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Am 12. Juni 2009 wäre Anne Frank 80 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass fand im Deutschen Theater Berlin ein Festakt statt, durch das Berliner Anne Frank Zentrum initiiert. Ein Zitat aus Anne Franks Tagebuch vom 14. Februar 1944, zierte das Bühnenbild: „Sonntagabend saßen sie alle am Radio, außer Pim und mir und lauschten der unsterblichen Musik deutscher Meister“...
Von Julia Schörken
Zum Auftakt der Gedenkveranstaltung im deutschen Theater spielte das Streichquartett der Beethoven-Schule Berlin-Lankwitz die „Feuerwerksmusik“ von Georg Friedrich Händel. Thomas Heppener, Direktor des Anne Frank Zentrums begrüßte das Publikum, im Besonderen Hannah Pick-Goslar, eine Schulfreundin Anne Franks. Sie reiste zu dieser Festlichkeit aus Jerusalem an. Und Buddy Elias, Anne Franks Cousin und letzter lebender direkter Verwandte von Anne Frank war ebenfalls zu Gast. Er kam aus Basel angereist. Heppener betonte die rege Anteilnahme zu Anne Franks Geburtstag auf der ganzen Welt. In Frankfurt, Bergen-Belsen, London, Paris,… finden Lesungen und Festlichkeiten statt. Bestürzung herrschte über den Anschlag auf das Holocaust Museum in Washington, wo nun keine Veranstaltung stattfinden wird.
Anne Franks Leben
Anne Frank kommt am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main als Kind jüdischer Eltern zur Welt. Ihre Familie flüchtete 1933 nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande versteckten sich Anne Frank und ihre Familie im Amsterdamer Hinterhaus in der Prinsengracht 263. Zum 13. Geburtstag bekam Anne ein Tagebuch geschenkt, welches sie in der Zeit im Exil beschrieb. Nach dem Verrat des Verstecks 1944 wurden Anne Frank und ihre Familie deportiert. Anne Frank starb im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren, wenige Monate vor der Befreiung durch die britische Armee. Der Vater, Otto Frank überlebte als Einziger der Familie die Hölle von Auschwitz. Miep Gies, eine der Helferinnen beim Untertauchen, übergibt ihm die von ihr geretteten Tagebuchaufzeichnungen seiner jüngsten Tochter. Mittlerweile ist das Tagebuch in mehr als 70 Sprachen übersetzt.
Bernd Neumann, MdB, Staatsminister für Kultur und Medien, hielt eine Ansprache im Deutschen Theater. Er appellierte an Zivilcourage und Mut. „Wahre Humanität kann nicht zum Schweigen gebracht werden“, so Neumann. Schade war nur, dass er die besondere Arbeit des Anne Frank Zentrums nicht erwähnte.
Musik war ein wichtiger Bestandteil im Leben Anne Franks. Am 11.4. 1944 schrieb sie: „Von 6 bis Viertel nach 7 gab es im Radio ein schönes Mozartkonzert, vor allem die „Kleine Nachtmusik“ hat mir gut gefallen. Ich kann nicht gut zuhören, wenn die anderen dabei sind, weil mich schöne Musik sehr bewegt.“ Das Streichquartett spielte daraufhin Mozart.
Anne Frank wird beschrieben als ein kluges, weitsichtiges, tiefgründiges Mädchen. Sie beschreibt ihre Gedanken, Träume, Ängste, Wünsche. Damit wird Anne Franks Tagebuch nicht ausschließlich ein historisches Zeugnis des Nazi Regimes, sondern zugleich zum literarischen Kunstwerk und eine Hilfe für viele junge Menschen. Anne Frank beschreibt den inneren Konflikt den sie empfindet. Das Bedürfnis, sich so zu geben, wie sie wirklich ist und das Scheitern dessen. Wim Kok, ehemaliger niederländischer Premierminister und Aufsichtratsvorsitzender des Anne Frank Hauses Amsterdam sagte in seiner Ansprache:
„Heranwachsen in unserer heutigen Welt ist nicht einfach, ob man in Armut oder Reichtum lebt, in Amerika oder Afrika, in einer Demokratie oder in einem Unterdrückungssystem. Leben in unserer Zeit bietet Chancen, beschert aber auch manchmal Sorgen und Ängste.“
Heike Makatsch las aus Anne Franks Tagebuch
Heike Makatsch, Schauspielerin, liest mit großer stimmlicher Kraft einige Passagen aus dem „Tagebuch der Anne Frank“. Einblick wird gegeben in ein kurzes Leben, ein Leben voller Wünsche und Träume, die niemals in Erfüllung gehen konnten. Immerzu wollte Anne Frank Journalistin werden und mit ihrer Schreibkraft überzeugen, Menschen erreichen. „Anne Frank ist – dank ihres Tagebuchs – das bekannteste Opfer der Shoa geworden.“, so Kok. Er sagt, dass man sich vorstellen muss: „Anne Frank war erst 13 Jahre als sie zu schreiben begann, ein Kind“. Durch das Bewahren ihrer Menschlichkeit, ihrer Würde und ihr Hoffen auf eine bessere Zukunft ist sie für viele Jugendliche ein Vorbild geworden“, so Kok.
Er stellte die Frage: „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“
Darauf boten Schüler und ehemalige Schüler der Anne Frank Grundschule in Berlin eine sehr rührende Antwort. Sie stellten eine szenische Collage zusammen „Liebe Anne… Das sind wir!“. Schüler, die jeden Morgen an Annes Bild vorbei zur Schule laufen
„Wir lernen jedes Jahr etwas mehr über dich.“, singen die Kinder, stellen sich und ihre unterschiedlichen Herkünfte vor. Im Refrain singen sie: „ Ob Hochhaus oder Nomadenzelt, wir leben alle in einer Welt. Seid offen füreinander und werdet nicht blind, freut euch, das alle verschieden sind.“ Zum Schluss betonen sie, dass sie nicht nur Europäer sind, sondern Kinder einer Welt. „Und wir sind alle Berliner!“.
Damit endet der Festakt, lässt das Publikum nachdenklich aber dennoch mit Hoffnung zurück.
Mehr unter: www.annefrank.de
TV-Bericht in der Tagesschau.
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / js,hk