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Seit dieser Saison spielt der Frauenhandball-Bundesligaverein "Spreebirds" des Berliner SV BVG 49 auf eigenen Wunsch in "MUT"-Trikots - ohne Geld dafür zu erhalten. Leider ist die Existenz des Vereins aus Berlin-Lichtenberg mangels richtigem Hauptsponsor ernsthaft gefährdet. Dabei startete das Team so mutig und erfolgreich wie lange nicht mehr in die Saison. Ein Notruf in unserem MUT-Spieltage-Tagebuch:
Von der MUT-Redaktion
„Wir konnten seit dem Ausstieg des früheren Hauptsponsors BVG 2008 neue Gelder generieren, dies reicht aber momentan nicht, um die Kosten bis zum Ende der Saison zu decken“, kommentiert Bundesliga-Verantwortlicher Wolfram Eschenbach die Situation. „Man könnte Gründe suchen, über den Frauenhandball generell oder die aktuelle Wirtschaftslage zu diskutieren, Fakt ist jedoch, dass uns die laufenden Kosten einholen“, so Abteilungsleiter André Schünke. „An der Unterstützung von Politik und vor allem den Fans mangelt es nicht, aber die Wirtschaft hält sich weiter bedeckt. Wir sind mit zahlreichen potentiellen Unternehmen in Verhandlungen - diese ziehen sich aber hin“, erklärt Schünke. Die laufende Saison wird aber in jedem Fall zu Ende gespielt.
Dennoch gibt man sich im Berliner Osten kämpferisch: „Dies sind wir der tollen Mannschaft, dem Verein und auch unseren Fans einfach schuldig“, so Marketing - Manager Sören Wennerlund. „Wir haben ein Umfeld, das sicher nicht einfach ist und ich möchte auch keinen Vergleich mit größeren Klubs in der Hauptstadt ziehen, dennoch bin ich sicher, das wir mit den bisher getroffenen Maßnahmen das „Produkt“ Spreebirds auf den richtigen Weg gebracht haben“. „Frauenhandball übt schon eine besonderen Reiz und Faszination aus: Weibliche Eleganz, gepaart mit den Attributen Schnelligkeit, Technik und Härte - den Teamgedanken nicht zu vergessen und das Spiel selbst: Spannung oft bis zur letzten Sekunde - dies sind u.a. Gründe, die Unternehmen in einer Symbiose im Sportsponsoring bei den Spreebirds nutzen können. Besonders aber regionale, Berliner Unternehmen werden sich bei den Spreebirds wiederfinden - denn hier unterstützt man den Berliner Spitzensport in einer emotionalen, erfolgreichen Sportart - und dies zu erschwinglichen Konditionen“, führt Sören Wennerlund aus.
„Wir werden die Aktion „Mut-gegen-rechte-Gewalt“ weiterhin unterstützen und begleiten, auf jeden Fall bleibt der Platz des Hauptsponsors auf der Trikot – Vorderseite bis zum Ende der Saison für das „Mut-Logo“ reserviert!"
Doch um zu überleben, ist dringend finanzielle Unterstützung gefragt. Dazu sind noch einige werbewirksame Plätze auf dem Trikot oder der Hose zu vergeben – und speziell abgestimmte „Sponsoring-Pakete“. Dazu gehört auch die Mitgliedschaft im „Club 100“, der es Privatpersonen und Kleinunternehmen ermöglicht, auch mit „schmalem Budget“ hochklassigen Frauen-Handball in Berlin zu unterstützen. Hier ist man schon für 199 € dabei, inclusive 1 Dauerkarte, Werbetafeln und einem Special-Event mit dem Team, das nicht nur handballerisches Können zeigt - sondern auch gesellschaftspolitischen MUT.
P.S: In gewisser Weise geht es den Spreebirds wie der MUT-Redaktion. Auch wir sind auf Sponsoren angewiesen, von denen es im gesellschaftspolitischen Bereich in Deutschland leider nicht viele gibt. Vielleicht findet sich ja welche, die es faszinieren könnte, beide Projekte mit MUT zu unterstützen!
P.P.S.: Das SpreebirdsTeam ist übrigens sensationell ins neue Jahr gestartet - mit einem (wenn auch knappen) 22:23 Auswärtssieg (diesmal in neuen weißen Trikots) gegen den Spitzenreiter Magdeburg und steht jetzt solide auf Platz 5! Hier der Spielbericht von Mannschaftskapitänin Jule Lang:
"Wer hätte das nach den ganzen Turbulenzen im alten Jahr gedacht? Wir schlagen Magdeburg in ihrer eigenen Festung, das war bisher keiner Mannschaft gelungen. Dabei hatte das neue Jahr nicht so glänzend begonnen, die Meldung der Verletzung von Kleini, einige Erkrankungen zum Trainingsstart und dann noch in der Woche vor dem Spiel die Erkältung von Juliane Rüh, alles keine guten Vorzeichen für ein hartes Auswärtsspiel. Da hieß es mal wieder zusammenrücken und gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen. Das wird unsere Devise in diesem Jahr sein, denn nicht nur sportlich soll es ja weitergehen, sondern auch in der gesamten Entwicklung. Wir leisten dazu den sportlichen Teil und das ist uns am Sonntag gelungen.
Aus einer sehr beweglichen Abwehr heraus konnten wir von Anfang an auf Konter gehen. Leider hatten wir noch zu viele Abstimmungsfehler, so dass wir uns nicht gleich klar absetzen konnten. Die Abwehr gab uns aber den nötigen Halt, uns immer wieder aufzurappeln. Das war nicht leicht, schließlich musste ja unsere Abwehrchefin zu Hause bleiben, aber unsere jungen Spielerinnen haben ein weiteres Mal bewiesen, dass sie schon viel gelernt haben und wir fest auf sie bauen können. Alle Feldspielerinnen kamen zum Einsatz und hatten ihren Anteil an diesem Sieg und dafür ein großes Dankeschön mal wieder an das Team!
Nachdem wir uns Anfang der zweiten Halbzeit absetzen konnten, riss der Faden und wir ließen Magdeburg herankommen, dadurch wurde es nochmal eine ziemliche Zitterpartie. Fritzchen bewahrte uns durch gehaltene 7 Meter, die aus einer entschlossenen Deckungsleistung resultierten, vor einem Rückstand und Romy bewahrte am Ende die Nerven und versenkte eiskalt ihre letzten drei Würfe und führte uns somit zum Sieg. An diese geschlossene Mannschaftsleistung müssen wir nächste Woche anknüpfen, sonst wird es sehr schwer in Harrislee, eine sehr weite Fahrt und ein für uns unangenehmer Gegner. Einmal konnten wir sie diese Saison schon schlagen und wir wollen diese Leistung auch im Rückspiel bestätigen.
Ein großes Dankeschön auf diesem Wege auch wieder an die Fans, die so zahlreich nach Madgeburg gereist sind und uns bei diesem schweren Spiel so zahlreich unterstützten.
P.S. : Seufz, nachdem dieser Text online gestellt wurde, gab's noch eine gute und eine schlechte Spielüberraschung. Am 25.1. gelang ein klarer 23:23-Sieg über Lintfort, aber zuvor am 17.1. leider ein unglücklich verlaufendes Auswärtsspiel - es endete mit einer bitteren Auswärtsniederlage....25:26 gegen Harrislee. Jules Kommentar dazu:
MUT-Spieltagebuch-Autorin Jule Lang von den Spreebirds in der MUT-Redaktion
Da will ich diesmal gar nicht viele Worte verlieren. Am 17. Januar haben wir uns mal wieder selbst geschlagen und das ist das bitterste bei so einer langen Rückfahrt. Zu wissen, dass der Gegner nicht besser war, sondern dass man auf Grund eigener Fehler verloren hat. Wir hatten zwar einige Male mit schweren Schiedsrichterentscheidungen zu leben und haben daher auch deutlich gemerkt, dass wir auswärts waren, aber dennoch haben wir lange Strecken geführt und diese Führung nur durch eigene Fehler aus der Hand gegeben. Eines muss man festhalten, Harrislee war uns an diesem Tag in Kampfgeist und Entschlossenheit überlegen. Da stand uns eine kämpferische geschlossene Mannschaft gegenüber, die bis zur letzten Sekunde an den Sieg glaubte. Wir haben uns durch zu viele externe Einflüsse, wie zum Beispiel der ein oder andere unglückliche Pfiff, vom Wesentlichen abbringen lassen, was da hieß Handball spielen und Tore werfen.
Alles wirkte ein wenig wackelig und wenig überzeugend. Wir konnten Harrislee nicht beeindrucken wie im Heimspiel, denn unser Konterspiel ist kaum angelaufen. Das Zusammenspiel war nicht mehr so flüssig wie sonst und es gab erneut Abstimmungsprobleme. Wir müssen unbedingt wieder als Mannschaft dichter zusammenrücken und uns von dem ganzen Trubel um unseren Verein und Stimmungen von außen nicht weiter beeinflussen lassen. Ein sportlicher Fokus - und das bedeutet jede Einzelne gibt alles für die Nebenfrau und für die komplette Truppe - wird unsere Existenz ausmachen. Nur MUT!
P.S.: Das nächste Heimspiel: 7.2.2009 um 20 Uhr in der Sporthalle am Berlin-Lichtenberger Anton-Saefkow-Platz! Wir sehen uns?
Mehr unter: www.spreebirds.de und auch im MUT-Spieltagebuch ("Neujahrsgrüße...")
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / h.kulick