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Offener Rassismus im deutschen Fußball stellt insbesondere in den ostdeutschen Oberligen ein großes Problem dar. Die Faninitiative „Bunte Kurve“ des FC Sachsen Leipzig setzt sich mit einfallsreichen Ideen gegen Rassismus und Diskriminierung ein – im Stadion und darüber hinaus. Als Ziel hat sie sich gesetzt, eine generell langfristige und präventive Antirassismusarbeit im Fußball zu leisten. Der Initiator der Aktion, Christopher Zenker, betont: „Es geht es uns darum, Rassismus im Fußballsport allgemein zu bekämpfen“. Bereits 1999 beteiligten sich der Verein und seine Fans an der 1. FARE-Aktionswoche gegen Rassismus. Von Aufkleberaktionen zu integrativen Fußballturnieren, bei denen gemischte Teams starten, um den Fairplay-Gedanken in den Vordergrund zu rücken – der FC Sachsen Leipzig kann auf eine lange Tradition antirassistischer Arbeit zurückblicken.
Leider musste erst ein spektakulärer, Auf sehen erregender Vorfall geschehen, bis wirklich viele Menschen auf die Problematik aufmerksam wurden. Für den ehemaligen Mittelfeldspieler des FC Sachsen Leipzig, den aus Nigeria stammenden Adebowale Ogungtbure, gehörte es zum Alltag, dass er von „Fans“, mitunter auch von Spielern, rassistisch beleidigt wurde. Immer wieder wurde er auf dem Spielfeld mit Affenrufen und Schimpfwörtern empfangen, Anfang 2006 beispielsweise wurde er im Stadion von Fans des Halleschen FC bespuckt und angegriffen.
Als Reaktion auf diese Situation initiierten Fans und Spieler des FC Sachsen Leipzig für Ogungbure eine ungewöhnliche Solidaritätsaktion. Nachdem er während der gesamten Saison 2005/06 rassistischen Pöbeleien ausgesetzt war, demonstrierte die Mannschaft ihre Unterstützung für den Nigerianer. Unter dem Motto „Wir sind Ade“ ließen sich die Spieler schwarz anmalen und fotografieren, um ihre Solidarität mit dem Kollegen zu bekunden. In ihrer Mitte steht – weiß angemalt – Ogungbure. Die Fans gründeten eine Homepage, auf der Fußballfans und auch Nicht-Fußballbegeisterte „Farbe bekennen“ durften: Einerseits, indem sie sich hinter Ogungbure stellten, andererseits, um generell Gesicht gegen Rassismus und Gewalt zu zeigen – ob im oder außerhalb des Fußballstadions.
Inzwischen hat Ogungbure den Verein gewechselt und auch die Initiative hat sich weiterentwickelt, sie nennt sich jetzt nicht mehr „Wir sind Ade“, sondern „Bunte Kurve“, um ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung allgemein und für mehr Offenheit und Toleranz zu setzen. Als aktiver Unterstützer des Leipziger Vereins KOMM e.V., der städtische Kulturarbeit leistet, kann sich die „Bunte Kurve“ jetzt noch intensiver um effektive Antirassismusarbeit kümmern – und das nicht nur im Fußballbereich. „Wir wollen über unser Engagement für den Fußballsport eine Botschaft vermitteln, die über den Stadionrand hinausreicht“, sagt Christopher Zenker. Rassismus und Intoleranz seien zwar ein großes Problem im Fanbereich, aber letztendlich seien Fußballfans auch nur ein Spiegel der gesamten Gesellschaft.
Nationale und internationale Aktionen haben mittlerweile ein kleines Netzwerk Gleichgesinnter entstehen lassen. So arbeiten die engagierten Fans aus Leipzig beispielsweise auch mit dem bundesweit agierenden „Bündnis Aktiver Fußballfans“ (BAFF) zusammen.
Aus: Holger Kulick (Hrsg.), MUT-ABC für Zivilcourage. Ein Handbuch gegen Rechtsextremismus. Von Schülern für Schüler, Leipzig 2008.