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Die Nominierungen für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie stehen fest. Aber wer gewinnt?

Elf Projekte aus ganz Sachsen wurden für den Sächsischen Förderpreis für Demokratie 2008 ausgewählt. Vier davon werden besonders geehrt. Deren Bekanntgabe und die Preisverleihung finden am 9. November 2008 in der Frauenkirche in Dresden statt - in Anwesenheit des sächsischen Ministerpräsidenten und Schirmherrn des Preises Stanislaw Tillich.

52 Bewerbungen lagen der Jury vor. Elf Projekte aus ganz Sachsen, von Brand-Erbisdorf über Döbeln, Dresden, Leipzig, Pirna bis Torgau, setzten sich nach langer Jurydebatte durch. Zwei dieser Nominierungen werden mit den beiden jeweils mit 15.000 € dotierten Preisen der Amadeu Antonio Stiftung, der Freudenberg Stiftung, der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank und der Stiftung Frauenkirche Dresden prämiert. Der sächsische Ministerpräsident vergibt einen weiteren, mit 10.000 € dotierten Sonderpreis, der in diesem Jahr zwei der nominierten Projekte auszeichnet.

Der Sächsische Förderpreis für Demokratie honoriert das Engagement von Initiativen für die Menschenrechte und den Schutz von Minderheiten sowie Projekte, die die Demokratie in ihrer Region stärken oder sich gegen Rassismus, Antisemitismus, (Rechts-)Extremismus oder jede andere Form von Gewalt einsetzen.

In der Jury des Sächsischen Förderpreises für Demokratie wirken neben den Vertretern der auslobenden Stiftungen mit: Professor Wilhelm Heitmeyer vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Uni Bielefeld, Sebastian Krumbiegel, Sänger der Leipziger Band „Die Prinzen“, und Thomas Reiche, Fernsehchef im Landesfunkhaus Sachsen des MDR.

Jurysitzung in der Amadeu Antonio Stiftung
Jurysitzung in der Amadeu Antonio Stiftung

Bei der Jurysitzung in der Amadeu Antonio Stiftung.

Die Initiatoren – die Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank, die Stiftung Frauenkirche Dresden, die Freudenberg Stiftung und die Amadeu Antonio Stiftung – haben den Förderpreis 2008 zum zweiten Mal ausgeschrieben. Medienpartner ist die stern-Aktion Mut gegen rechte Gewalt.

Ort der Preisverleihung ist am 9.11. die Unterkirche der Dresdener Frauenkirche. „Die wieder errichtete Frauenkirche ist sowohl ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt als auch ein Symbol für Hoffnung und Toleranz. Kaum ein Ort ist durch seine Geschichte daher geeigneter, herausragendes Engagement für die Menschenrechte und den Einsatz für Demokratie zu würdigen“, erklärte Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt zum Sächsischen Förderpreises für Demokratie.
Logo Sächsischer Förderpreis
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Die nach langer Diskussion nominierten Projekte sind:

- Aktion Zivilcourage e.V. (Pirna)

- AG Markt der Kulturen (Pirna)

- BrennPunkt e.V. (Brand-Erbisdorf)

- Bunte Platte e.V. (Leipzig), Projekt: „Grünau bleibt bunt“

- Gerede e.V. (Dresden), Projekt „Respekt beginnt im Kopf!“

- HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V. (Dresden), Projekt: „Bildung und Begegnung statt Vorurteile und Abgrenzung“ 

- Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V. (Torgau)

- Landesjugendpfarramt Sachsen (Dresden), Projekt „Demokratie lernen – Aufklärung gegen rechte Strategien“

- Objektiv e.V. – Verein für medienpädagogische Projektarbeit (Dresden), Projekt: „Medien für Demokratie und Toleranz – gegen Ausgrenzung und Gewalt“

- Soziokulturelles Zentrum „Conne Island“ / Projekt Verein e.V. (Leipzig)

- Soziokultureller Verein „Treibhaus e.V.“ (Döbeln), Projekt: „Jugendbüro Diversity“

Gruppenbild: Preisträger mit Stiftungsvertretern und Ministerpräsident Milbradt
Gruppenbild: Preisträger mit Stiftungsvertretern und Ministerpräsident Milbradt

Bei der Siegerehrung in vergangenen Jahr.


Hier eine Detailbeschreibung der ausgewählten 11 Projekte:

Aktion Zivilcourage e.V. (Pirna)
Die „Aktion Zivilcourage“ ist ein Verein junger engagierter Menschen aus dem Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge. Das Ziel der Initiative ist es, vor allem Jugendliche für bürgergesellschaftliches Engagement zu begeistern, um durch das Schaffen neuer Perspektiven eine Abwanderung aus der Region zu verhindern. Durch unterschiedlichste Aktivitäten soll die Demokratie gestärkt werden, damit Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt keine Chance haben. Damit nimmt sich die „Aktion Zivilcourage“ eines brennenden Problems an: Die Sächsische Schweiz hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Schwerpunktregion der rechtsextremen Szene innerhalb Sachsens entwickelt. Der Stimmenanteil für die NPD ist gerade unter Jungwählern sehr hoch. Zwar wurde 2001 die gewaltbereite Gruppierung „Skinheads Sächsische Schweiz“ verboten, doch viele Sympathisanten sind weiterhin in rechtsextremen Kameradschaften aktiv.
Das Konzept des 1999 gegründeten Vereins ist vielfältig: Der Verein organisiert beispielsweise Infoveranstaltungen über Rechtsextremismus, Diskussionen und Workshops für Schüler oder Jugendbegegnungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Betroffene rassistischer Gewalt und machen mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf Rassismus und Diskriminierung aufmerksam. Die Aktion Zivilcourage ist aktiver Mitarbeiter in zahlreichen Gremien, Verbänden und Netzwerken der Region. 2008 sollen in erster Linie die Aufklärungs- und Informationsveranstaltungen weiterentwickelt werden.

AG Markt der Kulturen (Pirna)
Aus einer Gegenveranstaltung zu einer geplanten rechtsextremen Demonstration 2002 in Pirna entstand die Idee für ein interkulturelles Fest auf dem Marktplatz. Ziel ist es, ein Zeichen für Demokratie und Toleranz und gegen Rechtsextremismus und Rassismus in der Region Sächsische Schweiz zu setzen. Einen Tag lang wird auf zwei Bühnen ein interkulturelles Programm präsentiert. Dazu gehören Konzerte, Lesungen, Tanzdarbietungen und Theateraufführungen, es gibt Ausstellungen, Diskussionen, Stände mit Kunsthandwerk oder internationalen kulinarischen Spezialitäten. Zudem stellen Kultur- und Antirassismusinitiativen, Schulen, Organisationen von und für Migranten, Vereine und demokratische Parteien ihre Arbeit vor.
Der Grundgedanke des Marktes ist es, die Vorurteile und Ängste auf beiden Seiten – der deutschen Mehrheitsgesellschaft wie der in Pirna lebenden Migranten – abzubauen und einen Ort der Begegnung zu schaffen. Der „Markt der Kulturen“ wird durch Themenabende, Kunstausstellungen und Diskussionsrunden in den Tagen vor der Veranstaltung ergänzt. Die 2003 erstmals stattfindende Veranstaltung hat sich inzwischen als ein Höhepunkt im kulturellen Leben der Stadt etabliert: 2008 zählte der Markt mehr als 10.000 Besucher.

BrennPunkt e.V. (Brand-Erbisdorf)
Der 2005 gegründete Verein „BrennPunkt“ aus Brand-Erbisdorf will ein langfristiges Gegengewicht zur rechtsextremen Dominanz in der Region, gaerade auch in den Jugendclubs, schaffen. „BrennPunkt“ bietet jungen Menschen Alternativen zu rechtem und rassistischem Gedankengut. In Mittelsachsen haben trotz des Verbots der rechtsextremen Kameradschaft „Sturm 34“ neonazistische Organisationen weiterhin Zulauf. In einem Vorort 1
von Brand-Erbisdorf hat ein ehemaliger Kreisvorsitzender der NPD ein Begegnungszentrum für „national Gesinnte“ aufgebaut. Seitdem beobachtet der Verein „BrennPunkt“ eine Zunahme rechtsextrem motivierter Aktivitäten in der Region.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „BrennPunkt“ organisieren ein breites Freizeitangebot, zum Beispiel Zeitzeugengespräche, Gedenkstättenfahrten und interkulturelle Ferienfreizeiten für Kinder aus sozial schwachen Familien. Der Verein ist zudem Mitorganisator des jährlich in Freiberg stattfindenden „Festes der Kulturen“ und arbeitet mit der Fachhochschule Mittweida, den örtlichen Gewerkschaften und kirchlichen Einrichtungen zusammen.

„Grünau bleibt bunt“ Ein Projekt des Bunte Platte e.V. (Leipzig)
Im Leipziger Stadtteil Grünau, der von einem hohen Bevölkerungsverlust betroffen ist, sind Rechtsextreme seit den 1990er Jahren aktiv. Grünau ist kein multikultureller Stadtteil, in dem sich verschiedene Jugendkulturen wohl und zu Hause fühlen. Der Stadtteil verzeichnet eine wachsende Anzahl rechtsextremer Aktivisten, die es häufig auf alternative Jugendliche abgesehen haben.
Der Verein „Bunte Platte“ wurde 1999 mit dem Ziel gegründet, demokratische und antirassistische Denk- und Verhaltensmuster zu fördern, insbesondere durch Kinder- und Jugendarbeit, Sportveranstaltungen, Erlebnispädagogik, Bildungsarbeit und kulturelle Veranstaltungen. „Bunte Platte“ trägt dazu bei, dass Grünau ein vielfältiger Stadtteil wird. Das wichtigste Projekt für den Verein ist derzeit die Suche nach neuen Räumlichkeiten. Entstehen soll ein Anlaufpunkt für sämtliche nicht rechtsextreme Jugendkulturen, die an Gegenentwürfen zum Rechtsextremismus und an alternativen Gesellschaftsformen und Ideen interessiert sind. Das Wirken der Rechtsextremen soll nicht dazu führen, dass sich alternative Jugendliche aus Grünau zurückziehen, sondern dass sie in die Offensive gehen. Geplant sind unter anderem ein Jugend-Infocafé als Informationsquelle für politische und kulturelle Themen, Filmabende, Diskussionen zu Themen wie „Rassismus im Sport“, Internetworkshops und Konzerte. Das Amt für Stadterneuerung der Stadt Leipzig und das Jugendamt unterstützen den Verein. Das Vorhaben kann jedoch nur mit einer zusätzlichen Finanzierung vollständig umgesetzt werden.

„Respekt beginnt im Kopf!“ Ein Projekt des Gerede e.V. (Dresden)
Der Verein „Gerede“ existiert seit 1990 und ist aus der evangelischen Studentengemeinde hervorgegangen. Gerede e.V. berät und unterstützt homosexuelle, bisexuelle und transsexuelle Jugendliche bei der Selbstfindung und bietet zudem Eltern, Lehrern und Erziehern Hilfestellung beim Umgang mit dem Thema Sexualität.
Für homosexuelle Jugendliche stellt die Begegnung mit Menschen vielfältiger sexueller Orientierungen und Lebensweisen eine äußerst wichtige Unterstützung bei der eigenen Identitätsfindung dar. Denn immer noch ist das Wort „schwul“ eines der am häufigsten gebrauchten Schimpfwörter auf deutschen Schulhöfen. Daher hat sich das mobile Bildungsprojekt „Respekt beginnt im Kopf!“ zum Ziel gesetzt, Vorurteile gegenüber gleichgeschlechtlichen und transsexuellen Lebensweisen abzubauen und feste Vorstellungen über Geschlechterrollen zu hinterfragen. Das Projekt richtet sich an Jugendliche in Schulen und Freizeitgruppen und fördert Denk- und Handlungsstrategien gegen Diskriminierung. Mit Rollenspielen und offenen Gesprächsrunden trägt das Projekt zu einem toleranteren Umgang mit lesbischen oder schwulen Mitschülern im Schulumfeld bei. Zudem werden gezielte Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte, Jugendleiter und zwei Sozialarbeiter angeboten. Seit Projektbeginn Ende 2005 wurden knapp 150 Aufklärungsveranstaltungen in Dresden und im ferneren Umland durchgeführt, wobei insgesamt etwa 2.500 Jugendliche erreicht wurden. Wissenschaftlich begleitet wird „Respekt beginnt im Kopf!“ durch das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.

„Bildung und Begegnung statt Vorurteile und Abgrenzung“ Ein Projekt von“HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V.“ (Dresden)
Nach Einschätzung des Vereins ist vielen jungen Menschen in Sachsen die lokale und regionale Ebene jüdischer Geschichte nicht bewusst. Im Lebensumfeld der Jugendlichen herrscht weit verbreitetes Unwissen neben diffusen Vorurteilen bis hin zu offenem Antisemitismus. Die Bildungs- und Begegnungsstätte HATiKVA ist ein freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe, der sich der Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur verschrieben hat. Der Verein existiert seit 1992 und hat auf diesem Gebiet langjährige Kompetenzen erworben. Angeboten wird ein umfangreiches Spektrum an maßgeschneiderten Bildungsveranstaltungen, Projekttagen und Materialien. Die wichtigste Zielgruppe: Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 20 Jahren sowie Multiplikatoren im Bildungsbereich. Der Verein bewirbt sich mit seinen Bildungsangeboten. Diese umfassen das Kennenlernen der hebräischen Schrift und koscherer Speisen, Besuche der Wanderausstellung „Juden in Sachsen“, Workshops zum Thema Antisemitismus oder einen interaktiven Stadtrundgang durch das jüdische Dresden, um nur einige Beispiele zu nennen. Für 2008 gibt es neue Schwerpunkte: Anlässlich des 70. Jahrestages der Novemberpogrome von 1938 werden spezifische Bildungsprojekte zur Geschichte der Verfolgung und Vernichtung der deutschen Juden organisiert. Zur pädagogischen Auseinandersetzung mit den Biografien von Tätern und Täterinnen des NS-Regimes wird an einer pädagogischen Handreichung gearbeitet.

Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V. (Torgau). Ein Vorschlag der Stadt Torgau
Über die Heimerziehung in der SED-Diktatur und die menschenrechtswidrigen Zustände in den entsprechenden Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR ist bis heute wenig bekannt. An keinem historischen Ort der Spezialheime hat bisher eine Dokumentation oder Aufarbeitung stattgefunden. Mit einer Ausnahme: der „Geschlossene Jugendwerkhof Torgau“ (GJWH), der innerhalb des Jugendhilfesystems der DDR eine Sonderstellung einnahm und der exemplarisch für die repressive Seite des DDR-Erziehungssystems steht. In den GJWH wurden von 1964 bis 1989 mehr als 4.000 Jugendliche wegen Disziplinarverstößen in anderen Heimen eingewiesen, die Lebensbedingungen waren durchaus vergleichbar mit denen in Gefängnissen.
Der Verein leistet seit 1998 in der Region Torgau-Oschatz, aber auch sachsen- und bundesweit, einen wesentlichen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Durch viel ehrenamtliches Engagement wurde eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte eingerichtet. Einerseits soll den Schicksalen der ehemaligen Inhaftierten gedacht werden, andererseits dient der Ort als historische Bildungsstätte für Jugendliche, die sich aufgrund ihres Alters besonders mit den inhaftierten Personen identifizieren können. Derzeit existiert eine Daueraustellung zur Dokumentation der Geschichte der einzigen geschlossenen Disziplinierungseinrichtung der DDR. Die Begegnungsstätte bietet Führungen an, organisiert Zeitzeugengespräche, entwickelt Spielfilmanalysen und Projekttage. Zudem dient ein Zeitzeugenbüro den Opfern als Ort der Begegnung und Aufarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse.
Die Daueraustellung dokumentiert zwar die Geschichte des „Geschlossenen Jugendwerkhofs“, doch um die Funktion dieser Einrichtung zu verstehen, bedarf es einer Ausstellungserweiterung auf das gesamte DDR-Jugendhilfesystem. Daher soll das bestehende Angebot um einen Bereich zur Geschichte, Struktur und Arbeitsweise der gesamten Spezialheime der DDR-Jugendhilfe ergänzt werden
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„Demokratie lernen – Aufklärung gegen rechte Strategien“. Ein Projekt des Landesjugendpfarramtes Sachsen (Dresden)
Musik ist zentraler Bestandteil des Alltags junger Menschen und bietet daher gute Chancen der politischen Indoktrination. Der Verfassungsschutz bestätigt, dass Musik bei der Herausbildung demokratiefeindlicher und rassistischer Weltanschauungen eine zentrale Rolle spielt. Seit 2004 hat die NPD in Sachsen 20.000 kostenlose „Schulhof-CDs“ mit Beiträgen von in der extremen rechten Szene bekannten Bands verteilt. Die Unsicherheit im Umgang mit der CD und die Unkenntnis über ihre Inhalte aufseiten der Lehrkräfte und Eltern ist groß.
Das Projekt „Demokratie lernen“ klärt in erster Linie Jugendliche über die Strategien und die Ideologie der Neuen Rechten auf. Ziel ist es, diese Strategien zu entlarven und argumentativ zu widerlegen. Des Weiteren sollen rechtsextreme Codes und Symbole „enttarnt“ werden, um die Musik, Bands und deren Fans entsprechend einordnen zu können. Das Projekt wendet sich nicht ausschließlich an Jugendliche, sondern auch an Pädagogen und Eltern. Ein Team von Referentinnen und Referenten informiert anschaulich über die Inhalte der rechtsextremen „Schulhof-CD“. Reiner „Frontalunterricht“ hilft bei diesem Thema kaum weiter. Daher soll mit einer Mischung aus vermitteltem Wissen und gemeinsam erarbeiteten Gegenargumenten zur Ideologie der Neonazis erreicht werden, dass Jugendliche die Gefahren des Rechtsextremismus selbst erkennen. Zur inhaltlichen Vertiefung wurde ausführliches Begleitmaterial entwickelt. Die Weiterführung uAusweitung des Projekts ist nur mit neuen Mitteln möglich, da die Förderung im Dezember 2008 endet.
nd geplante bundesweite

„Medien für Demokratie und Toleranz – gegen Ausgrenzung und Gewalt“. Ein Projekt des „Objektiv e.V. – Verein für medienpädagogische Projektarbeit“ (Dresden)
Der „Objektiv e.V.“ ist ein Zusammenschluss von Medien- und Sozialpädagogen aus Dresden, die seit 1996 an der praktischen Umsetzung medien- und kommunikationspädagogischer Konzepte arbeiten. Ziel ist es, im Zeitalter der Massenmedien einen alternativen, kompetenten und verantwortungsbewussten Umgang mit der Medienwelt anzuregen. Mit dem geplanten Projekt „Medien für Demokratie und Toleranz“ sollen Jugendliche für gegenseitige Anerkennung, Kommunikations- und Kompromissfähigkeit sensibilisiert werden.
Der Verein beobachtet, dass bei der Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus und Holocaust häufig etwas Entscheidendes fehlt: der Bezug zur heutigen Zeit, der gerade für junge Menschen wichtig ist. Und obwohl Filme und Medien für viele Jugendliche einen großen Stellenwert einnehmen, gibt es für sie außerhalb des Freundeskreises kaum Möglichkeiten zur Reflexion und kritischen Hinterfragung der Filminhalte. Aus diesem Grund plant „Objektiv e.V.“ Veranstaltungen für Schulklassen und Jugendeinrichtungen in ländlichen Regionen Sachsens, um gezielt junge Menschen zu erreichen, die ansonsten nur wenig Zugang zu außerschulischen Bildungsprojekten haben. Pro Veranstaltung findet ein Kinobesuch mit anschließender Diskussion, einem Workshop und einem Abschlusstreffen statt. Am Ende produzieren die Jugendlichen einen Trick- oder Kurzfilm und erstellen eine Text- und Bilddokumentation zum Thema. Der Fokus des Projekts zielt auf die Entwicklung einer „demokratischen Gesprächskultur“ innerhalb der Gruppe ab. Die Auswahl der Filme ist breit gefächert und berücksichtigt die Themen Rechtsextremismus heute (z.B. „Leroy“, „Kombat Sechzehn“), Nationalsozialismus/Holocaust (z.B. „Der Pianist“, „Sophie Scholl“), Gewalt und Machtstrukturen (z.B. „Die Welle“), die Wahrnehmung anderer Kulturen sowie Dokumentarfilme.

Soziokulturelles Zentrum „Conne Island“ / Projekt Verein e.V. (Leipzig)
Der Projekt Verein e.V. fördert Jugend-, Pop- und Subkulturen im Raum Leipzig. Im Vordergrund stehen die Schaffung von Rahmenbedingungen zur individuellen Entfaltung und Integration von Jugendlichen. Der Verein ist Träger des selbst verwalteten Jugendkulturzentrums „Conne Island“ im Leipziger Stadtteil Connewitz. „Conne Island“ bietet eine Plattform für kulturelle, bildungspolitische und soziale Aktivitäten von alternativen Jugendlichen. Der Verein und das Jugendzentrum sehen sich als Knotenpunkt zwischen Menschen verschiedenster sozialer und kultureller Herkünfte sowie verschiedener Altersgruppen. Der Verein organisiert in erster Linie Konzert- und Tanzveranstaltungen mit dem Ziel der Integration von Jugendlichen untereinander. Einen wichtigen Stellenwert nehmen zudem Diskussions- und Bildungsveranstaltungen ein, die sich schwerpunktmäßig mit den Themen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus auseinandersetzen. Außerdem bietet der Verein jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten, sich in seinem Jugendzentrum mit Gleichgesinnten zu treffen: Bands finden hier Proberäume, interessierte Jugendliche können sich in einer Infobibliothek, einem Konferenzraum oder am Computerpool über politische und soziale Themen informieren. Das „Conne Island“ ist durch seine jahrelange Arbeit mit lokalen und auch internationalen Künstlern, sowie durch regelmäßig stattfindende Events (z.B. Skatecontests, Hip-Hop-Konzerte) inzwischen überregional bekannt. Es engagiert sich in lokalen und regionalen Netzwerken, wie beispielsweise in einem DJ-Netzwerk oder im „Verbund Freier Radios“. Demnächst sollen zwei neue Projekte entstehen: „Equalize XY-Z – für die Auflösung tradierter Geschlechterbilder in der Popkultur“ und eine Jugendbildungsinitiative für mehr politische Mitbestimmung von Jugendlichen.

„Jugendbüro Diversity“. Ein Projekt des Soziokulturellen Vereins „Treibhaus e.V.“ (Döbeln)
Der „Treibhaus e.V.“ stellt mit seiner Arbeit seit 1997 eine Alternative zu den rechtsextremen Aktivitäten im Landkreis Döbeln dar. In den 1990er Jahren hat sich hier eine rechte Jugend- und Alltagskultur entwickelt; regelmäßig kommt es zu rechtsextremen Übergriffen auf alternative Jugendliche und Migranten. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das kulturelle Angebot in der Region zu bereichern und soziokulturelle Arbeit insbesondere für alternative Jugendliche und Menschen mit Migrationshintergrund zu leisten, um rassistischen und extremistischen Einstellungen frühzeitig vorzubeugen. Zentrales Anliegen ist es, die politische Bildungsarbeit aktiv zu fördern, wobei die Arbeit auf einem demokratischen Grundverständnis beruht. Zentraler Treffpunkt ist das „Café Courage“, in dem regelmäßig Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Filmabende und Workshops stattfinden.
Mit dem „Jugendbüro Diversity“ soll ein Ort geschaffen werden, der sich als Ergänzung bestehender Beratungsangebote versteht. Entstehen wird ein Treffpunkt, der frei von Diskriminierung jeglicher Art ist und in dem die Verschiedenartigkeit junger Menschen als Bereicherung gilt. In der Region Döbeln existieren nur sehr wenige Einrichtungen, zu denen Migranten und asylsuchende Flüchtlinge einen Zugang finden. Dieser Treffpunkt richtet sich gezielt an alle jungen Menschen, mit und ohne Migrationshintergrund. Im Jugendbüro sollen Besucher und Vereinsmitglieder bei der Antirassismusarbeit, der demokratischen Bildungsarbeit und Projekten gegen Rechtsextremismus zukünftig stärker in die Planung der einzelnen Vorhaben einbezogen werden. Das geplante Angebot beinhaltet eine individuelle soziale Beratung und Begleitung von Jugendlichen und Flüchtlingen, den Aufbau einer Jugendbibliothek und einer „Computerlounge“ sowie die Organisation der interkulturellen Woche „Prisma“. Eine noch fehlende Kofinanzierung gefährdet derzeit das gesamte Projekt.

Weiterführende Informationen zum Demokratiepreis: www.demokratiepreis-sachsen.de.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
/ js,hk / Fotos: Kulick (2), Rafael (1)

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MUt-Aufkleber vor Frauenkirche