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Wie reagieren, wenn das eigene Kind in der Schule rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt ist? Eine Broschüre der Opferberatungsstelle ReachOut zeigt auf, worauf Eltern achten müssen und wohin sie sich für Unterstützung wenden können.
Ängstlichkeit und Unsicherheit, Aggressivität, Bettnässerei, Traurigkeit – das alles können Anzeichen von Mobbing bei Kindern sein. „Viele Eltern verstehen nicht, was mit ihrem Kind passiert“, so Sanchita Basu von der Opferberatungsstelle ReachOut. Die Kinder wollten oder könnten sich oftmals nicht klar ausdrücken und selbst wenn deutlich werde, dass es mit Diskriminierungen zu tun habe, wüssten die Eltern nicht, wie sie damit umgehen sollen.
Zum Handeln ermutigen
Die Eltern reagieren sehr unterschiedlich. Manche bagatellisieren die Vorfälle, manche gehen mit ihren Kindern kaum noch vor die Tür, andere wiederum werden aktiv. So eine Mutter, deren Kind plötzlich – scheinbar grundlos – nicht mehr zur Schule gehen wollte. Als ihr die Ursache, rassistisches Mobbing, deutlich wurde, gründete sie eine „AG Rassismus“ an der Schule und wandte sich an Sanchita Basu. Um auch andere Eltern zu ermutigen, sich mit den Problemen ihres Kindes intensiv auseinanderzusetzen, entwickelten sie die Broschüre „Rassistisches Mobbing in der Schule“. Basu betont, dass die knapp gehaltene Broschüre nur ein Anfang sein kann um Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer zu bestärken, sich Hilfe zu suchen. Für komplexere Handreichungen fehlten leider die finanziellen Mittel.
Vielfältige Ansätze
Die Ideen und Ansätze, die ReachOut zum Umgang mit rassistischem Mobbing entwickelt hat, sind vielfältig. Psychische Betreuung der Betroffenen, Workshops und Trainings mit Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern wären notwendig. Oft bleibt aus Geld- und Zeitgründen nur die Möglichkeit, eine Bedarfsanalyse zu machen und den Lehrenden mit auf den Weg zu geben sich selbst um entsprechende Schulungen zu kümmern. Eigene Projekte führt ReachOut vor allem mit Schülerinnen und Schülern selbst aus: „Wir machen Workshops an verschiedenen Schulformen, besonders an Grundschulen“, erzählt Basu.
Rapper als Vorbild
Rassistisches Mobbing in der Schule ist ein Problem aller Altersstufen. „Bei Grundschulkindern ist es jedoch einfacher, einen Zugang zum Thema zu finden. Die Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und hinterfragen, wenn das Thema einmal angesprochen wurde, schnell, warum Mitschülerinnen und Mitschüler etwa mit dunklerer Hautfarbe eigentlich anders behandelt werden“, so Basu. Bei älteren Kindern sei es schon weit schwerer, da sie jeglichen emotionalen Zugang zunächst verweigerten. Hier bedarf es vermittelnden Menschen, die von den Schülerinnen und Schülern als Respektpersonen wahrgenommen werden. „Viel Erfolg hatten wir mit einem HipHop-Projekt, bei welchem zwei Rapper eine Projektwoche mit einer Klasse machten, die ein Mitschüler aufgrund seiner Rassismuserfahrungen bereits verlassen müsste. Zu Beginn der Woche kamen die entsprechenden Schüler zur Provokation mit Deutschlandfahnen zum Workshop. Nach einigen Tagen reflektierten sie jedoch ihr Verhalten und schrieben Texte für eine HipHop-CD zu rassistischem Mobbing“, resümiert Basu.
Gerade für Kinder erfordert es viel Mut die erfahrenen Diskriminierungen anzusprechen. Die Lehrenden und Eltern müssen aufmerksam sein, Probleme ernst nehmen und mit den Kindern einen gemeinsamen Lösungsweg suchen. Diese wichtige Broschüre bietet eine erste Orientierung für alle Beteiligten.
Von Lisa Doppler
Foto: Wolfra, cc, via Flickr