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Allerletzter Aufruf...

 ...zum bundesweiten Schülerzeitungswettbewerb: MUT fördert Schülerzeitungen mit Mut! Verlängerter Einsendeschluss ist endgültig der 30.03.2009!

Von Antonie Rietzschel

Dem Blätterrausch erlegen, durchforsteten wir von der MUT-Redaktion Mitte März über 200 eingesandte Hefte auf der Suche nach preisverdächtigen Beiträgen. Denn auch dieses Jahr vergibt Mut gegen rechte Gewalt beim bundesweiten Schülerzeitungswettbewerb den Sonderpreis „Medien mit Mut“. Zu gewinnen gibt es Geld zur Aufbesserung der Redaktionsskasse und Praktikumsplätze bei MUT. Schülerzeitungsredaktionen haben immer noch die Möglichkeit beim Wettbewerb mitzumachen, indem sie uns ihre Schülerzeitung zuschicken. Vorab ein paar Eindrücke aus den bereits gesichteten Beiträgen:

Wo wurzelt Gewalt? Auch in der Unfähigkeit, Konflikte zu lösen. Die Schülerzeitung MEMO der Geschwister-Scholl-Hauptschule aus dem pfälzischen Germersheim widmet diesem Thema sechs lehrreiche Seiten, um Schüler zu ermuntern, Streitschlichter zu werden. Denn würden dies Lehrer tun, "gäbe es meist einen Verlierer oder beide Parteien würden bestraft werden.... In der Streitschlichtung helfen dagegen ältere Schüler und Schülerinnen jüngeren, ihre Konflikte vgewaltfrei zu lösen, um ein zukünftiges Miteinander zu ermöglichen...und zwar so, dass beide Seiten zufreieden sind, dass beide gewinnen und der Streit z.B. mit einer Entschuldigung, einer Wiedergutmachung oder sich aus dem Weg gehen endet."
Zeitungstitelblätter
Zeitungstitelblätter

Dieses Jahr  zum dritten Mal im Rennen ist der Vorjahressieger, das „Martinshorn“, die Schülerzeitung des Martineum-Gymnasiums in Halberstadt. Die Redaktion entdeckte auf der gusseisernen Ehrentafel für Kriegstote in ihrer Aula, sechs Namen von SS-Mitglieder und machten daraus eine Titelgeschichte, woraufhin die Schulleitung die Tafel entfernen ließ. In einem Schülerwettbewerb wurde eine neue Tafel entworfen.


In Youthpaper, der StadtschülerInnenzeitung für Rheine widmete sich ein Autor der Frage, ob Neonazis auch ein Recht auf das demokratische Recht der Meinungsfreiheit haben. In dem Artikel erfahren die Leser alles über die Ideologie der Neonazis und deren Strategie zur Verbreitung dieser. Am Ende macht der Autor deutlich, warum den Neonazis der Mund verboten gehört: „Meinungsfreiheit hat Grenzen, nämlich dort, wo unter ihrem Deckmantel gegen Minderheiten gehetzt und für eine Politik geworben wird, die demokratische Freiheiten abschaffen und durch eine Diktatur ersetzen will.“

Erlebt hat diese Art von Diktatur eine Zeitzeugin, die die Schüler der Viechtacher Realschule für ihre Zeitung mit dem für Nicht-Bayern unaussprechlichen Namen „`s Viechtacher Woidschratzl“ befragten. In dem Interview erzählt die ältere Dame, deren Mutter Jüdin war, von ihrer Jugend im Dritten Reich. Sie spricht über ihre erste große Liebe, den Bruder, der bedroht wurde, weil er gegen Hitler demonstrierte und ihre Erlebnisse nach dem zweiten Weltkrieg. „Macht die Augen auf und seid kritisch“, gibt sie den Schülern am Ende des Gesprächs mit auf den Weg.

Ein ähnlich eindrucksvolles Zeitzeuginnengespräch führt 'Das Möeh' aus Kronberg im Taunus: Lesenswerte acht Seiten räumt die Zeitung für ein Gespräch mit Anneliese Knoop-Graf ein, sie ist die  jüngste Schwester eines von den Nazis hingerichteten Mitglieds der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose, Willy Graf. "Damals hat so mancher mitgejubelt, der heute seine Hände in Unschuld wäscht", resümiert sie die mangelnde Aufarbeitung von Nazi-Unrecht in Deutschland.
beim Studium
beim Studium

 Schließlich fiel uns noch die RUMS in die Hände, eine der zwei Schülerzeitunges des Marie Curie-Gymnasiums aus Dresden. Dort entdeckten wir den Text „Shila will nicht sterben“ in dem der Autor eine junge Frau porträtiert, die vor acht Jahren von Afghanistan nach Deutschland geflohen ist und jetzt kurz vor ihrer Abschiebung in ihre Heimat steht. Doch Shila hat Angst,  da sie dort der sichere Tod erwartet. In Dresden trifft sie auf zahlreiche sehr hilfsbereite Menschen. Nur nicht in der Ausländerbehörde. Für die ist sie "nur eine Ausländerin, die es nicht um jeden Preis wert ist, deutsche Luft zu atmen. Doch Sheila ist der Meinung, dass Menschen für Menschen da sein sollten."

Und zum Schluss noch ein Beispiel wie man es nicht machen sollte: Neben RUMS gibt das Marie-Curie-Gymnasium noch die Schülerzeitung „Platonium“ heraus. Die hatte sich das Thema Extremismus auf den Titel geschrieben. Neben einem Interview mit den Sportfreunden Stiller und einem Mitglied der Jugendorganisation von Die Linke entdeckten wir ein ausführliches Gespräch mit dem sächsischen Vorsitzenden der Jungen Nationalen (JN), der Jugendorganisation der NPD. Die Redaktion hatte sich laut Antext zu dem Schritt entschieden das Interview abzudrucken, da sich ihr Gesprächspartner aufgrund seiner Äußerungen selbst entlarve. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Redaktion stellt unverfängliche Fragen. Und der Interviewpartner erhält für seine unkritisch hingenommene Propaganda jede Menge Raum. Da landet unser Preis wohl kaum...

Sonderpreismotto
Sonderpreismotto

Jetzt seid ihr gefragt: Bewerben können sich Autoren und Redaktionen noch bis zum 30. März. Die Preise werden im Mai 2009 im Bundesrat vergeben. Die Texte und Zeitungen bitte schicken an: MUT c/o Amadeu Antonio Stiftung Linienstraße 139 D-10115 Berlin. Stichwort: MEDIEN MIT MUT. Viel Glück!

www.mut-gegen-rechte-gewalt.de & www.schuelerzeitung.de /Text: Antonie Rietzschel / Fotos: Holger Kulick

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