In der Berliner Königsallee erinnert noch heute ein Gedenkstein an die Ermordung Walter Rathenaus. Der deutsche Reichsaußenminister in den Anfängen der Weimarer Republik wurde dort am Vormittag des 24. Juni 1922 im offenen Wagen von Rechtsextremen durch eine Handgranate und mehrere Schüsse aus einer Maschinenpistole getötet. Eine Tagung des Naumburger Bündnis für Demokratie ehrte Rathenau am Samstag und hinterfragte, wie verlogen Neonazis heute noch die Mordtat verehren.
Das Attentat verübten Anhänger einer rechtsextremen Organisation namens "Consul". Die beiden Täter, ein verblendeter 23-jähriger Kieler Jurastudent und ehemaliger Marineoffizier Erwin Kern und sein Komplize Hermann Fischer, ein 26-jähriger Maschinenbauingenieur aus Chemnitz, konnten schließlich am 17. Juli 1922 auf der Burg Saaleck nahe Bad Kösen, gestellt werden. Bei dem Schusswechsel wurde Kern durch eine Polizeikugel tödlich getroffen, Fischer nahm sich daraufhin das Leben. Ernst Werner Techow, der den Wagen fuhr, wurde mit fünfzehn Jahren Zuchthaus bestraft. An der Planung des Mordes war neben anderen auch der Polizist und spätere Schriftsteller Ernst von Salomon beteiligt, der zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt wurde und sich in dem Roman Die Geächteten (1929) später kritisch mit der Tat auseinandersetzte. Nach Salomon wollten die Attentäter vor allem eine "nationale Revolution". Sie hassten Rathenau, weil er einer jüdischen Familie entstammte
Walter Rathenau war eine prägende Gestalt freiheitlichen Denkens im 20.Jahrhundert. Sein Wirken als Reichsaußenminister der Weimarer Republik führte Deutschland in die Gemeinschaft der europäischen Völker zurück,
was Rathenau den Hass der antidemokratischen extremen Rechten einbrachte, deren Opfer er wurde. In rechtsextremen Kreisen werden die damaligen Täter noch heute geehrt und auch das Denkmal am Tatort im Berliner Grunewald war bereits ein Anschlagsziel Rechtsextremer.
Tagung in Naumburg am 4. Oktober
Um mit Rathenau eine Leitfigur der freiheitlichen Idee zu ehren, veranstalteten die Friedrich Naumann Stiftung, der Verein Miteinander e.v. in Magdeburg, das Naumburger Bündnis für Demokratie und die Erhard-Hübener Stiftung Halle am Samstag, den 4. Oktober in Naumburg eine Tagung, die unter dem Titel stand: „Ein Mordanschlag auf Demokratie und Rechtsstaat – die Ermordung Walter Rathenaus und die extreme Rechte. Referenten sind u.a. Prof. Dr. Karl Heinz Paqué aus Magdeburg ("„Walter Rathenau – Demokrat und Weltbürger“), Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Zentrums für zeithistorische Forschung Potsdam („Der Mord an Walter Rathenau und die extreme Rechte der Weimarer Republik“) und Dr. Rainer Erb, Zentrum für Antisemitismusforschung Potsdam („Freikorpskämpfer, SS – Mann,
Nationaler Aktivist - die Reaktualisierung historischer Motive durch neonazistische Gruppen heute“). Infos bei Uwe Lühr vom Naumburger Bündnis für Demokratie
uwe.luehr@freiheit.org.
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk / Fotos. wikipedia