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Die neue Rechtsschreibung

Hintergründig und lesenswert über Rechtsextremismus zu berichten ist gar nicht so einfach. Ein Workshop für Journalistinnen und Journalisten in Hamburg am 23. August vermittelt wichtige Kernkompetenzen.

Als „Döner-Mord“ zum Unwort des Jahres 2011 gekürt wurde, wollte es wieder keiner gewesen sein. Doch Fakt ist: nahezu alle Medien benutzen den Begriff in ihrer Berichterstattung. Von der Bild-Zeitung, über Süddeutsche und Spiegel, bis hin zur taz, kaum ein Journalist schien sich Gedanken darüber zu machen, was es für die Angehörigen der Opfer bedeutet, ihren verstorbenen Vater, Bruder, Sohn, Onkel zum Fastfood degradiert zu sehen. Auch dass nur zwei der insgesamt zehn Mordopfer des NSU in einem Dönerimbiss arbeiteten, İsmail Yaşar in Nürnberg und Mehmet Turgut in Rostock, interessierte die Presse offenbar nicht.

Aber nicht erst die Selbstenttarnung der neonazistischen Terrorgruppe „NSU“ zeigte, dass auch Journalisten die Bedeutung des Rechtsextremismus unterschätzt haben. Die wenigsten Medienschaffenden wissen über das Thema wirklich Bescheid und wenn es darum geht, vor Ort zu recherchieren und hintergründig über Neonazis zu berichten stoßen die Journalistenj mit ihren gewohnten Arbeitsweisen schnell an ihre Grenzen.

Das Beratungsnetzwerk Hamburg lädt gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung, Mut gegen rechte Gewalt und der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration zu einem kostenlosen Workshop für Journalistinnen und Journalisten ein, um neue Methoden für die Berichterstattung über Neonazis sowie juristische Expertise zu vermitteln.

Wer steckt hinter Aktionen in der Öffentlichkeit? Wie sehen heute Hamburger Neonazis aus? Welche Strategien verfolgen sie gegenüber Journalisten? Diese und andere Fragen beantwortet Andreas Speit, der seit Jahren als Journalist und Buchautor über Rechtsextremismus in Hamburg berichtet. Alexander Hoffmann (angefragt) kennt als Anwalt die juristischen Tricks rechtsextremer Kader. Er erklärt, wann sich wer auf welche Rechte berufen kann (z.B. Hausrecht, Persönlichkeits- und Bildrechte, Öffentlichkeit von Äußerungen). Zudem liefern Angelika Henkel (NDR-Fernsehen) und Stefan Schölermann (NDR Info) Best Practise Beispiele und diskutieren mit den TeilnehmerInnen „Berichterstattung – aber wie?“.
 
Der Workshop findet am 23. August 2012 von 9 – 13 Uhr im Zentrum für Aus- und Fortbildung, Normannenweg 26, in Hamburg, statt.

Alle interessierten JournalistInnen sind herzlich eingeladen und können sich bis zum 17. August beim Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus anmelden.
 
Kontakt: Frau Dutzek
Tel. 040-42863-3625 oder per Mail an bnw-hamburg [at] lawaetz . de