Das Portal
für Engagement
Ein Projekt des Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung
Wir sind Jugendliche und Erwachsene zwischen 15 und 45 Jahren aus der Oberlausitz im Dreiländereck Polen-Deutschland-Tschechien, die es satt haben, weiterhin allein und jeder mit eigenen Rezepten auf Situationen von zunehmender Resignation, Fremdenfeindlichkeit, rechtsextremistischen Aktivitäten, Freiheits- und Demokratieabbau mit ihren häufig gleichen Antworten zu reagieren oder gleich gar nichts zu tun. Wir stören uns daran, wenn Probleme verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt werden. Uns verbindet keine Programmatik und auch keine religiöse Orientierung – Vielfalt, menschlich sein und aktiv gegen Ungerechtigkeit zu stehen ist unsere Ideologie. »Demokratie braucht Beteiligung«, wir nehmen diese gern gebrauchte Weisheit deshalb wörtlich. Wir wollen:
1.) mit kulturellen Aktionen wie z. B. Ausstellungen, Festivals, Kino, Theater und generations- und grenzübergreifender politischer Bildungsarbeit ein offenes Netzwerk schaffen, welches die Lebensqualität in unserem Umfeld hebt.
2.) einer selbstgerechten Politikauffassung widersprechen und unsere Mittel der inhaltlichen, politischen und öffentlichen Arbeit als Provokation versus Bequemlichkeit einsetzen.
3.) uns und den Leuten zeigen, wie man gemeinsam Spaß im Leben haben kann,
Schranken in den Köpfen einreißen, Kulturen verbinden, Aufklärung betreiben, den Politikern auf die Finger schauen und wo nötig auch drauf klopfen.
4.) den Opfern und Ausgegrenzten helfen und ihnen zeigen, sie sind nicht allein.
5.) Fremdenfreundlichkeit und Toleranz leben und mit dieser Zivilcourage zu mehr
Sensibilität in der Wahrnehmung dessen, was öffentlich geschieht, beitragen.
6.) Netzwerker sein, ein Knoten für Informationen und Dienstleistung, um Menschen und
Institutionen miteinander zu verbinden, die sich für friedliche, demokratische und menschenwürdige Verhältnisse engagieren.
Eine Einzelaktion hatten wir im Jahr 2000 geplant, wollten ein Zeichen setzen in einer Region die damals als „befreite Zone“ galt. Wir organisierten ein wunderbares Festival auf dem Marktplatz der Stadt Zittau, das von 40 Begleitveranstaltungen umrahmt wurde, die sich mit den Themen EU, Demokratie, Rassismus und Rechtsextremismus befassten. Die Resonanz war überraschend groß und wir erkannten die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Arbeit. Wir bauten eine Vereinsstruktur auf, um dauerhaft und intensiv tätig zu sein. Oft machten wir das Unmögliche möglich, gewannen zum Beispiel die Firma LONSDALE als jahrelangen Sponsor für unsere Aktivitäten, führten Veranstaltungen in Orten durch, die von rechtsextremen Kameradschaften dominiert waren, wehrten uns regelmäßig gegen rechte Provokationen und Übergriffe und überwanden viele Hindernisse seitens der örtlichen Politik und der Finanzierung unserer Projekte.
„Augen auf“ ist in vielen Bereichen tätig, neben weiteren Festivals und Ausstellungen, Diskussionsrunden und Theaterstücken, Aktionen an Schulen, Graffitiaktionen und Gedenkstättenfahrten, besuchen wir regelmäßig mit unserer „Tonwoche“ regionale Clubs mit einer Mischung aus Politik und Konzert, nehmen seit Jahren an der Mondiali Antirazzisti in Italien teil, organisieren antirassistische Fußballturniere mit Spätaussiedlern, Asylbewerbern sowie ausländischen Gästen und beraten Kommunen und Vereine in unserer Region zu Fragen des Rechtsextremismus und des Rassismus.
Aus: Holger Kulick (Hrsg.), MUT-ABC für Zivilcourage. Ein Handbuch gegen Rechtsextremismus. Von Schülern für Schüler, Leipzig 2008.