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Sportfreunde kicken gegen Rechts

Was tun, wenn ein Neonazi das eigene Dorf zum rechtsextremen Freizeitort macht? Die A-Jugend des Berlebecker Fußballvereins wollte ein Zeichen setzten - und spielt nun mit "Laut gegen Nazis"-Trikots. Toll fanden das die Sportfreunde Stiller und besuchten die rührigen 17 bis 19-Jährigen im Teutoburger Wald.

In diesem Bericht geht um ein kleines Dorf in Deutschland mit einem großen Problem. Berlebeck liegt am Teutoburger Wald (Nordrhein-Westfalen). Seit geraumer Zeit lebt dort ein Mann, der den Dorfbewohnern nächtig auf den Zeiger geht. Der selbsternannte Gauleiter Gerd Ulrich, ehemals HDJ-Führer, lebt mit seiner Frau und den Kindern mitten in diesem Ort. Als dieser ein Zeltlager mit 120 Gesinnungsgenossen und Jugendlichen sein nationales, rechtsextremes Gedankengut im nahegelegenen Wald feierte und seit geraumer Zeit nationalsozialistische Phrasen durch Berlebeck posaunte, haben die Bürger Gemeinschaften gebildet, um diesem Treiben entgegenzutreten. Sichtbar wird, dass Gerd Ulrich es schafft, Nazis in dem Ort anzuziehen.

Den Bürgern mit allen öffentlichen Institutionen nebst dem Bürgermeister von Detmold reicht das. Sie bilden Initiativen und üben Zivilcourage, die nicht überall selbstverständlich ist. Sie setzen ein Zeichen und schaffen Gegenpole in Vereinen und dorfeigenen Einrichtungen.
 
Deshalb beschlossen der ortsansässige Fußballverein und speziell dessen männliche A-Jugend, in Zukunft die "Laut gegen Nazis"- und "Amadeu Antonio Stiftung"- Logos bei allen Saisonspielen (Punkt-/Pokal- und Freundschaftsspielen) auf der Brust zu tragen. Symbolisch gegen Rechtsextremismus und gegen einen Nazi im eigenen Dorf bzw. in der eigenen Gemeinde. Die Initiative "Laut gegen Nazis" nahm dies zum Anlass, prominente Partner für diese Präsentation zu finden. Am 30. Oktober 2007 war es dann soweit. Und wer könnte besser zu so einer Fußball-Aktion passen als die Sportfreunde Stiller?

Peter, Rüdiger und Flo von den Sportfreunden sind nämlich nicht nur riesige Fußballfans, sondern kontinuierliche Unterstützer von "Laut gegen Nazis". So willigten sie gern ein, die Aktion in Berlebeck zu präsentieren und selbst einen Eindruck vor Ort zu gewinnen.

Für Peter, Rüdiger und Flo war es ganz wichtig, sich vor der öffentlichen Unterstützung mit der A-Jugend Mannschaft auszutauschen. So trafen sie sich beim Konzert in Osnabrück und diskutierten und informierten sich über die Lage in Berlebeck. Die A-Jugend überreichte den Künstlern eines der Trikots und ließ mehrere Exemplare für das Vereinsheim signieren. Die "Sportfreunde" begrüßten die Mannschaft aus Berlebeck mit dem Trikot vor ca. 2.500 Gästen und riefen alle dazu auf, deren Beispiel zu folgen.
Im Laufe des Tages besuchten die Jugendlichen aus Berlebeck aus eigenem Interesse die Gedenkstätte des Gestapo Gefängnisses im Osnabrücker Schloss.

Anmerkungen
Als Kampagne verhandelt "Laut gegen Nazis" bereits schon länger mit Institutionen des DFB über gemeinsame Wege, im Fußball Zeichen zu setzen. Wie unkompliziert man Dinge umsetzen kann und somit klare Zeichen setzt, zeigt die A-Jugend von Berlebeck. "Laut gegen Nazis" ruft deshalb bundesweit Fußballvereine dazu auf, Stellung zu beziehen - im Kleinen und im Großen.
Berlebeck ist ein Ort in Westdeutschland. Die These, dass das Rechtsextremismus-Problem in den ostdeutschen Bundesländern größer ist, widerlegen Beispiele wie Verden und Delmenhorst deutlich. Zwar sind die Auswirkungen anders , aber das Problem ist das gleiche.

Und noch mal ordentlich. Jetzt sitzen die Sportfreunde in der unteren Reihe ganz links (Rüde) und ganz rechts (Peter), Flo steht (3. von rechts).
Und noch mal ordentlich. Jetzt sitzen die Sportfreunde in der unteren Reihe ganz links (Rüde) und ganz rechts (Peter), Flo steht (3. von rechts).

Mehr im Internet:
www.lautgegennazis.de

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Gruppenbild mit Sportfreunden. Die A-Jugend der Berlebecker Fußballvereins mit Rüde (ganz links), Flo (Mitte, schwarzes Shirt) und Peter (vierter von rechts).