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Eichsfeld: „Kein sportPlatz für Nazis“


Es sollte eine große Veranstaltung werden, der „Eichsfelder Heimattag“ von Anmelder Torsten Heise, Kreistagsmitglied der NPD im thüringischen Eichsfeld. Doch nur wenige Nazis ließen sich blicken. Dafür waren die Proteste umso stärker.


Von mobit

Am Samstag, den 3. September zogen etwa 300 Demonstrierende, unter dem Motto „Kein sportPLATZ für Nazis“, durch das beschauliche Städtchen Leinefelde im Eichsfeld. Anlass war ein von der NPD angemeldetes Familienfest mit einem RechtsRockkonzert. Die Demonstration und das anschließende Kulturprogramm, als Gegenproteste, waren von einem breiten Bündnis vor Ort organisiert worden. Ihm war es gelungen die demokratischen Parteien und deren Jugendverbände ebenso einzubinden wie unterschiedliche Vereine, Initiativen, Gewerkschaften und Einzelpersonen. Unterstützung kam auch von außerhalb. So waren neben den verschiedenen Bürgerbündnissen aus Thüringen auch Antifa-Gruppen aus Göttingen vertreten. Dieser breite und öffentliche Widerstand war für das Eichsfeld und Leinefelde ein „Quantensprung“, denn vor 7 Jahren als der Bundesparteitag der NPD in Leinefelde stattfand, wurden als Protest nur die Rollos heruntergelassen.

Im Anschluss an die Demonstration des Bündnisses fand im Lunapark ein buntes Fest statt. Eröffnet wurde es von der thüringischen Sozialministerin Heike Taubert und auch der örtliche Landrat Dr. W. Henning und der Bürgermeister G. Reinhardt begrüßten die zahlreichen Gäste und setzten ein Zeichen für Demokratie. Neben einer Klezmer-Band, die diesmal sogar spielen durfte und nicht wie 2007 im nahen Heiligenstadt vom Ordnungsamt als unnötige Provokation der Nazis verboten wurde, unterhielt auch eine lokale Rock-Band die zahlreichen Gäste den Nachmittag über.

Leinefeld
Leinefeld

Der Anmelder Thorsten Heise

Der Grund für diesen Protest des Bürgerbündnisses war der vom NPD-Kader Thorsten Heise angemeldete „1. Eichsfelder Heimattag“. Zeitgleich zum nationalen Antikriegstag plante Thorsten Heise ein Rechtsrockevent mit Familienfestcharakter für 1.500 Nazis auf einem alten Sportplatz. Dies hatte zu erheblichen Streitereien in der Naziszene wegen einer parallelen Veranstaltung in Dortmund geführt und Thorsten Heise sah sich gezwungen die Auftritte der Rechtsrockbands zeitlich nach hinten zu verschieben, um auch Nazis, die erst an der Demonstration in Dortmund teilnehmen wollten, eine Anreise zu ermöglichen.

Der mehrmals vorbestrafte Thorsten Heise sitzt seit den Kommunalwahlen 2009 für die NPD im Eichsfelder Kreistag, tritt als Redakteur der NPD-Lokalzeitung „Eichsfelder Stimme“ in Erscheinung und ist seit vielen Jahren aktiv in der rechten Szene. Er gilt als wichtiges Bindeglied zwischen den Freien Kräften und der NPD. So sitzt er auch im NPD-Bundesvorstand und leitet das „Referat Freie Kameradschaften“. Seit 2002 wohnt Heise auf einem Hofgut in dem kleinen Eichsfelder Örtchen Fretterrode, von dort aus betreibt er unter anderem einen Versandhandel (WB Versand) und ein Musik-Label (WB Records).

„1. Eichsfelder Heimattag“

Angekündigt hatte Thorsten Heise für den Nachmittag ein buntes Familienfest, mit einer Buchlesung, Liedermachern („Torstein“, „Flygien“) und verschiedenen Reden. Der Abend sollte dann im Zeichen des Rechtsrocks stehen. Aufgeboten hatte er die Schleswig-Holsteinische Rechtsrock Band „Words of Anger“, die Dortmunder Skinhead-Rockband „Oidoxie“ und als Hauptact die Berliner Band „die Lunikoff-Verschwörung“.
Es kam trotz besten Wetters, anders als Thorsten Heise geplant hatte, nur wenige Besucherinnen und Besucher. So verirrten sich zum Familiennachmittag mit Hüpfburg und Clown noch nicht mal 100 Nazis auf das Gelände am Rande von Leinefelde. Eher trostlos sah die Wiese aus, auf der es zahlreiche Verkaufsstände und Dixie-Klos gab. Auch bei den Bands gab es noch Veränderungen, so durfte der vorbestrafte Sänger der Lunikoff-Verschwörung Michael Regener nicht auftreten. Hintergrund dabei war das Michael Regener wahrscheinlich gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hätte, da sein Auftritt durch seinen Anwalt nicht rechtzeitig bei den Behörden angemeldet worden war.
Zwar stieg die Zuschauermenge zu Beginn des Rechtsrockevents auf etwa 300 Nazis an, blieb damit allerdings doch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Auch die noch extra aus Dortmund angereisten Nazis erlebten eine Überraschung. So kamen sie nur noch rechtzeitig zum Auftritt der Lunikoff-Verschwörung Coverband. Für Michael Regener sprang der Ersatzsänger Marci von der Band „Tätervolk“ ein, unterstützt wurde er durch die Musiker der Bands Oidoxie und „Words of Anger“ ein.

Thüringen das Festivalland der RechtsRockszene


Trotz der schlechten Besucherzahlen auf Seiten der Nazis hat sich mal wieder gezeigt, dass Thüringen das Festivalland der RechtsRockszene ist und die thüringische NPD weiterhin auf Kundgebungen mit Konzert-Charakter setzt. So hat Thorsten Heise zum Abschluss angekündigt, dass es nächstes Jahr zur gleichen Zeit wieder einen „Eichsfelder Heimattag“ geben soll. Den Eichsfeldern bleibt somit ein Jahr Zeit, sich auf das RechtsRockevent vorzubereiten und wieder bunte und vielfältige Gegenproteste zu planen. Hierfür ist es aber wichtig, dass eine starke Vernetzung und Unterstützung der zivilgesellschaftlichen Kräfte untereinander stattfindet.

Fotos: mobit, c

Hitlerfans am Waldrand