Das Portal
für Engagement
Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Warum hören Jugendliche rechte Musik?
Der kleinste gemeinsame Nenner, auf den ein typischer "Rechtsrockkonsument" zu bringen ist: männlich, weiß und unter 30 Jahren. Es gibt verschieden Motivationen, rechtsextreme Musik zu hören: Aus politischer Überzeugung, aus Liebe zur Musik bei völliger Ignoranz der Texte, weil die Musiker und ihre Meinungen aus einem ähnlichen Umfeld stammen ("Stars" zum Anfassen) oder Faszination des Verbotenen. Die größte Gruppe der Hörerschaft sind die politisch Überzeugten.
Bei vielen Jugendlichen stehen besonders radikale Texte im Vordergrund, auch wenn ebenfalls Wert auf Originalität und leicht eingängige Rhythmen gelegt wird. Jugendliche reizt an rechter Musik die Provokation, der Tabubruch. Das jugendkulturelle Protestpotenzial erscheint zur Zeit nicht mehr links, sondern rechts geprägt. Jugendliche Außenseiter neigen dabei besonders zu konsumatorischen Tabubrüchen wie dem Hören rechtsextremer Musik.
Wirkung
Der Reiz der Musik liegt weniger in ihr selbst oder in den politischen Aussagen der Texte. Natürlich werden die Texte gehört, aber durch die Musik allein werden keine rechtsextremen Einstellungen vermittelt – dazu muss es weitere Faktoren im Umfeld geben, wie zum Beispiel ein rechtsextremer Freundeskreis. Diese "Peer Group" kann allerdings sehr verhaltensbestimmend sein. Um ein Gemeinschaftsgefühl zu erreichen, herrscht oft ein hoher Konformitätsdruck. Rechtsextreme Musik ist hier ein Bindemittel.
Rechtsrock überzeugt ideologisch also weniger durch seine Texte, als durch den jugendkulturellen Zusammenhang, in dem er gehört wird. Rechtsrock verursacht Rechtsextremismus nicht, ist aber ein Attraktionspunkt für Cliquen und Szenezugehörigkeit und stabilisiert die Szene und ihr politisches Orientierungssystem.
Standpunkte. Erziehung für Demokratie • gegen Rechtsextremismus, CD-Rom für LehrerInnen. RAA Berlin e.V. / LISUM 2002