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Es gibt keine einheitliche Meinung, was unter dem Begriff Nation zu verstehen ist. Üblicherweise wird zwischen Staatsnation und Kulturnation unterschieden.
Unter Staatsnation wird allgemein eine Gemeinschaft gleicher Bürger verstanden, die durch ihren eigenen Willen eine Nation von Staatsbürgern bildet. Auf der Grundlage eines Gesellschaftsvertrages schließen sich alle Individuen den darin enthaltenen Werten und Grundsätzen an. Der bereits vorhandene Staat schafft sich eine Nation. Klassisches Beispiel ist Frankreich.
Eine Kulturnation ist demgegenüber eine Gemeinschaft, die sich durch ein "natürlich" und geschichtlich vorbestimmtes Schicksal definiert. Demzufolge bilden vorgegebene Kriterien wie etwa Abstammung, Sprache und Geschichte eine Nation. Innerhalb dieser Konzeption hat das Individuum keine Möglichkeit, über seine Nationszugehörigkeit selbst zu entscheiden. Anders als bei der Staatsnation schafft sich hier eine bereits vorhandene, nach den vorgegebenen Kriterien definierte Nation einen Staat, in dem sie den Zusammenschluss aller Staaten oder Gebiete anstrebt, in denen Angehörige der Kulturnation leben.
Letztlich ist die Nation aber eine mehr oder weniger willkürliche Konstruktion. Benedikt Anderson definiert Nation folgerichtig als eine "vorgestellte Gemeinschaft" (imagined community), denn obwohl sich die Mitglieder einer Nation niemals alle kennen werden, existiert eine imaginäre Vorstellung von Gemeinschaft. Trotzdem ist Nationalismus ein weltweit bestehendes Phänomen.
Bulletin 1/2002: Rechtsextremismus heute - Eine Einführung in Denkwelten, Erscheinungsformen und Gegenstrategien. ZDK