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Nigerianische Familie bittet um Hilfe

Die Hamburger Initiative Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten hat uns auf den bitteren Fall einer Familientrennnung im sächsischen Vogtlandkreis aufmerksam gemacht und bittet um Unterstützung. Hier die Schilderung des Falls:

Am Freitag, den 10.10.08 gegen 18.00 Uhr verließen die Kinder Sophia, Sandra und Sonia Omoroghomwan gemeinsam mit ihrer Mutter Claudia Omoroghomwan das Kinderheim in Markneukirchen, wo sie seit Juni 2008 vom Jugendamt des Vogtlandkreises zunehmend isoliert von ihrer Mutter lebten.

Claudia Omoroghomwan war zu einem spontanen Besuch erschienen, nachdem sie die Kinder angerufen hatten, und sie inständig gebeten hatten, zu kommen und sich darum zu kümmern, dass ihre Haare ordentlich gemacht werden. Von den Angestellten im Kinderheim sei ihnen die komplizierte Prozedur aus Kostengründen verweigert worden.
Schon seit Wochen litten sie darunter, dass sie wegen ihrer Frisur von anderen Kindern gehänselt wurden.

Obwohl beim letzten Besuch mündlich in Aussicht gestellt worden war, dass Frau Omoroghomwan dafür sorgen könne, dass eine afrikanische Bekannte von ihr das Frisieren übernimmt, wurde sie nicht einmal bis zur Haustür vorgelassen und ohne dass sie ihr Anliegen vorgebracht hätte, wurde sie von einer Mitarbeiterin sofort des Hauses verwiesen.
Als Begründung wurde angeführt, dass die Kinder nicht ihre Kinder seien, Äußerungen gegen die Frau Omoroghomwan heftig protestierte.

Als die Kinder ihre Mutter hörten, kamen sie ans Fenster und sprangen heraus, um zu ihr zu kommen. Über die Behandlung im Heim protestierend, verließen sie gemeinsam mit ihr das Grundstück.

Ihren Angaben nach hatten die Kinder das Leben im Heim satt. Sie wünschen sich, bei ihrer Mutter zu leben und möchten nie wieder in ein Kinderheim. Im Heim und in der Schule fühlten sie sich diskriminiert und in existenziellen Fragen wie Aussehen oder Religion in ihren Wünschen nicht ernst genommen.

Wir verfolgen seit längerem sehr genau das Verhalten der Behörden in diesem besonderen Fall. Die Trennung der Kinder von ihrer Mutter sehen wir als Reaktion bzw. Rache aufgrund der Öffentlichmachung der schlechten Behandlung und des brutalen Polizeieinsatzes gegen die Kinder.

Seit Monaten sind die Kinder getrennt von der Mutter. Sogar der normale Kontakt zwischen der Mutter und den Kindern wird reglementiert und verhindert. Eine Delegation unserer Organisation konnte am 02.10.2008 einen Eindruck davon gewinnen, als diese Frau Omoroghomwan zu einem Besuch ihrer Kinder begleitete. Die Kinder haben jetzt Fakten geschaffen, ohne auf die Bürokratie der Behörden Rücksicht zu nehmen, und sind zur Mutter zurückgekehrt.
Wir fordern die Behörden auf, nicht noch weiter die psychische Situation der Familie zu verschärfen. Wir fordern das Jugendamt auf, keine neuen Bedrohungen und Zwangsmaßnahmen gegen die Familie auszuüben.

Hintergrund:

Frau Claudia Omoroghomwan aus Nigeria lebte seit 2006 mit den vier Mädchen Dammiana (6), Sonia (8), Sandra (13) und Sophia (14) in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Posseck (Sachsen).

Das jüngste Mädchen, Dammiana, ist ihre eigene Tochter, die drei größeren sind die Kinder ihres Bruders, der zusammen mit seiner Frau bei einem Autounfall gestorben ist. Seither sorgte Frau Omoroghomwan gemeinsam mit ihrer Mutter, der Großmutter der Mädchen, für die Kinder. Sonia lebt seit dem Tod der Eltern bei Claudia Omoroghomwan. Seit dem Tod der Großmutter sind auch die beiden größeren, Sandra und Sophia, in der Obhut von Frau Omoroghomwan.
Claudia Omoroghomwan kam 2004 mit den Mädchen Dammiana und Sophia von Nigeria nach Deutschland, um wegen drohender Genitalverstümmelung Asyl für Dammiana zu beantragen. Sandra und Sophia folgten 2006 nach dem Tod der Großmutter. Die Mädchen betrachten Frau Omoroghomwan als ihre Mutter.Frau Omoroghomwan hatte den Behörden über ihre Familiensituation nie falsche Angaben gemacht.

Im Frühjahr dieses Jahres begann Frau Omoroghomwan, verstärkt bei den Behörden eine Verbesserung der Lebensbedingungen einzufordern, da die soziale und geographische Isolation in der im Wald gelegenen ehemaligen Kaserne für die fünfköpfige Familie eine schwere Härte bedeutete. Die chronischen gesundheitlichen Probleme von Frau Omoroghomwan und ihre Schwangerschaft verschärften die Situation zusätzlich. Als während eines Krankenhausaufenthalts der Mutter im April 2008 die Kinder vorübergehend durch das Jugendamt in Obhut genommen wurden, informierte man Frau Omoroghomwan darüber, dass über die drei älteren Mädchen mit Beschluss des Familiengerichts Plauen Ergänzungspflegschaft durch das Jugendamt angeordnet worden war, die das Aufenthaltsbestimmungsrecht und die Vertretung in der Gesundheitsfürsorge und gegenüber Ämtern (z.B. Antragstellung nach SGB VIII) umfasst.

Nach einem Versuch, den kinderfeindlichen Bedingungen im Lager Posseck zu entkommen, wurden die drei älteren Mädchen auf Veranlassung des Jugendamts unter Polizeigewalt in Handschellen aus dem AWO-Kinderheim in Treuen nach Posseck zurückgebracht. Nach dieser traumatisierenden Erfahrung wollten die Mädchen unter keinen Umständen nach Posseck zurück. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Chemnitzer Kinderheim wurden sie wieder in den Vogtlandkreis zurückgebracht.

Seit dem 13.06.2008 (nach Aussage der Ausländerbehörde Vogtlandkreis) lebten die Mädchen im Kinder- und Jugendwohnheim Markneukirchen .Von da an wurden sie ihrer Mutter zunehmend entzogen. Mit Beschluss vom 23. Juli 2008 (Schreiben der Ausländerbehörde des Vogtlandkreises vom 8.8.2008) ordnete das Familiengericht Plauen die Vormundschaft an. Als Vormund ist das Jugendamt des Landkreises Vogtlandkreis bestellt. Als offizielle Begründung für die Entscheidung wird das Fehlen der Adoptionsunterlagen angeführt.

Frau Omoroghomwan hat über diesen Beschluss keine Benachrichtigung erhalten.
Seither wurden die Kontakte der Kinder nach außen zusehends unterbunden. Die Mutter durfte die Kinder nur einmal im Monat nach Voranmeldung und unter Aufsicht besuchen, Telefongespräche mit der Mutter wurden nur einmal pro Woche gestattet. Auch Anrufe und Besuche von Freunden der Familie wurden abgewehrt.
Der Anwältin der Kinder wurde der Zutritt verweigert, Besuche in der Kirchengemeinde der Familie in Plauen waren den Kindern nicht möglich.
Zunehmend wurde auch versucht, den Kindern einzureden, dass Claudia nicht ihre Mutter sei und daher kein Recht über sie habe - ein sowohl für die Mutter als auch für die Kinder absurder und vollkommen unbegreiflicher Gedanke.

Stellungnahme von Claudia Omoroghomwan:

In der regionalen Presse wird behauptet, dass meine vier Kinder und ich keine Familie sind, ohne dass sie uns selbst darüber befragt haben. Wir sind eine Familie, wir kommen aus Nigeria, die Kinder meines Bruders sind auch meine Kinder.
In Nigeria ist es normal, dass die Kinder, um die man sich kümmert, als eigene Kinder betrachtet werden. Es handelt sich um die Kinder meines toten Bruders und ich war schon immer ihre nächste Verwandte und war immer für sie da; auch vor dem Tod der Eltern schon.
Nach dem Tod der Eltern 2002 erhielt ich sowohl von der Familie als auch behördlicherseits die Vormundschaft über die Kinder.

Als wir im Dezember 2004 nach Deutschland kamen, kam ich mit Dammiana und Sonia, der Tochter meines Bruders, die damals vier Jahre als war. Wir suchten um Asyl und ich erklärte dem Bundesamt alles über unsere Situation, ich erklärte alles so, wie es für mich selbstverständlich war nach dem nigerianischen System: dass Sonia mein Kind ist, auch wenn sie nicht aus meinem Bauch kommt. Ich ließ das Bundesamt schon 2004 wissen, dass es drei Geschwister sind, die von meinem Bruder stammen, und dass Sonia noch zwei Schwestern hat, die bei meiner Mutter in Nigeria geblieben sind. 2006, nach dem Tod meiner Mutter, kamen Sophia und Sandra nach. Ihre Geburtsurkunde und die Todesurkunde der Eltern überreichte ich dem Bundesamt zur Überprüfung.

Ich habe niemals gegenüber irgendeiner Behörde behauptet, dass ich die leibliche Mutter der drei Mädchen bin und ich habe niemals die tatsächlichen Verwandtschaftsverhältnisse verschwiegen, auch wenn ich damals wie heute sage, dass sie meine Kinder sind; denn so ist es auch, sie sehen mich als ihre Mutter. Ich brachte sie mit mir nach Deutschland im Sinne ihrer eigenen Sicherheit, weil ich mich für sie verantwortlich fühlte und weil ich ihnen helfen wollte.
Es ist also nicht wahr, wie in dem Artikel behauptet wird, dass dem Jugendamt versichert worden wäre, dass ich die leibliche Mutter sei. Vielmehr schienen die Behörden nicht interessiert an meiner Familiensituation. Das Jugendamt hat mich auch nie nach den Dokumenten gefragt. Sie waren auch nicht interessiert an der Lebenssituation von mir und den Kindern in dem isolierten Heim in Posseck, wohin uns die Ausländerbehörde Reichenbach in ihrem Hass gegen mich und die Kinder geschickt hat.

Es ist eine außerdem eine Lüge, dass die Kinder, solange sie bei mir lebten, nicht in die Schule gingen. Vielmehr war ein Grund meiner Beschwerden gegenüber der Ausländerbehörde und dem Jugendamt, dass die Kinder in Posseck ohne soziale Kontakte und ohne Schulbesuch leben mussten. Jedoch wurde es erst im Jahr 2008 durch Intervention des AWO-Familienhelfers möglich, dass unser Wunsch erfüllt wurde und die Kinder trotz der großen Entfernung und der vielen Schwierigkeiten wegen der langen Wege von Posseck aus die Mittelschule in Bad Elster besuchen konnten (mit einem Taxi!).

Es war auch die Isolation im Heim in Posseck, die die Kinder im Mai dazu veranlasste, aus Posseck zu fliehen, was sie den Vertretern des Jugendamts auch mehrfach erklärten. Dies wird in Ihrem Artikel ebenfalls nicht erwähnt, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie von der Polizei in Handschellen mit Gewalt nach Posseck zurückgebracht haben. Dies zeigt, dass das Jugendamt nicht an den Problemen der Kinder interessiert war.

Nachdem nach diesem Vorfall das Verhalten der Behörden öffentlich gemacht wurde und Strafanzeige erstattet wurde, wurde mir die Vormundschaft entzogen. Auf diese Weise können die Behörden geschickt verhindern, dass die Kinder zu der Sache befragt werden, da jeder Kontakt mit den Kindern über das Jugendamt laufen muss. Diejenigen, die die Kinder misshandelt haben und die jetzt das Recht haben, über sie zu entscheiden, sind nun ein und dieselbe Instanz. Man kann sich jetzt nur fragen, was die Behörden weiter vorhaben, und was noch alles vorkommen wird.

Wenn ein Journalist einen Artikel schreibt sollte sie/er die betroffenen Menschen dazu befragen. Wenn noch Fragen bestehen, kann man mich immer kontaktieren, um die andere Seite der Geschichte zu erfahren.

AUFRUF ZUR FAX-Kampagne: http://thecaravan.org/files/caravan/Solidarit%C3%A4t%20mit%20Claudia%20O...

NACHTRAG VOM 19.10.2008

Nach dem ersten Protest von The VOICE Refugee Forum und der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen gegen die Fesselung und Gewaltanwendung gegenüber den Kindern durch die Polizei im Mai 2008 hat sich die rassistische Verfolgung gegen Claudia Omoroghomwan und ihre Kinder verschärft.

Der Protest wächst und wir werden ihn aufrechterhalten. Wir appellieren an das Gewissen aller friedensliebenden Menschen in der Welt, gegen die unmenschliche Behandlung von Flüchtlingen im Vogtlandkreis und gegen die rassistischen Ausländerbehörden dort aufzustehen.

Nun wird eine Anhörung vor dem Familiengericht stattfinden:
Ihr Titel : "Vogtlandkreis gegen Claudia Omoroghomwan über die Vormundschaft für ihre drei nigerianischen Kinder"

Ort: Amtsgericht Plauen, Europaratstr. 13, 08523 Plauen
Datum: Dienstag, 21. Oktober 2008
Zeit: 11.00 Uhr

Nach dem bundesweiten Protest gegen den Polizeiübergriff gegen die Kinder fanden verschiedene Formen von Kollaboration und undurchschaubarer Manöver zwischen Rechtsprechung, Ausländerbehörden, Jugendamt und Kinderheim statt, um die Familie zu kriminalisieren und weiter zu isolieren. Bei dem Polizeiübergriff wurde Gewalt gegen die Kinder angewandt und sie wurden mit Handschellen vom AWO-Kinderheim zurück in das Flüchtlingsisolationslager Posseck abgeschoben.

Die Entscheidung des Gerichts, die legale Adoption der drei Kinder durch die nigerianische Mutter zurückzuweisen, war weder ihr noch ihrer Anwältin in irgendeiner Form durch das Gericht mitgeteilt worden.

Aufgrund des öffentlichen Drucks auf den Vogtlandkreises als Resultat der Protestkampagne, begannen die Behörden ihre Propagandamaschinerie zu entwickeln und Claudia, die nigerianische Mutter, als Prostituierte und Kinderhändlerin zu diffamieren und die rassistische Gehirnwäsche zu intensivieren, um die Kinder einzuschüchtern und psychisch zu foltern, damit sie ihre nigerianische Mutter und Tante hassen.

Claudia sagt, dass sie diese Anschuldigungen nicht beunruhigen. Sie hat genug davon gehört, keine davon kann sich als wahr erweisen.

„Sie konnten uns nur über 2 Jahre lang in dem Flüchtlingisolationsslager in Posseck halten, bis ich zu Beginn dieses Jahres The VOICE Refugee Forum kennen lernte.“ (Claudia Omoroghomwan) Wir sind darüber informiert worden, dass seit August dieses Jahres der gesamten Familie eine positive Asylentscheidung gewährleistet wurde, die Familie ist also von den Behörden offiziell anerkannt, aber dennoch wurden alle Anstrengungen Claudias in Reichenbach ein Haus für sich und ihre Kinder zu bekommen, jedes Mal erfolgreich abgewehrt.

„Was soll ich im Vogtlandkreis? Soll ich gegen die Hauseigentümer protestieren? … ich kann im Vogtlandkreis kein Glück für meine Kinder finden und ich möchte mit meinen Kindern nicht dort bleiben.“ (Claudia
Omoroghomwan)

Wir sind über die täglichen Verfolgungen und Misshandlungen von Flüchtlingen, eingeschlossen diejenigen, die gegenüber Claudia Omoroghomwan und die Kinder im deutschen Isolationslager in Posseck (Vogtlandkreis/ Sachsen) in den letzten vier Jahren passiert sind, gut informiert.
Anstatt dass der Vogtlandkreis eine Untersuchung der Traumatisierung der Kinder nach dem Polizeiübergriff durchführte, zog man es vor, die Kinder von der Mutter und der Öffentlichkeit zu isolieren, um der Familie einen noch größeren Schaden zuzuführen.

Wir ergreifen hiermit auch die Gelegenheit, unser Vertrauen in die beständige Unterstützung der Karawane-AktivistInnen zum Ausdruck zu bringen, die Solidarität zu bestärken, die Claudias entschlossenen und selbstbestimmten Kampf aufrechterhielt, den Kampf, ihre Kinder behalten zu können und die Misshandlung von Flüchtlingen im Isolationslager in Posseck zu denunzieren.

Claudia und ihre Familie gehören zu den wenigen Flüchtlingen, die den Mut haben, die Stimme zu erheben gegen ihre unmenschliche Behandlung, gegen den Rassismus, gegen die Diskriminierung und die Misshandlung der Flüchtlinge in den Isolierungslagern im Vogtlandkreis zu protestieren, wofür sie kriminalisiert und verfolgt wird.

www.thecaravan.org & www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk

NACHTRAG VOM 22.10.2008

Kurzbericht über den Ablauf am Dienstag, den 21.10.08 in Plauen über die Anhörung Claudia Omoroghomwans vor dem Familiengericht

Im Gerichtsgebäude waren außer Claudia, den Kindern Sophia, Sandra, Sonja und Demmiana, der Anwältin, vom Jugendamt der Vormund Herr Winkelmann und Frau Rudolph, einem externen Übersetzer, der Richterin noch ca. 12 UnterstützerInnen aus Berlin, Hamburg, Dessau, Hof/Jena und Nürnberg versammelt. Außerdem saßen von Beginn an ein paar ZivilpolizistInnen herum, im Laufe des Tages wurden es ca. 12.

Die nicht öffentliche Anhörung über den Antrag des Jugendamtes, dass die Kinder wieder ins Kinderheim müssen, und den Antrag der Anwältin, dass sie bei der Mutter bleiben, dauerte über 6 Stunden.

Von Anfang an war beschlossen, dass die Kinder (zunächst) wieder ins Kinderheim Markneukirchen sollen, da das Jugendamt (JA) die Vormundschaft innehat.

Damit die Kinder bei der Mutter bleiben könnten, wurde dem Gericht eine Adresse von Freunden im Vogtlandkreis vorgelegt, die eine Wohnung zur Verfügung stellen würden. Diese wurde abgelehnt mit der Begründung, dass die Kinder von dort aus nicht mehr die „Integrationsklasse“ der jetztigen Schule besuchen könnten.

Außerdem müsste die Wohnung erst vom Jugendamt überprüft werden, ob sie geeignet ist (Größe, Einrichtung, Strom, Wasser!), was mind. 2 Wochen dauern würde.

Die Richterin machte dann zunächst den Vorschlag, dass die Kinder noch eine Woche bei der Mutter bleiben können, die 2. Woche aber wieder ins Kinderheim müssten, weil dann die Schule wieder beginnt und bis die Wohnung überprüft ist. Dies wurde vom JA und von Claudia abgelehnt. Die Anwältin teilte uns mit, dass die Richterin genehmigt hätte, dass die Kinder, wenn sie sich weigerten, zurück ins Kinderheim zu gehen, wieder mit Gewalt abtransportiert werden. Nicht von den ZivilpolizistInnen - dazu würde ein extra Einsatzkommando kommen.

Nach Claudia und dem Jugendamt wurden die 3 Kinder jeweils einzeln von der Richterin (ohne Jugendamt) befragt – auch wenn ihre Meinung und ihr Wille nach deutschem Recht generell nicht zählt. Die Kinder machten u.a.
deutlich, dass sie auf keinen Fall zurück, sondern bei ihrer Mutter bleiben wollen.

Daraufhin wurden nacheinander 3 „Vorschläge“ vom Gericht an die Familie gemacht, da es anscheinend Polizeigewalt vor dieser Öffentlichkeit vermeiden wollte.
Gleichzeitig wurden der Familie zahlreiche Versprechungen gemacht, v.a.
den Kindern, dass sich das Jugendamt bemühe und beeile, etc. Nach jedem abgelehnten „Vorschlag“, den die Anwältin der Familie vor uns machte, besprachen sich diese, das Gericht und das Jugendamt erneut und machten den nächsten Versuch.

Die „Vorschläge“:

Die Kinder gehen nach Markneukirchen ins Kinderheim zurück für ca. 2 Wochen unter „verbesserten“ Bedingungen (mehr Anrufe und Besuche) – Großes Entsetzen und Unglauben bei den Kindern und ein klares NEIN! O-Ton
Sandra/Sophia: „I prefer to sleep on the street or in the bush“, Sandra:
„I can't put a foot in there anymore“
Sie gehen nach Treuen ins Heim – in das, aus dem sie bereits mit Polizeigewalt abgeführt wurden zurück nach Posseck ins Lager!! – Große Verwunderung und klares Nein!
und laut Anwältin letzter:
Mit Claudia zurück nach Posseck „for a few weeks“, bis alles geklärt sei – erste Reaktion der Familie: wenigstens zusammen, also OK Dann gab es jedoch weiter lange und lautstarke Diskussionen, diesmal zusammen mit den Kindern im Gerichtssaal. Sie wollten nicht wieder nach Posseck, von wo sie schon einmal geflohen sind. Dennoch wurde vereinbart, dass sie zusammen mit der Anwältin und dem Jugendamt dorthin gebracht werden.
Die ZivilpolizistInnen zogen sich zurück, um mit dem Wagen hinterherzufahren.

Die Kinder protestierten („ I don't want to go, please Mama“....) und weinten noch lange, auch vor dem Gebäude, bis sie schließlich aufgaben und sich nach Posseck bringen ließen.

Claudia und erst recht die Kinder fühlen sich in keinster Weise ernst genommen oder verstanden, die Kinder sind extrem verwirrt und waren über den Ausgang sichtlich schwer enttäuscht.

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de & thevoiceforum.otg / hk


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Claudia Harzer, 7. Klasse, Bad Berka: Bunte Hände vereint