer Erfahrung und von besonderer Ausdauer. Denn sechs Jahre ist die journalistisch breit angelegte Kompetenzplattform inzwischen alt. Doch es gibt mittlerweile jede Menge weiterer informativer Angebote über Neonazis im Netz. Nachfolgend ein Überblick:
'www.mut-gegen-rechte-gewalt.de' startete im April 2003 und ist seitdem die erste Webseite, die sich kontinuierlich mit Rechtsradikalismus und vorbildlichen Initiativen dagegen befasst hat. Die Ziele: tagesaktuelle Information, Beratung und Ermutigung: MUT macht Mut. Feste Rubriken unterrichten über aktuelle Fälle rechtsmotivierter Gewalt, ein Terminkalender über Veranstaltungen, dazu kommen viele Analysen und Korrespondentenberichte, Umfragen und Leserkommentare, eine Presseschau und eine kleine Videoecke.
Vor ihrem Relaunch im November 2007 sah die MUT-Seite folgendermaßen aus, diese 'alte' Website dient jetzt als Textarchiv bis 2007 und Fundgrube, aus technischen Gründen sind darin leider nicht mehr alle Fotos abrufbar. Erreichbar ist die alte MUT-Webseite noch unter http://archiv.mut-gegen-rechte-gewalt.de.
Gegründet wurde MUT mit Hilfe des Magazins stern als ein Projekt der Berliner Amadeu Antonio Stiftung zur Stärkung zivilgesellschaftlicher Initiativen. Journalisten aus der gesamten Bundesrepublik schreiben honorarfrei für das unabhängige Portal, das leider kaum Finanzmittel hat. Die Mini-Redaktion arbeitet eng mit engagierten Projekten und dem Verband der Jugendpresse Deutschland zusammen und veranstaltet Schülerseminare. Jährlich wird auch ein Preis vergeben - für junge ‚Medien mit Mut’. Im Mai 2008 herausgegeben wurde das "MUT-ABC für Zivilcourage", ein Handbuch gegen Rechtsextremismus. Ab dem Spätsommer wird sich MUT auf die Darstellung der von der MUT-Aktion geförderten Projekte wie EXIT beschränken.
Doch gottseidank steht MUT mit seinem Einsatz nicht mehr alleine. Das Thema Rechtsextremismus hat die Mitte der Gesellschaft erreicht und so wachsen immer mehr Internet-Angebote mit ähnlichem Anliegen. Ein kleiner Überblick, zusammengestellt und kommentiert von Leon Freude und Holger Kulick.
Die im Mai 2008 von der ZEIT ins Leben gerufene Website www.netz-gegen-nazis.de nimmt Bezug zu aktuellem Geschehen, gibt die Möglichkeit zum Diskutieren und Fortschreiben einer Debatte und war zeitweise die personell bestausgestattete Fachredaktion zu diesem Thema in Deutschland. Die Federführung hatte zunächst der ZEIT-Buchautor Toralf Staud, aber seit 1.1.2009 hat sich die ZEIT von dem Projekt getrennt und die Seite in Trägerschaft der Amadeu Antonio Stiftung gegeben. Die Website legt besonderen Wert auf Interaktivität. Handlungsempfehlungen kommen von Experten und Userinnen und Usern, doch noch gelingt das nicht immer übersichtlich und praktikabel. Als hilfreich erweist sich die regionale Rückverfolgbarkeit der Beiträge, so können Meldungen aus der eigenen Region unkompliziert aufgerufen werden. Das Forum ist moderiert, Neonazis haben wenig Chancen.
Ähnlich interaktiv, nur inhaltlich deutlich eingegrenzter ist der ein halbes Jahr zuvor ebenfalls von der ZEIT initiierte und 2008 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Störungsmelder. Da jeder Lesende gleichzeitig Schreibender ist, kommt es nach nahezu allen Beiträgen zu mehr oder minder regen Diskussionen mit Kritik, Ratschlägen und Gegendarstellungen. Das Forum ist moderiert und Neonazis werden in die Schranken gewiesen. Auffallend ist eine zeitweise von Matthias Brodkorb (MdL/SPD) dominierte Autorenschaft, aber auch der MTV-Moderator Markus Kavka gehört zu den regelmäßigen Autoren, sowie der tagesschau.de-Mitarbeiter Patrick Gensing.
Dessen www.npd-blog.info ist eine lohnende Website, die zahlreiche neue Aspekte bei der Betrachtung der NPD aufspießt und bloßstellt. Es handelt sich um ein fotoloses Blog dessen Autor Patrick Gensing hier weitreichend verlinkt täglich mindestens einen neuen Aspekt zur NPD-Aufklärung bietet.
Die Redaktion des Blick nach Rechts schreibt schon seit 1986 professionell über rechtsradikale Tendenzen, früher gab es wöchentliche Printausgaben, die wurden im Lauf der Zeit durch das kontinuierlich aktualisierte Onlineangebot ersetzt. Herausgeber ist das Berliner Institut für Information und Dokumentation e.V., technisch angebunden ist 'www.bnr.de' an die Vorwärts-Redaktion der SPD. Neben aktuellen Meldungen finden sich ausführliche Hintergrundberichte, Buch- und Filmtipps. Das Textarchiv ist ausgesprochen umfassend. Leider haben nur Abonnentinnen und Abonnenten Zugriff auf alle Texte, aber ohne dieses Geld kann die Website nicht überleben.
Die Redaktion von www.redok.de ist ein Team freier Journalisten, das seit 2006 sehr hintergründig und tagesaktuell über Rechtsextremismus und Rechtsextremisten informiert. Der Kern des redok-Teams hat früher in verschiedenen Funktionen beim 2006 eingestellten Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (IDGR) gearbeitet. Über die eigenen Texte hinaus werden gelegentlich auch interne Dokumente der Neonaziszene publiziert, beispielsweise vielsagende NPD-Wahlkampf- Argumentationshilfen...
Die Internetzeitung haGalil onLine versteht sich als Gegenprojekt zu antisemitischen und neonazistischen Seiten im World Wide Web - der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet Galiläa. Das nahezu täglich erweiterte Angebot ist breit gefächert, von jüdischer Geschichte über Kultur, Politik bis Religion. Neben Israel und dem Nahostkonflikt ist ein wichtiger Bestandteil des Magazins auch Rechtsextremismus und Antisemitismus in Deutschland. Es gibt auch nützliche Serviceseiten wie: ‚Naziwebsites im Internet melden’ (http://www.nazis-im-internet.de/nazis-anzeigen/meldeformular.htm)
Diese Fachwebseite der Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de/rechtsextremismus gibt es seit 2006. Sie bietet ein sehr reichhaltiges Informationsangebot, ideal für Schüler, Lehrer, Studenten und Journalisten und zur persönlichen Hintergrundrecherche. Es gibt ein themenspezifisches Wort-ABC, eine ständig wachsende Initiativen-Übersicht, viele aktuelle Literaturhinweise und in der Regel jeden Monat kommt ein neuer Themenschwerpunkt hinzu – von Antisemitismus über NPD-Verbot bis Zivilgesellschaft. Die Zusammenstellung erfolgt durch die MUT-Redaktion. Ergänzend gibt es weitere Themenangebote der Bundeszentrale für politische Bildung, z.B auch über Linksextremismus (www.bpb.de/linksextremismus).
Kompakt informativ geht es bei der Stiftung Demokratische Jugend in Berlin zu, sie betreibt in enger Abstimmung mit Bundes- und Landesministerien und deren "Beratungsnetzwerken" seit dem Frühsommer 2008 ein Beratungsportal Kompetent für Demokratie. Hier wird zum Beispiel über die Bundesprogramme gegen Rechtsextremismus kommuniziert und Hilfe angeboten. Im Zentrum steht die Hilfe für Betroffene und die inhaltliche Weiterbildung von Engagierten. www.kompetent-fuer-demokratie bietet viele Links zu regionalen Opferberatungen, ebenfalls ein Lexikon, eine Menge an bestellbaren Broschüren, eine tagesaktuelle Presseschau und einen vielseitigen Kalender.
Mit der Seite des Bündnis’ für Toleranz gegen Extremismus und Gewalt verlassen wir die eher jungen, dynamischen und interaktionsorientierten Pages. Wie der Name schon verrät ist der Ansatz des Bündnisses der Ministerien für Justiz und Inneres ein weitaus breiterer, die Zielgruppe mindestens generationsübergreifend. Bundesweit werden Termine veröffentlicht, auch Initiativen aus der gesamten Bundesrepublik haben die Möglichkeit sich vorzustellen und können sich beraten lassen.
Das Bündnis führt bundesweit jährlich eigene Wettbewerbe für „best-practice’-Beispiele unter den Initiativen durch, von denen die herausragendsten jährlich am Verfassungstag durch die zuständigen Bundesminister geehrt und auf der Website vorgestellt werden Ähnliche Ehrungen gibt es der Reihe um in jedem Bundesland.
Gerade erst gelauncht wurde Mitte Mai 2008 die Website www.online-beratung-gegen-rechtsextremismus.de des Vereins gegen das Vergessen, für Demokratie unter Vorsitz von Joachim Gauck. Sie ist mit Hilfe der Bundeszentrale für politische Bildung entstanden. Sie ist weniger aktualitätsorientiert, sondern will vor allem individuell praktische Hilfe bieten. Dazu bietet sie Termine zur Chat- und Telefonberatung an. Leider spart die Website noch mit praktischen Handlungs-Tipps auf der Website selber.
Eher aktionsorientiert wirkt die Seite www.kein-bock-auf-nazis.de von der Punkband ZSK, dem Berliner Pressearchiv apabiz und der Rosa Luxemburg Stiftung. Hier können kostenlose Kampagnenmaterialen bestellt werden, darunter CDs, Schülerzeitungen oder T-Shirts. Die Homepage bietet nicht nur Material, sondern liefert auch einige praktische Ideen, auf welche Weise man sich vor Ort für Internationalität, Flüchtlinge, Migranten oder andere Opfer rechter Gewalt einsetzen kann, ist aber weniger tagesaktuell.
Das ist dagegen auf der politisch eher linken, aber unabhängigen Nachrichtenplattform www.de.inymedia.org der Fall. Hier gibt von Usern verfasste Informationen aus subjektiver Sicht über Neonazis und erlebte Neonazigewalt, vor allem aus Antifa-Perspektive. Im Mittelpunkt stehen zahlreiche Augenzeugenschilderungen und Fotoreportagen, oft aus Furcht vor Übergriffen jedoch anonym. Neonazis haben wiederum auf altermedia eine vergleichbare Plattform und im thiazi.net ihr (oft sehr demaskierendes) Diskussionsforum.
Die Jusos Mecklenburg-Vorpommern gründeten vor der Landtagswahl 2007 die Seite www.endstation-rechts.de, die Autoren stammen aber nicht nur aus dem Juso-Umfeld. Die Website bietet neben Interviews, Analysen und Reportagen aus Mecklenburg-Vorpommern auch bundesweite Berichterstattung und Videos. Durch ihre Rubrik (Real)Satire zeigt die Website auch alternative Formen des pro-demokratischen Engagements auf. Inzwischen gibt es auch eine sächsische Regionalausgabe: www.endstation-rechts-sachsen.
Neben dem Berliner Archiv der Jugendkulturen eine der wichtigsten Quellen zum Aufstöbern von Literatur über Rechtsextremismus ist das "www.apabiz.de", übersetzt: "Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin" mit mancherlei Tipps, Workshop-Experten, einer Videothek, ausführlichen Terminliste und weit gefächerten Literaturhinweisen.
Auf www.respectabel.de wird an jedem Werk- und Samstag circa ab 11 Uhr tagesaktuell eine Presseschau über Rechtsextremismus zusammengestellt. Erfasst werden zahlreiche Tages- und Fachzeitungen im deutschsprachigen Raum. Diese, Anfang September 2008 relaunchte, Website des Berliner Aktionsprogramms für Demokratie und Toleranz bietet zudem eine lohnende Rubrik über Förderprogramme und wichtige Wettbewerbe, die es im Themenumfeld der Projekt-Arbeit gegen Rechtsextremismus gibt.
Bei www.verfassungsschutz.de kann nachgelesen werden, was regierungsamtlich über Rechtsextremismus, die NPD, aber auch über Linksextremismus und islamischen Terrorismus zusammengetragen wird. Auch hier können Aussteiger Hilfe erhalten. Auch den umfangreichen jährlichen Verfassungsschutzbericht gibt es zum Download. Weitere Broschüren zu Einzelaspekten bieten mitunter die Landesämter für Verfassungsschutz an, ferner eine Wanderausstellung über Rechtsextremismus und seine Mitläufer und Wurzeln.
Diese Linksammlung zeigt natürlich nur eine subjektive Auswahl und wird nach und nach ergänzt. Mehr aus dem Alltag von Online-Redaktionen gegen rechtsextremismus finden sie hier. Weitere Linklisten mit Initiativen, die sich mit Rechtsextremismus auseinandersetzen finden Sie auf dem MUT-Portal in mehreren Rubriken unter SERVICE - LINKS GEGEN RECHTS. Auch für Hinweise auf neue Websites sind wir sehr dankbar.
copyright www.mut-gegen-rechte-gewalt.de & www.bpb.de / Fotos: h.kulick und l.freude