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Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
In der rassistischen Logik ist das Schicksal des Menschen untrennbar an die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft gekoppelt. Diese Gemeinschaft ist das "Volk" bzw. die "Nation". Überlebensvoraussetzung des völkischen Kollektivs ist seine genetische und kulturelle Homogenität. Um diese aufrechtzuerhalten, beschwören Rechtsextremisten eine unveränderliche, von jeher feststehende "nationale Identität" und die dazu gehörenden "Nationalgefühle".
Volksgemeinschaft statt Gesellschaft
Eine gemeinsame Sprache, Abstammung und Geschichte werden als vorpolitische Kriterien präsentiert, die die Existenz der "Volksgemeinschaft" (im Gegensatz zur "Gesellschaft") beweisen sollen. Ausdruck dieses Gedankenbildes ist der völkische Nationalismus. Über ihn eröffnen Rechtsextremisten ein Freund-Feind-Schema, das Solidarität und Identität im Inneren erzeugen will, indem es "die Anderen" definiert.
Feinde des "Volkes"
Ängste und Konflikte, die es in jeder Gesellschaft gibt, werden im Rechtsextremismus auf diese Außenstehenden übertragen, so dass schließlich nur ihre Anwesenheit in dem von der Volksgemeinschaft beanspruchten Raum genügt, um gesellschaftliche Problemlagen zu erklären. Auf diese Weise werden Migranten, deutsche "Abweichler" (etwa "Linke", Punker etc.) und alle anderen politischen Gegner zu Feinden des "Volkes". Diese Freund-Feind-Aufteilung fußt auf der Theorie des "Ethnopluralismus".
Das Ergebnis dieser Gedankenexperimente ist eine rechtsextreme Agitation, die Migration und Internationalität als einen Angriff auf die „deutsche Volksgemeinschaft" darstellt. Kampf, Vernichtung und Krieg sind entsprechend die wiederkehrenden Synonyme für die Herstellung der völkischen Ordnung.
Methoden
Während Erwachsene über die Maßnahmen einer "Entausländerung" theoretisieren und diese Denkwelten in Form von Wahlverhalten oder alltäglicher Diskriminierung von "Feindgruppen" zum Ausdruck bringen, wirken sie bei Jugendlichen noch umfassender. Nicht selten projizieren sie den Überlebenskampf in ihren eigenen Alltag. Jede Begegnung mit einem "Ausländer", jeder Konflikt mit "Andersartigen" wird spontan als feindlicher Akt registriert, der nach einer augenblicklichen Wiederherstellung der Ordnung verlangt. Mit verbaler und physischer Aggression sorgen sie für die Verdrängung der vordefinierten Feindgruppen aus dem öffentlichen Raum. Dadurch werden Jugendliche zu Handlangern rechtsextremer Ideologien, ohne dass es einer Steuerung bedarf. In den Augen der Rechtsextremisten vollziehen sie nur die Aufgaben, die von Staat und Demokratie vernachlässigt werden.
Standpunkte. Erziehung für Demokratie • gegen Rechtsextremismus, CD-Rom für LehrerInnen. RAA Berlin e.V. / LISUM 2002