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Bildung ist kein Allheilmittel

Umfangreiche Empfehlungen für die politische Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus bietet ein neues Lern- und Arbeitsbuch der Friedrich-Ebert-Stiftung: „Gegen Rechtsextremismus. Handeln für Demokratie.“

Von Susanne Beyer

Im Rahmen des Projekts „Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus“ des Forums Berlin der Friedrich-Ebert-Stiftung entstand ein neues Lern- und Arbeitsbuch „Gegen Rechtsextremismus – Handeln für Demokratie“ für die politische Bildungsarbeit. Es ist Anfang April 2008 erschienen. Die Publikation will einen Beitrag leisten, um die Kompetenzen, für Demokratie zu handeln, zu fördern. Es richtet sich vor allem an Akteure in der politischen Bildungsarbeit, wie Lehrer, Sozialpädagogen, zivilgesellschaftliche Initiativen, Personen in der Kommunalpolitik. Es ist aber auch darüber hinaus für alle am Thema Rechtsextremismus Interessierten eine lehrreiche Lektüre.

Das unter anderem von dem Projektkoordinator für Rechtsextremismus der Friedrich-Ebert-Stiftung Dietmar Molthagen herausgegebene Handbuch für politische Bildungsarbeit ist Ende März 2008 im Bonner Dietz-Verlag erschienen. Außerdem erscheint eine Lizenzauflage der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Die Autoren dieses Buches verstehen Bildung nicht nur als bloße Wissensvermittlung. Bildung allein ist eben kein Allheilmittel, denn auch bei Menschen mit hohem Bildungsniveau lassen sich rechtsextreme Einstellungen finden. Bildungsarbeit ist jedoch die erste Vorraussetzung für die Rechtsextremismusprävention. Bildung müsse nach Auffassung der Verfasser dieses Handbuches zum Einen so gestaltet sein, dass Menschen zu eigenständigem Denken und Handeln ermutigt und befähigt werden. Zum Anderen müsse auch positives Erfahrungswissen vermittelt werden, um vorhandene Einstellungen zu ändern. Hier schlagen die Autoren bspw. Partizipationsverfahren vor, die positiv auf die Motivation zur Unterstützung der Demokratie wirken.

Zu einer erfolgreichen Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus gehören verschiedene Qualitätskriterien, wie die kontinuierliche Auseinandersetzung über Rechtsextremismus, eine angemessene Qualifizierung der in der Bildungsarbeit Tätigen, die Befähigung der Zielgruppen, sich eine eigene Bewertung der Problemlagen zu erarbeiten, um selbstständige Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und die Einbettung aller ergriffenen Maßnahmen in das bestehende soziale Umfeld.

Neben Bildungsrezepten Gesellschaftsanalyse

Neben praxisnahem Wissen und Seminarvorschlägen, zum Beispiel Hinweisen zur Auseinandersetzung mit Rechtsextremen und Reaktionsmöglichkeiten auf ihre Argumentationstechniken, erfolgen auch gesellschaftspolitische Analysen zu Demokratie und Gesellschaft, da Rechtsextremismus nach Auffassung des Herausgeberkreises kein isoliertes Einzelproblem darstellt. Die Autoren machen mit ihren Ausführungen deutlich, dass es sich hierbei nicht um ein gesellschaftliches Randphänomen handelt, sondern mittlerweile in weiten Teilen der Gesellschaft rechtes Gedankengut verbreitet ist und in Form von verschiedensten Symbolen, Aktionsformen und Stilen in Erscheinung tritt.

So bietet das Buch einerseits Analysen solcher Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Deutschland und andererseits immer wieder hilfreiche Seminareinheiten für die Auseinandersetzung mit diesem Thema.
In den sehr umfassenden, praxisnahen Kapiteln werden zielgruppenorientierte Informationen und erprobte Methoden für die Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus in Schulen, Kommunen, der Jugendarbeit und in der Zivilgesellschaft vermittelt. Das Buch enthält dabei differenzierte didaktisch-methodische Vorschläge für Seminareinheiten und den zur Durchführung nötigen Materialien auf einer CD-Rom. Immer wieder wird zudem auf hilfreiches Material für die Veranschaulichung bspw. bestehender Symbole, Dresscodes, Zahlencodes, Kleidermarken in der rechtsextremen Szene, etc. hingewiesen.

Argumentationshilfen zur Demokratieverteidigung


Methodisch kompetent werden die Erfahrungen der Autoren aus der Wissenschaft und der praktischen politischen Bildungsarbeit erläutert und die Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus sowie die Interventionsmöglichkeiten damit anschaulich und nachvollziehbar. Besonders hilfreich erscheinen die Fragestellungen, wie z.B. „Warum ist Demokratie die bestmögliche Staatsformen“ oder „Welche positiven Effekte hat das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft in Deutschland“, die sich jedermann, der mit diesem Handbuch arbeiten möchte, selbst stellen kann, um seine Positionen zu festigen und sich auf mögliche Argumentationen einzustellen, etc.. Diese sichere persönliche politische Positionierung der in der politischen Bildungsarbeit Tätigen ist auch nach Ansicht der Autoren wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche und überzeugende Arbeit.

Das Handbuch bietet umfassende Informationen und Tipps für den Umgang mit und zur Prävention von Rechtsextremismus. Eine überaus lehrreiche und empfehlenswerte Lektüre, auch über politische Bildungsarbeit hinaus.


Zum Preis von 19,90€ im Buchhandel erhältlich: Molthagen, Dietmar / Klärner, Andreas / Korgel, Lorenz / Pauli, Bettina / Ziegenhagen, Martin (Hg.) (2008): Lern- und Arbeitsbuch „Gegen Rechtsextremismus“ Handeln für Demokratie. Bonn: Verlag J.H.W. Dietz.


www.mut-gegen-rechte-gewalt.de

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Buchtitel gegen Rechtsextremismus