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Am Samstag, den 8. November mobilisierte die NPD zu einem Aufmarsch ins hessische Fulda. Fuldas Bürger ließen dies allerdings nicht auf sich sitzen und mehr als 1500 Gegen-Demonstranten zeigten, dass Fulda kein Ort für Nazis ist. Mit zahlreichen Aktionen und Ständen in der Innenstadt und vor dem Dom machten sie deutlich, dass Fulda lieber eine bunte Stadt ist - und keine braune.
Von Sarah Köneke
Die Rechtsextremen reisten hauptsächlich mit dem Zug an. Die Polizei war darauf vorbereitet und begann am Bahnhof bereits gegen 11 Uhr vormittags vorbeifahrende Autos und ankommende NPD-Anhänger zu kontrollieren. Am Treffpunkt der Rechtsextremen wurden zudem noch einmal alle Demonstranten von der Polizei auf unerlaubte Gegenstände durchsucht. Dabei wurden laut der Fuldaer Zeitung Knüppel, Schlagwaffen und ein Gürtel mit Hakenkreuz konfisziert. Die Gruppe der Rechtsextremen bestand fast nur aus jungen Männern, es waren nur wenige Frauen dabei.
Auf dem Universitätsplatz, dem zentralen Platz von Fulda, gingen die Aktionen gegen den NPD-Aufmarsch bereits früh los. Ab 10 Uhr wurde auf einer Bühne ein buntes Programm aus Musikgruppen und verschiedenen Rednern geboten. Ab 12.30 Uhr fand dann eine vom Deutschen Gewerkschaftsbund organisierte Gegendemonstration statt. Das Programm auf der Bühne ging währenddessen trotzdem weiter und zog auch noch den einen oder anderen neugierigen Passanten an, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu informieren.
Auf vielen Plätzen der Innenstadt und vor dem Dom waren Informationsstände der verschiedenen Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Vereine und Verbände aus Fulda aufgebaut. Auch die „Front deutscher Äpfel“ (FDÄ) war anwesend und sorgte zunächst wieder einmal für Verwirrung bei den Zuschauern. Die in Leipzig gegründete Jugendorganisation ist inzwischen auf allen größeren NPD-Aufmärschen vertreten und parodiert rechtsextreme Parteien.
Uni-Seminar in der Innenstadt
Auch die Hochschule Fulda war mit einem Stand vertreten und bot zudem Glühwein und alkoholfreien Punsch an. Die Studenten hatten sich um 9.30 Uhr gemeinsam an der Hochschule getroffen und waren dann geschlossen zum Universitätsplatz gezogen. Besonders der Fachbereich „Pflege und Gesundheit“ hatte sich eingesetzt und den Protest mit Flyern, Aushängen, dem Stand und viel Engagement gegen die Rechtsaußen organisiert. Allerdings muss auch gesagt werden, dass leider nicht sehr viele Studenten dem Aufruf folgten. Zumindest hätten es sehr viel mehr sein können bzw. sein müssen. Eine andere Aktion des Fachbereichs Sozialwesen stieß bei den Bürgern auf begeisterte Resonanz: Eine Gruppe Studierender hatte zusammen mit ihrem Dozenten das Wochenendseminar zum Thema „Interkulturelle Kommunikation“ von der Hochschule einfach in die Innenstadt verlegt, um aktiv das Gespräch mit Passanten zu suchen und mit ihnen über Respekt, Toleranz und Meinungsfreiheit zu sprechen.
Manche Fuldaer Bürger zeigten sehr offen mit verschiedensten Plakaten, dass sie keine Nazis in Fulda wollen. „Kein Platz für Nazis in Fulda und anderswo“, „Lieber bunt als braun“ und „Fulda Nazifreie Zone“ war immer wieder zu lesen. Einen sehr schönen symbolischen Protest gestalteten die Evangelische und die Jüdische Gemeinde, indem sie gemeinsam sangen, tanzten und aus dem Alten Testament vorlasen. Gemeinsamkeiten betonen und dadurch gegenseitigem Unverständnis und Hass auf den anderen den Nährboden nehmen.
150 Neonazis außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung
Zur gleichen Zeit marschierten laut der Fuldaer Zeitung rund 150 rechte Demonstranten, die von 300 Polizeibeamten abgeschirmt wurden. Nachmittags war es deshalb nicht mehr möglich, zu der NPD-Demonstration zu gelangen. Während der Demonstration wurden zwei Kundgebungen abgehalten, bei der Mitglieder des Landes- und Bundesvorstandes sprachen. Die Reden waren reine Provokation: Angela Merkel sei eine frühere FDJ-Sekretärin, Sozialmissbrauch durch Ausländer sei die Regel und Deutschland müsse die EU und die NATO verlassen. In Sprechchören forderten die Demonstranten immer wieder den „Nationalen Sozialismus“ und provozierten mit Hasssprüchen gegen Israel und Migranten in Deutschland. Diese Hasstiraden gingen soweit, dass die Polizei damit drohte, die Demonstration aufzulösen.
Nachmittags trafen der NPD-Zug und die Gegendemonstration aufeinander. Näher als 100 Meter kamen sie sich dabei allerdings nicht, da von der Polizei alles großräumig abgesperrt wurde. Eine große Gruppe Gegendemonstranten blieb dennoch und machte lauthals Stimmung gegen Rechts und die Kundgebung der Nazis. An dieser Stelle gab es aber kein Weiterkommen für die Demonstranten und die Veranstalter beschlossen, mit dem Demonstrationswagen zurück zum Universitätsplatz zu fahren. Viele der Demonstranten folgten. Dies war insofern gut, da der Universitätsplatz, der sich inzwischen leider etwas geleert hatte, nun wieder sehr viel voller wurde. Auf der Bühne gab es weiterhin ein Musikprogramm und allgemein herrschte bei Kaffee, Kuchen und Glühwein eine gute Stimmung und viele Grüppchen standen zwischen den verschiedenen Ständen und diskutierten.
Die Aktionen gegen den NPD-Aufmarsch in Fulda waren vielfältig. Das Wichtigste aber war, dass sie überall verteilt in der Innenstadt waren und somit nicht übersehen werden konnten. Auch all diejenigen, die nur wie gewohnt ihren Samstagseinkauf verrichten wollten oder vielleicht schon nach Weihnachtsgeschenken suchten, bekamen die Proteste mit. Und der ein oder andere wurde dadurch sicher erreicht, der sich sonst nicht mit diesem Thema auseinander gesetzt hätte. Vom NPD-Aufmarsch und den Kundgebungen bekam die Öffentlichkeit nicht viel mit, da von der Polizei alles abgeschirmt war. Es war also ein buntes Fest bei herrlichem Sonnenschein, dem der braune Dunst nichts anhaben konnte.
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de / hk