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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Der Opferfonds CURA ist der einzige überregionale Fonds in Deutschland, der Opfern rechtsextremer und rassistischer Gewalt hilft. Eingerichtet hat ihn mit einer Reihe weiterer Partner die Amadeu Antonoi Stiftung. Seine Arbeit kommt allen Opfern zugute – Migranten, Obdachlosen, Flüchtlingen, Jugendlichen oder anderen Betroffenen.
Cura – das lateinische Wort bedeutet Fürsorge, Pflege. Der Opferfonds bietet beispielsweise Unterstützung bei der Behebung von Sachschäden, die durch Anschläge und Übergriffe entstanden sind. Er übernimmt Anwaltskosten, leistet finanzielle Hilfe für psychologische Beratungen und medizinische Behandlungen, die nicht von Krankenversicherungen übernommen werden, und unterstützt Opfer in finanziell existenziellen Notlagen.
Ein Beispiel: An einem Vormittag triff t Gunnar S. vor einem Plattenbau im brandenburgischen Frankfurt/Oder auf eine Gruppe rechtsextremer Skinheads. Zwei der Skinheads kennen ihn und wissen, dass der 23-jährige Familienvater früher ein Punk war. Die Rechtsextremen verschleppen ihn in eine Wohnung und foltern ihn auf barbarische Weise: mit glühenden Zigaretten und einem heißen Bügeleisen traktieren sie ihn. Mit mehreren Gegenständen wird er vergewaltigt, erleidet einen Darmdurchbruch, Knochenbrüche und Verbrennungen. Dann überlassen die Täter den blutüberströmten Mann seinem Schicksal.
Sein Leben kann durch eine Notoperation gerettet werden. Diese brutale Tat ist nur eines von unzähligen Beispielen für rechtsextreme und rassistische Gewalt: Sie ist in Deutschland leider an der Tagesordnung. Beschimpfungen und Übergriffe gegen Migranten, Behinderte, Andersdenkende oder Obdachlose sind Teil unseres Alltags geworden. Oft stehen die Täter und deren Hintergründe im Mittelpunkt des Interesses, während die Schicksale der Opfer schnell in Vergessenheit geraten.
Dabei sind die Zahlen erschreckend: Die Statistiken des Bundeskriminalamtes registrieren eine dramatische Zunahme rechtsextremer Gewalttaten. Allein für den Zeitraum Januar bis Ende August 2006 wurden 452 Fälle gemeldet, während es im Vorjahreszeitraum „nur“ 363 waren. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, denn nicht alle rassistisch motivierten Gewalttaten werden von der Polizei auch als solche behandelt.
Häufig bleiben die Opfer mit den Folgen allein. Sie leiden oft noch Jahre nach der Tat unter den körperlichen und seelischen Verletzungen, die ihnen zugefügt wurden. Das „Nichtstun“ Unbeteiligter nach der Tat, das Wegschauen und die Gleichgültigkeit großer Teile der Gesellschaft werden von vielen als schmerzhafte zweite Verletzung, als indirekte Zustimmung zu den rechtsextremen Tätern gewertet. Bei den Opfern entsteht so letztendlich ein Gefühl der gesellschaftlichen Ausgrenzung. CURA half auch Gunnar S. aus Frankfurt/Oder. Durch die Unterstützung des Opferfonds konnte – in enger Kooperation mit der Opferperspektive Brandenburg – ein professioneller Rechtsbeistand und damit eine adäquate juristische Verfolgung der Tat gewährleistet werden.
Aus: Holger Kulick (Hrsg.), MUT-ABC für Zivilcourage. Ein Handbuch gegen Rechtsextremismus. Von Schülern für Schüler, Leipzig 2008.
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