"Hallo !! Ich bin eine Mutter aus einem kleinen Ort bei Lüneburg. Wir haben in letzter Zeit öfter mit den "Rechten" zu tun in unserem Ort. Neulich Nacht steckten uns irgendwelche Leute eine NPD - Zeitung in den Briefkasten. Heute Nacht bekamen wir einen Flyer von Christian Worch verfasst.. 1. Ich habe persönlich sehr viel gegen solch eine "Altpapiersammlung" im Briefkasten..."
...2. noch mehr habe ich dagegen, dass diese Gruppe so klammheimlich und wie mir scheint ohne Verstand irgendwelche dämlichen Schriften verteilt. Da es in unserem Ort leider ein paar rechtsorientierte Personen gibt, möchte ich gerne um Rat fragen, was ich tun kann, ohne dabei groß namentlich bekannt zu werden, da wir auch ein kleines Kind haben. Und, ja ich habe ein bischen Angst, dass da irgendetwas passieren könnte. Trotzdem möchte ich das Ganze nicht einfach so hinnehmen. Über einen Tip von Euch würde ich mich sehr freuen. Mit freundlichen Grüßen ..."Unsere Antwort:
Liebe...., danke für Ihre Mail, hoffentlich können wir ein wenig helfen. Zu 1: Unbedingt einen Aufkleber auf den Briefkasten kleben: "Keine Werbematerialien einwerfen!". Oder noch konkreter einen Spruch in diesem Sinne: "Nazipost muss draußen bleiben!" oder "Nazipropaganda einwerfen verboten!". Wird derlei dann trotzdem getan, können Sie Anzeige gegen den oder die für das Material Verantwortlichen stellen. Denn der Briefkasten gehört quasi zu Ihrer Wohnung, ist also privat.
Briefkastenaufkleber gesehen in Berlin.
Zu Punkt 2 ist die Antwort nicht ganz einfach. Denn es muss darum gehen, dass sich die Situation umkehrt. Gegenwärtig fühlen Sie sich unwohl, weil es im Ort ein paar Rechtsextreme gibt. Ziel muss aber sein, dass die sich unwohl fühlen, weil sie merken, das Klima im Ort ist gegen sie. Deshalb: in der Nachbarschaft, über Kirchen, über Einzelhändler, über Lehrer an Schulen, über Vereine, die Regionalpresse (und Werbezeitungspresse) und das Bürgermeisteramt für Aktionen sorgen, die Rechtsextremen deutlich machen, dass die schweigende Mehrheit nicht auf ihrer Seite steht. Das ist mühsam. Aber einer muss anfangen.
Um so öffentlicher das geschieht, umso weniger Traute haben Rechtsextreme, Leute zu bedrohen. Man könnte ja damit beginnen, solch einen Briefkastenaufkleber zu entwerfen (s.Foto) und ortsweit zu verteilen. Wenn möglichst alle Bürger auf diese Weise Flagge zeigen und die Aktion wird via Presse öffentlich gemacht, wäre das schon ein Riesenschritt. Soweit ein paar erste spontane Gedanken.
Mit besten Wünschen,
Holger Kulick
MUT-Redaktion
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
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- 6.9.2007. Fotos: Kulick