In der Broschüre „’Ich habe nicht gegen Juden, aber…’ Ausgangsbedingungen und Perspektiven gesellschaftspolitischer Bildungsarbeit gegen Antisemitismus“ untersuchen Professor Albert Scherr und Barbara Schäuble, wie Arbeit gegen Antisemitimus bei Jugendlichen aussehen kann, die sich selbst gar nicht als antisemitisch verstehen.
Von Simone Rafael
In diesem Herbst begann die Amadeu Antonio Stiftung in Zusammenarbeit mit der Freudenberg Stiftung eine neue Publikationsreihe. Unter dem Titel „Analysen“ werden in lockerer Folge Untersuchungen zu den Themen Antisemitismus, Rechtsextremismus und weiteren Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit veröffentlicht, die aus der Praxis heraus entstanden oder für sie gedacht sind.
"Ich habe nicht gegen Juden, aber..."
Den Anfang der Reihe macht die soeben erschienene Broschüre „’Ich habe nicht gegen Juden, aber…’ Ausgangsbedingungen und Perspektiven gesellschaftspolitischer Bildungsarbeit gegen Antisemitismus“ von Professor Albert Scherr und Barbara Schäuble. Diese Analyse, die auf Barbara Schäubles Dissertationsprojekt fußt, beschäftigt sich mit einer bisher wenig beachteten Frage: Wie können Mitarbeiter der Bildungsarbeit auf Antisemitismus bei Jugendlichen reagieren, die sich selbst als nicht antisemitisch verstehen?
Antisemitismus ist selbst bei denen verbreitet, die ihn ablehnen
Denn dies ist ein Ergebnis der Forschungen von Scherr und Schäuble: Viele antisemitische Ressentiments und Stereotype sind so weit verbreitet, dass sie selbst von Jugendlichen weiter getragen werden, die keine Antisemiten sein wollen. Wenn Pädagogen diesen allerdings einfach aufzeigen, dass sie sich doch antisemitisch äußern, fühlen sich die Jugendlichen in ihrer nicht-antisemitischen Glaubwürdigkeit angegriffen und sind nicht mehr offen für die wirkliche Problembehandlung.
Was pädagogische Arbeit tun kann
Deshalb lautet die Schlussfolgerung des Autoren und der Autorin: Ziel der pädagogischen Arbeit muss es sein, die Jugendlichen mit anti-antisemitscher Grundhaltung zu befähigen, sich fundiert mit Antisemitismus auseinanderzusetzen und ihn auch zu erkennen, wenn er in modernem Gewand, etwa bei Thematisierungen des Nahost-Konfliktes, auftritt. Dabei, so stellen Scherr und Schäuble nach der Analyse lebendiger Gruppeninterviews heraus, ist es besonders wichtig, die genaue Problemlage in der jeweiligen Jugendgruppe zu analysieren, um passgenaue Konzepte zu entwickeln. Im zweiten Teil der Broschüre geht es mögliche Bausteine solcher Konzepte: Weil es noch wenig gezielte Arbeit gegen Antsemitismus gibt, betrachten die Autoren, welche Teile der Diversity-, Social Justice- oder Menschenrechtspädagogik für das Thema funktionieren, ob sozialpädagogische Gruppenarbeit für ideologisch argumentierende Gruppen funktioniert und welche weiteren Themen bei der Auseinandersetzung mit Antisemitismus zu bearbeiten sind.
Mehr Informationen
Die Broschüre gibt es gegen eine Gebühr von 5 Euro bei der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin.
info@amadeu-antonio-stiftung.de
Mehr Informationen auf deren Website
www.amadeu-antonio-stiftung.de