Hilfe für Schülerzeitungsredakteure beim Thema Rechtsextremismus
Von Holger Kulick
Vielen Nachwuchs-RedakteurInnen fehlt ausreichendes Sachwissen und Unterstützung, um das Thema Rechtsextremismus und Rassismus in Schülerzeitungen, Jugendmedien und Lokalzeitungen zu thematisieren. Ein Projekt von Mut gegen rechte Gewalt will helfen, Defizite abzubauen.
Das Projekt "Junge Medien mit Mut" will insbesondere Schülerzeitungsredaktionen ermutigen, vernetzen, fortbilden und unterstützen. Dazu nehmen gegenwärtig rund 20 Schülerzeitungsredakteure aus dem gesamten Bundesgebiet an einem Workshop unter dem Dach der Berliner Amadeu Antonio Stiftung teil. Kooperationspartner ist der Verband der Jugenpresse Deutschland. Eine Teilfinanzierung erfolgt durch das Aktionsprogramm 'entimon' der Bundesregierung "Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus".
Enstehen soll eine Schwerpunktausgabe der Jugendzeitung
"politikorange" mit dem Arbeitstitel "extrem", die sich aus hintergründigen Artikeln zusammensetzt, die gegenwärtig frisch entstehen und aus Texten, die beim diesjährigen
Schülerzeitungswettbewerb der Länder eingereicht wurden. Die stern-Aktion Mut-gegen-rechte-Gewalt hatte erstmals einen Sonderpreis für Redaktionen gestiftet, die sich besonders vorbildlich mit Themen wie Rassismus und Rechtsextremismus auseinandersetzen.
Dieser Preis soll eventuell auch 2007 vergeben werden. 2006 ging er für die beste Gesamtleistung an die Schülerzeitung
Quintessenz aus Kassel und für den besten Einzelbeitrag an die Passauer Autorin Lena Carl der Schülerzeitung 'Rückenwind'.
Einzelne Texte aus der neuen Jugendredaktion werden auf dem MUT-Portal ins Netz gestellt. Interessenten für weitere Veranstaltungen dieser Art können sich unter
mut@amadeu-antonio-stiftung direkt an die Redaktion wenden.
Im Dezember 2006 war es dann so weit: extrem* ist da!
Die bundesweite Schülerzeitung "extrem" über Rechtsextremismus ist im Dezember 2006 erschienen. Mit Reportagen aus 'Angstzonen' im gesamten Bundesgebiet, aber auch mit Porträts vieler Gegeninitiativen. Dazu Interviews mit Aussteigern, Polizisten, Opfern von Nazigewalt. Und mit vielen Tipps für junge Journalisten - für junge 'Medien mit Mut'.
Das Heft gliedert sich in fünf Kapitel: Im ersten Kapitel "Angstzonen" beschreiben mehrere Schülerzeitungsautoren Lebenssituationen in Oranienburg, Verden, Kassel und Halberstadt, Musik als klassische rechte Einstiegsdroge wird hinterfragt und krasse Sprüche auf T-Shirts werden beleuchtet. Ein Berliner Polizeieinsatzleiter berichtet, was ihm auffällt, wenn es darum geht Rechtsautonome von Linksautonomen zu unterscheiden. In Kapitel 2 wird sich auf die Spur von Mitläufern begeben, ein Schüler in Nürtingen beschreibt seinen Absturz in die rechte Szene und Gabriel Landgraf, ein ehemaliger Kameradschaftsführer aus Berlin, macht erstmals öffentlich, wie sein Weg in und aus der Szene verlief. "Man hat sich eine Sperre in den Kopf gesetzt", gibt er heute offen zu.
Im Kapitel 3, "Aufarbeitung" geht es um Schulgeschichtsaufarbeitung und die Frage ob Geschichte wiederholbar ist. Die Antwort: Wenn sich Demokraten zu machthungrig anstellen, durchaus. Der 84-jährige Publizist Ralph Giordano schildert die Schrecken der Judenverfolgung im Dritten Reich, wie er sie erlebt hat, und seinen schwierigen Alltag heute: allein 1300 Drohbriefe hat er seit 1990 gezählt. Kapitel 4 bietet zum Schluss Rezepte, wie man Nazis Herr werden kann. Durch "Verbieteristis" - ein NPD-Verbot? Oder durch vielfältige Formen der Auseinandersetzung? Beispiele aus Pößneck, Wunsiedel, Frankfurt/Main und Eberswalde erweitern den Horizont. Daneben winken in Kapitel 5 noch zahlreiche Webtipps, ein Kinotipp und ein Jugendkrimitipp, ein recht passendes Gedicht von Erich Fried und jede Menge Hinweise für Schülerzeitungsredakteure. Und eine ganze Reihe Interviews, sei es mit dem Buchautor Toralf Staud, mit Stefanie von Silbermond oder Konstantin Wecker. Und manches mehr.
Wer das Heft bestellen will, sende einen mit 1,45 frankierten Umschlag (das reicht für bis zu 5 Exemplare) an:
Amadeu Antonio Stiftung
Projekt Medien mit Mut
Linienstraße 139
10115 Berlin
Aus dem Inhalt:
"Aufgeben? Niemals". Ein Interview mit Anetta Kahane
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"Was war das?" Eine Hakenkreuzübermalaktion der Redaktion
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Bitte lesen Sie auch aus dem 'stern':
"Quintessenz heißt die beste Redaktion"
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www.mut-gegen-rechte-gewalt.de - 7.6.2006, aktualisiert 15.01.2007