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„Status: Kein Facebook für Nazis“


Bei Facebook regt sich starker Protest gegen die NPD-Seiten im sozialen Netzwerk. Über eine viertel Million Fans hat die Seite „Kein Facebook für Nazis - NPD Seite löschen!“. Die NPD-Seite existiert aber immer noch.
Die Engagierten fordern Verantwortung von Facebook.

Am 8. Mai gründeten Facebook-Nutzerinnen und Nutzer die Gruppe „Kein Facebook für Nazis – NPD Seite löschen!“. „Innerhalb von nur einer Woche sind unserer Gruppe über 200.000 Menschen beigetreten.“, schreiben die Gründerinnen und Gründer in einem offenen Brief an das Unternehmen Facebook. „Im Namen dieser Nutzer fordern wir Sie mit diesem Schreiben offiziell auf, die Seite der NPD zu löschen.“ Binnen kurzer Zeit haben viele Menschen gezeigt, wie Protest im Web 2.0 funktionieren kann. Mit Anti-Nazi-Fotos, Videos und Kommentaren wurden Seiten der NPD im Social Network gefüllt. Bei öffentlich nicht zugänglichen Seiten wurde mehrere Male der Button „Diese Seite melden“ geklickt, so dass Facebook zumindest gezwungen war, die offizielle NPD-Fanseite für kurze Zeit unsichtbar zu machen. Da ist sie leider immer noch.

Aktive Userinnen und Usern

Wie in der realen Welt tummeln sich auch im Internet Neonazis. Es gibt eigene Foren, Chatcommunities und eben auch Fanseiten in Social Networks. Die NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ hatte vor kurzem dazu aufgerufen, soziale Netzwerke zu „unterwandern“. Doch so einfach ist das nicht. Wie der Begriff Netzwerk schon sagt, funktioniert das Web 2.0 nicht von oben nach unten. Man ist selbst verantwortlich für das eigene Profil oder die eigenen Fanseiten. Die Kommentarspalten bei Facebook funktionieren oft besser als die auf anderen „normalen“ Webseiten. Das liegt an aktiven und wachsamen Userinnen und Usern, die rassistische Kommentare nicht einfach gelten lassen. Aber auch daran, dass die Hemmschwelle zur Courage per Computer etwas geringer ist als in der realen Welt. Das heißt aber nicht, dass neonazistische Ideologie kein Problem im Web 2.0 wäre.

Nur weil Neonazi nicht draufsteht…


Beispielsweise hat die Facebook-Seite „Todesstrafe für Mörder und Vergewaltiger!!!“ über 2.000 Fans. „Todesstrafe für Kinderschänder“ ist schon seit einiger Zeit ein beliebtes Neonazithema. In Leipzig oder auch im brandenburgischen Joachimsthal veranstalteten Neonazis nach den schrecklichen Vorfällen sexuellen Missbrauchs Demonstrationen oder machten das Thema zum Wahlkampfslogan. Damit wird nach martialischen, undemokratischen Strafen gerufen, anstatt dort anzusetzen, wo Prävention wirken könnte. Wut und Rachegedanken sind verständlich, können in einem Rechtsstaat aber keine Grundlage für den Umgang mit Täterinnen und Tätern sein. Stattdessen gilt es menschenwürdige Bestrafung und Resozialisierung anzuwenden. Vor allem aber ist es wichtig, Kinder stark zu machen und einzuschreiten, wenn sexuelle Gewalt passiert. Kinderschutz fängt bei jedem selbst an. Diese Art Themen finden auch im Web 2.0 einige Anhängerinnen und Anhänger. Doch nur weil nicht offensichtlich „Neonazi“ draufsteht, heißt nicht, dass es nicht doch drin ist. Auf die einzelnen Ideologieelemente kommt es an.

Vom Profilbild zur realen Welt


Doch die digitalen Proteste gegen die NPD-Seiten sind ein erster, wichtiger Schritt. Sie verlangen Aufmerksamkeit und Courage von den Nutzerinnen und Nutzern. Und vor allem verdeutlichen sie, dass auch das Unternehmen Facebook nicht die Augen verschließen darf. „Wir glauben, dass ein Unternehmen Verantwortung gegenüber seinen Kunden hat. Wir glauben, dass es die Werte seiner Nutzer respektieren muss, dass es die Geschichte eines Landes kennen muss, und dass es die Konsequenz aus seiner Verantwortung ziehen muss“, heißt es weiter im offenen Brief. Schließlich können sich auch Unternehmen gegen Neonazis positionieren. Um Facebook zu überzeugen, rufen die Engagierten am 23. Mai zu einer „Digitalen Lichterkette“ auf. Das Profilbild kann man mit dem Logo der Aktion versehen und seine Arme nach links und rechts ausstrecken. Diese Profilfotos werden dann zu einer Kette aneinandergereiht. Schon bei der Kriminalisierung des Protestes gegen den größten Neonazisaufmarsch in Dresden funktionierte das sehr gut. Viele Userinnen und User bauten das von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmte Plakat mit dem Blockadeaufruf in ihr Profilbild ein und erreichten so sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Mit niedriger Hemmschwelle lassen sich im Web 2.0 schnell viele Menschen mobilisieren. Doch der Protest darf nicht nur in der digitalen Welt bleiben. Auch beim rassistischen Spruch in der Kneipe oder beim Übergriff in der Straßenbahn braucht es Mut zum Einschreiten.

Von Nora Winter
Foto: Screenshot

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Facebook User gegen Nazis