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Nicht nur in der Jugendkultur ist die nicht-organisierte rechtsextreme Szene sehr vielfältig. Ihrem komplexen Erscheinungsbild entsprechen komplexe Strukturen. Es werden rechtsextreme Fußballvereine gegründet, die Feuerwehr oder der Kleingärtnerverein im Dorf wird unterwandert, Bürgerinitiativen gegen Asylbewerberheime werden gegründet oder nationale Freie Träger werden in der Jugendarbeit aktiv. So entsteht das Bild einer sozialen Bewegung von rechts.
In der sozialwissenschaftlichen Forschung hat man soziale Bewegungen im politischen Spektrum meistens als emanzipatorische Bewegungen (z.B. Frauen-, Friedens- oder Umweltbewegung) bewertet. Der Rechtsextremismus, wie wir ihn gegenwärtig vor allem in Ostdeutschland vorfinden, weist jedoch ebenfalls Merkmale einer sozialen Bewegung auf. Er erzielt seine politisch-kulturelle Wirkung nicht mehr allein durch traditionelle Führerparteien, sondern durch ein dezentrales Netzwerk von selbständig wirkenden Initiativen, die sich unter bestimmten Umständen zu einer Sammelbewegung formieren lassen. Dafür spricht ferner die relativ schwache Strukturierung, die geringe organisatorische Verfestigung und Bürokratisierung, die Führer- und Hierarchiefeindlichkeit, die Abwesenheit einer geschlossenen Ideologie und die Veränderlichkeit der Aktionsformen vom Aufmarsch bis zu gewalttätigen Aktionen.
Bulletin 1/2002: Rechtsextremismus heute - Eine Einführung in Denkwelten, Erscheinungsformen und Gegenstrategien. ZDK